Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Kreis der Gefangenen heraus. »Es gibt keine Beweise für das Gegenteil.«
»Doch – Juri«, sagte Joe.
Valentins Blick blieb auf Liam geheftet. Als er sprach, hörte es sich an, als läse er ein vorbereitetes Statement ab. »Ich habe keine Ahnung, was Juri getan hat, ob er mich betrogen hat oder euch. Ich bin auch nur ein Opfer. Lasst mich frei, und ich werde den anderen helfen.«
»O nein, so leicht kommen Sie uns nicht davon!«, schrie Angela Weaver ihn an. »Sie haben meinen Mann umgebracht! «
Valentin setzte eine Duldermiene auf, als bedauere er den Gefühlsausbruch dieser psychisch labilen Frau.
»Ich habe niemanden umgebracht. Diese … Fremden haben Ihren Mann getötet. Ich versuche lediglich, unsere Freilassung auszuhandeln, damit es nicht noch mehr Tote gibt.«
Joe lachte. »Ihr Plan ist gescheitert, und jetzt wollen Sie sich als Held in Szene setzen?«
Valentin setzte Liam weiter unter Druck. In seinen Augen blitzte eine Warnung auf, die den Gefangenen entging.
Geh. Geh, solange du noch kannst.
Es war verlockend. Liam konnte die Angst in den Zügen des Ukrainers sehen, die er zu kaschieren suchte. Und Liam wusste: Wenn Valentin Angst hatte, dann mussten sie alle Angst haben.
Er sah Turner und Priya an. Beide wirkten unschlüssig, sie schienen noch zu überlegen. Auch Liam überlegte, und er glaubte, dass es noch einen Hoffnungsschimmer gab.
Es könnte vielleicht funktionieren. Wenn sie jetzt abzogen, gab es keinen Grund zu der Annahme, dass sie gefasst würden. Die Masken und Handschuhe hatten dafür gesorgt, dass sie nicht identifiziert werden konnten. Valentin wusste natürlich, wer sie waren, aber das konnte er nicht verraten, ohne sich selbst zu belasten. Und vielleicht könnte er die Polizei davon überzeugen, dass er wirklich ein Opfer war. Es spielte keine Rolle, was ihm die anderen Bewohner der Insel alles vorwerfen würden – solange sie keine handfesten Beweise vorbringen konnten, war Valentin aus dem Schneider.
Es muss nicht noch mehr Tote geben.
Er würde ein paar Monate lang untertauchen, und dann würde er ein ernstes Wörtchen mit Valentin über seine Entschädigung reden. Eine großzügige Entschädigung.
Es war ein sehr attraktiver Plan, und Liam schwelgte ganze fünf Sekunden lang in der Vorstellung.
Dann ging das Licht aus.
45
Vollkommene Dunkelheit umfing sie. Joe hatte das Gefühl, in Bewusstlosigkeit zu versinken. Vielleicht eine halbe Sekunde lang war er vollkommen orientierungslos – kein Licht, kein Geräusch, keine Bewegung, überhaupt keinerlei Sinneseindrücke.
Aber er wusste, dass der Zustand nicht von Dauer sein würde. Es war die Ruhe vor dem Sturm.
Wie aufs Stichwort brach in der nächsten halben Sekunde ein wahres Bombardement von Eindrücken über ihn herein. Die Tür zur Garage flog auf, und Joe spürte die Vibrationen von hastigen, aber koordinierten Bewegungen. Er hörte das Getrampel schwerer Schritte und das Scheppern von Waffen. Rote Lichtpunkte tanzten in der Garage umher wie Glühwürmchen und landeten auf den in Dunkel gehüllten Gestalten links und rechts von ihm. Mehrere Stimmen bellten Kommandos.
»Waffen fallen lassen!«
»Hinlegen, aber plötzlich!«
»Alles auf den Boden.«
Joe reagierte bereits. Trotz seiner Handschellen bekam er irgendwie Angelas Ärmel zu fassen. Er spürte, wie sie sich umdrehte, wie sie versuchte, die Beine unter dem Körper herauszubekommen, doch die Gefangenen saßen so dicht gedrängt, dass sie sich kaum frei bewegen konnten. Während Joe sich nach hinten schob, um Platz zu machen, stieß er gegen einen Fuß – Liam, oder vielleicht Priya.
Ein roter Punkt glitt über Angelas Kopf und blieb an ihrem Halsansatz hängen, wo er eine graue Haarlocke aufscheinen ließ. Joe warf sich gegen seine Nachbarin.
»Flach hinlegen! So flach, wie es nur geht!«
Er hoffte, seine Stimme würde trotz des Schocks zu ihr durchdringen. Manche der Gefangenen begannen offenbar gerade erst zu begreifen, was hier geschah – ihre Bewegungen waren träge und unsicher. Liam, Priya und Turner, die hinter ihm waren, schienen auch nicht zu reagieren, als hätten die wandernden roten Punkte sie festgenagelt.
Joe wusste, dass es sich um Infrarot-Zielhilfen handelte, wahrscheinlich von Zielfernrohren, die auf Automatikgewehre montiert waren. Oft lag ihr Hauptzweck in der einschüchternden Wirkung und nicht in ihrer Unverzichtbarkeit für den Einsatz. Um sich in der völligen Dunkelheit so sicher zu bewegen, mussten die Angreifer auf
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