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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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wirklich gestorben war. Außerdem hatten wir am Nachmittag noch nichts vor.
    Und zumindest das leuchtete Eloise sofort ein. Die Straßenbahnen in Rom sind grün wie Pistazieneis. An der Haltestelle am Platz bei uns um die Ecke standen gerade zwei von ihnen nebeneinander wie Stallpferde. Die 19 fuhr unseren Schulweg entlang, über den Tiberfluss und zum Park hinauf, wo der Zoo lag. Der Eingang war ein weißer Steinbogen, von dem ein Steinelefant seinen Rüssel herunterschwenkte. Schulklassen standen Schlange und Kinder quengelten nach Luftballons, die in bunten Trauben über der Popcornbude schwebten.
    Das Gebäude, wo die Labore untergebracht waren, lag am Rande des Parks, hinter den Braunbären. »Wir warten einfach so lange, bis der Arzt rauskommt. Dann passe ich draußen auf und pfeife, wenn er wieder reingeht«, sagte Eloise, während wir an den Rotnasenbären vorbeischlenderten.
    Die Idee leuchtete mir ein. Nur eine kleine Frage blieb offen: »Wenn du Schmiere stehst, wer geht dann mit mir rein?«
    »Smilla, sei nicht so. Tu es für Mono.«
    Das war gemein.
    Überall staksten einem Pfaue vor den Füßen herum. Man hörte nur das Plätschern der künstlichen Wasserfälle, das Schreien der Vögel in den Bäumen und aus der Ferne immer wieder das Gebrüll der Affen. Aber das war vielleicht auch nur eine Schulklasse, die sich wie eine Affenbande anhörte.
    Wir gingen vorsichtig die Treppe zu dem Laborgebäude hoch. Ein Gärtner rollte mit seinem Elektrokarren vorbei, sonst war niemand zu sehen. Kein Mensch weit und breit. »Tierarzt-Büro« stand auf der Tür. Ich brauchte keine super Noten, um zu wissen, dass sie verschlossen war.
    Wir gingen hinter einem alten Brunnen in Deckung und warteten. Alles blieb ruhig.
    »Vielleicht hat der Arzt heute seinen freien Tag?«, flüsterte ich.
    »Umso besser, dann kann er uns nicht erwischen«, flüsterte Eloise zurück. Ich fing gerade an zu überlegen, was sie damit sagen wollte, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde. Ein schlanker, langer Mann mit einer Frisur wie eine Schuhbürste eilte aus dem Gebäude und verschwand in Richtung Nasenbärgehege. Die Tür hinter ihm zog sich langsam wieder zu.
    »Los! JETZT !«, schnaufte Eloise in mein Ohr.
    Und ich rannte los.
    Ich rannte, ohne darüber nachzudenken, dass ich eigentlich überhaupt nicht mutig war. Ich rannte, ohne zu wissen, was ich hinter der Tür anstellen sollte. Ich wollte nur die Tür erreichen, bevor sie wieder ins Schloss fiel. Alles lief wie in Zeitlupe ab. Ich sah, wie die Tür den Rahmen berührte und kurz stoppte, als würde sie nachdenken, was sie jetzt weiter tun musste. Noch einen kurzen Moment und es würde klack machen …
    Klack. Ich zerrte an der Klinke. Verdammt. Zu spät. Ich wischte mir den Schweiß ab und drehte mich zu Eloise um. »Mist«, zischte ich zu ihr rüber. Da sah ich, ein paar Meter entfernt, eine zweite Tür mit einer Milchglasscheibe. Es war sowieso alles egal, also ging ich hin und probierte, sie aufzudrücken.
    Sie war offen. Und ich ging tatsächlich rein.
    Dahinter begann ein langer Gang mit Glastüren und Schränken. Es roch streng nach Tierpipi, nach Medizin und Heu. Eine Uhr tickte und irgendetwas scharrte und schnaufte. Ich rannte zu einem Schrank und ging daneben in Deckung, kauerte mich hin und stützte mich mit den Händen am Boden ab. Da spürte ich etwas. Und ich musste nicht erst hinschauen, um zu wissen, was mir da an den Händen klebte. Kleine Würstchen, grau wie Asphalt und so perfekt gerollt wie eine Winz-Zigarre: Meerschweinchenköttel. Mono-Köttel. Und sie waren noch frisch. Ich hatte es geahnt. Gänsebein hatte Papa frech angelogen. Mono lebte, als Gefangener eines verrückten Tierarztes, der wahrscheinlich irgendwelche kranken Experimente mit ihm machen wollte. Mono, mein Mono, ich rette dich!
    Auf einer der Türen stand ein Schild: »Dr. Gänsebein, leitender Tierarzt«. Ich drückte die Klinke hinunter. Abgeschlossen. Aber es war ein altmodisches Schloss und ich konnte durchs Schlüsselloch schauen. Ich sah einen Behandlungstisch aus Edelstahl, Lampen und irgendwelche Operationsgeräte wie im Krankenhaus. Jede Menge ausgestopfte Tiere. Und – einen Schreibtisch, auf dem ein anscheinend selbst gebauter schwarzer Kasten stand. Klaro, das war der geklaute Schwarmschreiber. Und dann brach es plötzlich aus. Ein Lärm wie von einer Autoalarmanlage: »Fuiiit – Fuiiieeeet – Fuiiieeeeet«. Meerschweinchenfiepen! »Mono, ich bin gleich bei dir«,

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