Paladin der Seelen
sagen: Ich verabscheue die Wahl seiner Metaphern!«
»Ihr seid eine wahre Festung unter den Frauen, das kann niemand abstreiten!«, sagte dy Cabon.
Sie unterdrückte ein Knurren, beschämt, dass sie den Zorn auf seinen Gott über sein demütiges Haupt ergoss. »Wenn Ihr nicht die andere Hälfte des Rätsels kennt, warum wart Ihr dann in diesem Traum?«
»Majestät, das weiß ich nicht!« Er zögerte. »Vielleicht sollten wir alle darüber schlafen.« Er krümmte sich unter ihrem sengenden Blick und versuchte es erneut: »Ich werde darüber nachdenken.«
»Tut das.«
Am anderen Ende des Innenhofes saßen Foix und Liss nun näher beisammen. Foix hielt Liss’ Hand, und sprach zu ihr. Sie hörte ihm zu – mit einem viel zu leichtgläubigem Gesichtsausdruck, wie es Ista schien. Abrupt stand sie auf und rief Liss zu sich. Sie musste zweimal rufen, ehe sie die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich ziehen konnte. Liss rappelte sich eilig auf, doch ihr Lächeln schwebte wie ein Parfüm vor ihr her.
In dem verzweifelten Bemühen, die Rolle als Burgherrin vor den neuen Gästen aufrechtzuerhalten, bereitete Lady Cattilara an diesem Tag ein Abendessen in dem Saal vor, wo sie und ihre Damen am zweiten Abend Ista unterhalten hatten. Arhys war wieder unterwegs. Nur sehr wenige seiner Offiziere waren zugegen, und diese waren offenbar mehr an einem raschen Mahl interessiert als daran, den aufmerksamen Höfling zu spielen. Cattilara hatte Foix an der erhöhten Speisetafel so weit von sich weg gesetzt, wie sie es nur wagen konnte angesichts seines Anspruchs auf einen Platz in Istas Nähe als derzeitiger Hauptmann ihrer Wache. Während das Mahl in angespannter Stimmung verlief, kam es Ista so vor, als wären die beiden sich trotz der Entfernung ihrer gegenseitigen Anwesenheit nur allzu bewusst, aber offensichtlich nicht zueinander hingezogen.
Dy Cabon war aufgeregt, führte aber mit bewundernswertem Feingefühl durch die Gebete und formulierte seine Bitten um göttlichen Segen auf unverfänglich allgemeine Weise. Während das Essen aufgetischt wurde, plätscherten die Gespräche dahin, an denen der Geistliche zwar nicht teilnahm, denen er aber aufmerksam lauschte, wie Ista zufrieden bemerkte.
Einer von Arhys’ führenden Offizieren saß zu ihrer Rechten; Liss und Foix befanden sich weiter am Ende der Tafel. Der Offizier war höflich und ließ sich von Istas Rang nicht einschüchtern. Nach einigen unverfänglichen Bemerkungen sagte er unvermittelt: »Mein Herr hat uns wissen lassen, dass er sehr krank ist. Habt Ihr davon gewusst?«
»Ja. Das ist mir bekannt. Wir hatten darüber geredet.«
»Er ist sehr blass, und er isst und schläft nicht viel. Aber ich hätte nicht erwartet … Wenn er tatsächlich so krank ist, sollte man ihn dann nicht dazu bringen, sich mehr zu schonen?« Er schaute zu Cattilara hinüber, als suche er nach einem Verbündeten gegen seinen ungestümen Befehlshaber, zu Arhys’ eigenem Besten.
»Schonung bringt bei seinem Leiden keine Heilung«, stellte Ista fest.
»Ich habe Angst, seine Krankheit könnte sich verschlimmern, wenn er bei diesem Wetter ausreitet.«
»Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte.«
Cattilara, die auf Istas linker Seite saß, funkelte sie böse an.
»Mir war nicht bekannt, dass Ihr in der Heilkunde bewandert seid, Majestät.« Einladend ließ er seine Stimme ausklingen.
»Bin ich auch nicht. Leider.«
»Eher im Gegenteil«, murmelte Cattilara zornig.
Der Offizier blinzelte unsicher, war aber schließlich aufmerksam genug, von dem Thema umzuschwenken, das der Gräfin so offenkundig unangenehm war. »Die Räuber aus den Fürstentümern kommen selten so dicht an Porifors heran, das versichere ich Euch, Majestät. Aber wir haben sie heute Morgen ordentlich durchgewalkt. Ich glaube, es wird eine Weile dauern, bis sie wieder den Mut für weitere Versuche finden.«
»Das waren nicht bloß einfache Räuber, hatte ich den Eindruck«, wandte Ista ein. »Es waren Soldaten, den Wappenröcken nach zu urteilen. Obwohl ich annehme, dass echte Räuber nicht vor einer Verkleidung zurückschrecken. Hat Sordso der Säufer sich zu einer kriegerischeren Haltung aufgerafft? Oder glaubt Ihr, dass jemand anders in seinem Hof unsere Verteidigung auf die Probe stellen will?«
»Ich hätte es Sordso niemals zugetraut, aber seit dem unglücklichen Tod seiner Schwester Umerue soll er eine große Veränderung durchgemacht haben. Wenn das anhält, müssen wir einen anderen Beinamen für ihn
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