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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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anzulegen.

 
19
     
     
     
    I
    sta trat in den Vorhof und betrachtete erstaunt das Pferd, das Liss für sie ausgesucht hatte. Es war groß, von schimmerndem Weiß und mit einer samtigen grauen Nase. Mähne und Schweif glichen seidenen Bannern – Ferda wäre gewiss in poetische Schwärmereien verfallen. Das Fell war sorgfältig vom Schmutz des Stalles gereinigt. Nur noch einige schwache, gelbliche Spuren waren geblieben, die Ista unwillkürlich an die Flecken auf dy Cabons weißen Roben erinnerten. Die großen, dunklen Augen des Tieren schimmerten feucht und wirkten gutmütig. Es schnaubte und stubste Ista an.
    »Was ist das für ein Pferd?«, fragte sie, als Liss es zur Trittbank führte.
    »Es heißt Feder. Ich hatte das am besten ausgebildete Tier aus dem Stall für Euch verlangt, und man hat mich förmlich angefleht, dieses hier zu nehmen. Seit Lord Illvin krank ist, steht es nur noch faul im Stall herum, frisst und setzt Fett an.«
    »Also ist es Lord Illvins persönliches Reittier?«, fragte Ista und schwang ein Bein über den breiten Rücken. Das Pferd stand vollkommen still, während sie behutsam ihre gepolsterten Knie gegen seine Flanken legte und nach den Steigbügeln tastete. »Aber es ist doch gewiss kein Streitross?«
    »Nein, dafür hat er einen anderen Hengst – ein jähzorniges, rot gezeichnetes Biest, an das sich sonst niemand herantraut.«
    Liss sprang auf ihr Botenpferd. Es tänzelte unwillig und schien geneigt, sie abzuwerfen. Doch unter ihrem festen Griff beruhigte es sich rasch. »Es hat bereits einige Stallknechte angegriffen. Sie haben mir ihre Verletzungen gezeigt. Sehr beeindruckend.«
    Foix hob die Hand und ließ sie fallen, und er und Pejar ritten durchs Tor voran. Liss und Ista folgten; dahinter kam das halbe Dutzend der verbleibenden Ritter der Tochter. Sie formierten sich zu einer Reihe und stiegen die enge Serpentinenstraße am Ort vorbei nach unten. Als sie an der Stadtmauer vorüber waren, wandten sie sich der Straße nach Tolnoxo zu, auf der Ista vor so vielen ereignisreichen Tagen angekommen war. Foix legte ein zügiges, aber nicht zu schnelles Tempo vor; dann ging es im Schritt die Hänge hinauf, und auf ebenem Gelände fielen sie in leichten Galopp. Feder reagierte auf die leichtesten Bewegungen von Zügel oder Fersen. Es war beinahe so, als könne Ista es allein mit den Gedanken lenken. Sein Trab war ein ausgreifendes, sanftes Wogen, sein Galopp wie das Wippen einer Sänfte. Seine Bewegungen waren behutsam und geschmeidig, trotz seiner Größe. Aber Lord Illvin brauchte gewiss ein großes Pferd.
    Sie ritten durch ein feuchtes Waldgebiet am Fluss und scheuchten einen Schwarm großer, summender Pferdebremsen auf. Als sie sich gierig auf Feders seidigen Flanken niederließen, verzog Ista das Gesicht und schlug nach denen, die sie erreichen konnte. Sie knackten widerwärtig und hinterließen blutige Schlieren auf ihrer Handfläche. Liss’ Palomino scheute und kreischte. Foix blickte über die Schulter. Nur Ista sah das violette Licht, das von seiner Hand aufflackerte, doch die abscheulichen Bremsen lösten sich von Liss’ Reittier – nur um sich auf Istas Pferd zu stürzen. Doch ehe sie sich beschweren konnte, gelangte die Reiterschar wieder ins Sonnenlicht und ließ die Bremsen hinter sich.
    Sie machten sich an den langen Anstieg an der steileren Seite des Tales. Am Dorf mit dem Olivenhain hielten sie erneut und tränkten die Pferde. Inzwischen hatten sie sich ungefähr fünf Meilen von Porifors entfernt. Zum Glück war dieses schattige Plätzchen frei von Blut saugenden Insekten. Pejar machte sich auf und fragte die Dorfbewohner nach dem gesuchten Wagen. Ista stand neben Foix im Schatten eines großen Olivenbaums und streckte sich, während die schweißnassen Pferde neben ihnen aus dem Fluss tranken.
    »Spielt Ihr immer noch mit Fliegen herum?«, fragte sie leise. »Ich habe Euer Kunststückchen gesehen. Versucht bitte keine weiteren, andernfalls müsste ich dem Geistlichen davon erzählen.«
    Er errötete. »Es war eine gute Tat. Außerdem wollte ich Liss einen Gefallen tun.«
    »Hm.« Ista zögerte. »Wenn Ihr meinen Rat hören wollt: Benutzt keine Zauberei, um Liss den Hof zu machen. Gebt insbesondere nicht der Versuchung nach, auf diese Weise unmittelbar ihre Gunst zu erwirken.«
    Seinem verlegenen Grinsen nach zu urteilen, wusste er genau, worauf Ista anspielte: Es war nicht das erste Mal, dass ihm der Gedanke an eine Art Liebeszauber in den Sinn kam.
    Ista fuhr noch

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