Paladin der Seelen
kämpfte.
Von vorn erklangen laute Rufe und Flüche in zwei Sprachen. Das Aufblitzen von rotviolettem Dämonenlicht sengte sich durch Istas inneres Auge, als sie sich zusammenkauerte und hinunter blickte. Das Kreischen nachgebenden Metalls erklang von unterhalb des Wagens. Das Gefährt schwankte und neigte sich nach links. Die drei Frauen rutschten über die Bodenbretter. Selbst Ista schrie auf. Sie hörte die Hinterachse brechen; dann kippte das Ende des Wagens gänzlich um und schleifte hinterher. Mit einem Aufschrei fiel der Dienstbote heraus. Arhys rutschte vom Kutschbock ins Innere und konnte es nur mit Mühe verhindern, das schluchzende Kammerfräulein mit seiner Schwertspitze aufzuspießen.
Er starrte wild um sich. »Liss!«, rief er.
»Hier!« Das Palominopferd war auf der rechten Seite des Wagens geblieben und passte sich dessen abnehmender Geschwindigkeit an.
Weitere Schreie und lautes Krachen erklangen von vorn. Der schlingernde Wagen schleuderte vom Scheitel der Straße und kam schließlich schräg zum Stehen. Arhys ließ sein Schwert fallen und hob den schlaffen Körper seiner Frau vom Boden auf. Er hievte sie nach draußen und in die Arme der überraschten Liss. »Nimm sie, nimm sie! Reite, wenn du kannst. Nach Porifors.«
»Ja!«, rief auch Ista. »Tu, was er sagt!«
Foix’ Pferd tauchte in ihrem Blickfeld auf, hielt und bäumte sich wild auf. Ista zeigte nach unten. »Foix, war das Euer Dämon?«
»Nein, Majestät!« Er beugte sich über den Sattelknopf und starrte zu ihr herein. Seine Augen waren weit aufgerissen. Der Schatten des Bären in seinem Innern stand scheinbar aufrecht; sein Kopf drehte sich benommen von einer Seite zur anderen.
»Majestät …?«, rief Liss’ raue Stimme unsicher, während sie verzweifelt versuchte, ihre reglose Last besser in den Griff zu bekommen.
»Nimm Cattilara und reite, oder wir alle sind verloren! Foix, geht mit ihr! Bringt sie durch!«
»Majestät, ich kann nicht …«
»Reitet!« Ista schrie sich beinahe die Seele aus dem Leib. Beide Pferde preschten davon. Ein Schauer dunkler Tropfen regnete von Foix’ Schwert, als er vorüberritt. Gellend Schreie, schabendes Metall, das Singen einer Armbrustsehne, das Geräusch einer schweren Klinge, die in Fleisch schlug – all diese Geräusche drangen an Istas Ohren. Doch das doppelte Echo der Pferdehufe verschwand in der Ferne, ohne langsamer zu werden oder abzuweichen.
Ista kletterte nach vorn, packte die hintere Kante des Kutschbocks und spähte darüber hinweg. Eine große Sänfte mit grünen Tuchbehängen und goldenem Besatz war vor ihnen zur Seite und auf die Straße gekippt. Eines der beiden vorderen Zugpferde stampfte und trat aus, denn seine Vorderbeine hingen zwischen den hinteren Brettern und Haltestangen der Sänfte fest. Das gesplitterte Holz hatte die Haut aufgerissen. Das andere Vorpferd lag in seinem Zuggeschirr, blutete und gab grauenvolle Laute von sich. Ein Dutzend Träger in reich bestickten grünen Gewändern war überall verteilt; sie riefen und schrien, und diejenigen unter ihnen, die noch laufen konnten, halfen den verwundeten Kameraden. Drei von ihnen versuchten, das scheuende Pferd unter Kontrolle zu halten und einen stöhnenden vierten Mann zwischen den Trümmern hervorzuziehen.
Sie hatten vielleicht die Hälfte des Abstiegs zum Fluss bewältigt, wo die Straße ihre letzte Biegung Richtung Porifors beschrieb. Wären sie nicht auf dieses Hindernis gestoßen, erkannte Ista, hätten sie die Spitze des Heerzuges vielleicht tatsächlich durchstoßen können. Ob sie danach ihre Feinde abgehängt hätten, blieb allerdings offen.
Goram saß wie erstarrt und streckte die Hände in die Luft. Ista folgte seinem verängstigten Blick bis zu einem jokonischen Soldaten, der mit gespannter Armbrust mitten auf der Straße stand und auf den Knecht zielte. Ein weiterer Soldat rannte herbei, und noch einer, bis der Wagen von einem Dutzend Männern umringt war, deren Finger zitternd an den Abzugsstangen lagen.
Ein jokonischer Soldat schlich vorsichtig heran und zerrte Goram vom Kutschbock. Der Knecht stolperte auf die Straße und stand da, die Arme um den Körper geschlungen. Er schniefte unkontrolliert. Der Soldat kehrte zurück, griff nach Ista und zerrte sie grob zu sich herunter. Sie leistete keinen Widerstand. Lieber wollte sie auf eigenen Füßen stehen, als sich mitschleifen zu lassen. Arhys erschien auf dem Kutschbock und stand dort für einen Augenblick mit ausgestrecktem, doch reglos
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