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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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für ihn tragen musste.
    »Bleib bei der Königin! Ah, da kommt mein Schwert …!« Illvin stieß seinem Pferd die Absätze seiner geliehenen Stiefel in die Flanken. Die kräftigen Hinterbeine des Tieres spannten sich, und es tat einen Satz nach vorn. Illvins leinenes Nachthemd öffnete sich, entblößte seinen nackten Oberkörper und flatterte hinter ihm. Sein zurückgebundenes Haar wehte im Wind.
    Ista klammerte sich am Seitenbrett des Wagens fest und starrte offenen Mundes nach draußen. Das falsche Pferd, die falsche Waffe, die falsche Rüstung – halb nackt ging doch sicherlich als falsche Rüstung durch? Und Illvin schrie wie ein Verrückter, hielt die Mistgabel mit der rechten Hand und richtete sie wie eine Lanze auf den Krieger aus Jokona, der mit hoch erhobenem Schwert auf ihn zukam. Im letzten Augenblick, auf irgendeinen unmerklichen Druck von Illvins Knie hin, brach das schwere weiße Pferd seitlich aus und rammte das Tier des Jokoners. Dieser schlug zu, doch die Zinken der Mistgabel stießen an beiden Seiten des Handgelenks am Schwertarm vorbei. Ein Drehen, ein Ruck – und Illvin ritt weiter und hielt den Griff des Schwerts in der Linken, während der Jokoner hinter ihm aus dem Sattel stürzte und beinahe von den Pferden der beiden Wachen, die hinterdrein galoppierten, niedergetrampelt wurde. Illvin jauchzte triumphierend und schwang das Schwert, doch mit einem nachdenklichen Blick auf das bescheidene Werkzeug unter seinem anderen Arm behielt er auch die Mistgabel.
    Obwohl ihr lautstarker Angriff erfolgreich war und die Jokoner unmittelbar vor ihnen von der Straße getrieben und zu beiden Seiten verstreut hatte, formierten die feindlichen Reiter sich rasch wieder und nahmen die Verfolgung auf. An Bord des Wagens gab es anscheinend nichts, das man ihnen entgegenschleudern konnte, abgesehen von vier Truhen und einigen harten Brotkrusten. Arhys’ Page durchwühlte verzweifelt das Gepäck nach besseren Wurfgeschossen. Cattilaras Dame hielt den schlaffen Körper ihrer Herrin umschlungen und jammerte. Liss galoppierte immer noch auf der rechten Seite des Wagens und zog ihren neuen Dolch, doch mit dieser Waffe konnte sie gegen die Schwerter der berittenen Gegner wenig ausrichten. Arhys stürzte herbei und zog Ista zurück zur Wagenmitte; dann verharrte er angespannt, schwankend auf einem Knie, mit gezogenem Schwert und bereit, sich auf den Feind zu stürzen.
    Das weiße Pferd preschte vorüber, zur hinteren Seite des Wagens. Mit einem Aufblitzen von Sonnenlicht wirbelte ein Schwert herein und schepperte über den Boden. Arhys trat es in Richtung des barfüßigen Dieners, der es dankbar aufhob und sich wachsam am Wagenende aufstellte. Einige Minuten später überholte das weiße Pferd sie im Galopp auf der anderen Seite, und Illvin beugte sich aus dem Sattel und warf ein weiteres Schwert in den Wagen. Sein Lächeln glitt vorüber wie ein Lichtstrahl, und er schwang die Mistgabel und stürmte erneut voran.
    Goram auf dem Kutschbock schrie auf. Arhys sprang vor. Ista konnte nur die hintere Seite von Arhys’ Beinen sehen, als er sich abstützte und auf einen unsichtbaren Angreifer einschlug, der offenbar neben ihnen ritt. Er bewegte sich mit Kraft, Schnelligkeit und äußerster Präzision. Doch die weiße Leine aus Seelenfeuer, die aus Cattilara hervorquoll und ihm zufloss, schien an Dichte und Geschwindigkeit um das Doppelte zugenommen zu haben. Zu schnell , dachte Ista verzweifelt. Das kann sie nicht lange durchhalten. Es wird sie auslaugen …
    Der Wagen rumpelte um eine enge Kurve. Ista schlitterte auf Händen und Knien über die rauen Bodenbretter, zog sich Splitter in die Handfläche und stolperte gegen Cattilara auf ihrer Liege. Das tränenüberströmte Gesicht des Kammerfräuleins war bleich und rot gefleckt vor Angst und Aufregung. Hinter Liss blieb einer der Ritter des Ordens der Tochter am Straßenrand zurück. Er blutete und kippte aus dem Sattel; sein Pferd lahmte und wurde langsamer. Ista wollte herumwirbeln und sehen, was mit ihm geschah, doch erneut taumelte sie haltlos durch den Wagen, als ein Rad in ein Schlagloch krachte. Als sie das Gleichgewicht wiedererlangt hatte und erneut aufblickte, war der Ritter bereits außer Sicht. Ein dahingaloppierender Jokoner stocherte mit seinem Schwert ungeschickt durch die Lücke zwischen der Seitenwand und der halb hochgerollten Segeltuchplane; er wurde gleichermaßen ungeschickt von Arhys’ Pagen abgewehrt, der auf Knien mit Illvins geraubtem Schwert

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