Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
nächsten Augenblick änderte sich ihr Ausdruck wieder, und sie antwortete mit irgendeiner schnippischen Bemerkung. Ferda beugte sich zu ihr hinüber und sprach wieder mit ihr, länger diesmal. Mit einem Ruck lenkte sie ihr Pferd von ihm fort, und ihr Gesicht rötete sich. Doch der Zorn wich rasch aus ihrer Miene und wurde von einem nachdenklichen Miene verdrängt, die bald darauf einem verbissenen Grinsen wich.
    Ista machte ihrer Verwunderung Luft. »Nanu. Was hatte das jetzt zu bedeuten?«
    Foix, der zu ihren Füßen saß, lächelte heiter. »Ich nehme an, mein Bruder wollte seine Reitkunst vor Liss zur Schau stellen, statt sich mit ihr zu messen. Und ich fürchte, er hat seine Überraschung nicht auf die geschickteste Weise zum Ausdruck gebracht.« Er lehnte sich auf einen Ellbogen und schaute dem Geschehen mit erheitertem Interesse zu, das offensichtlich nicht nur dem farbenfrohen Gepränge des bevorstehenden Rennens galt.
    »Und warum seid Ihr nicht dort unten?«, fragte Ista ihn. »Machen Euch die Rippen immer noch zu schaffen?«
    »Nein, Majestät. Aber ich bin kein so großartiger Reiter.« Belustigt kniff er die Augen zusammen. »Wenn ich mich zum Wettstreit stelle, suche ich mir einen besseren Kampfplatz.«
    Ista hatte den Verdacht, dass er nicht über die Wettkämpfe bei solch ländlichen Feierlichkeiten sprach.
    Angeleitet von den Rufen zweier Ordner formierten die Reiter sich zu einer unregelmäßigen Reihe, die quer über die Straße verlief. Der Stadtgeistliche von Vinyasca erklomm den Baumstumpf, eine blauweiße Schärpe um die Taille. Er sprach einen kurzen Segen und weihte das Rennen der Göttin. Dann hielt er ein blaues Tuch empor. Seine Hand fiel herab. Begleitet von gellendem Geschrei sowohl von den Reitern wie auch aus dem Publikum preschten die Pferde los.
    Zuerst entbrannte der Kampf um die beste Position, wobei die Tiere in einer gefährlich dichten Gruppe galoppierten, fast Leib an Leib. Einer der Reiter stürzte, doch als die Ersten auf halber Strecke zum Wendepunkt waren, zog die Linie sich bereits weit auseinander. Liss’ Fuchsstute und Ferdas Rappe liefen beide weit vorn mit. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte Ista besorgt die Geschehnisse in der Ferne. Ihr Mund stand halb offen, und ihr Atem ging rascher. Als die Reiter wieder hinter dem bewaldeten Hügel hervorkamen, ritten Liss und Ferda deutlich vorneweg, und ihr Vorsprung vergrößerte sich. Die Männer aus Istas Schar jubelten.
    Auf halbem Weg zwischen der Baumgruppe und dem Ziel warf Liss einen Blick über die Schulter auf Ferda und seinen keuchenden Rappen. Dann beugte sie sich tief über den Hals ihres Tieres. Der hoch gewachsene Braune schien förmlich durch die Luft zu schweben, und der Abstand zwischen beiden wurde größer.
    Selbst Ista brach nun in anfeuernde Rufe aus: »Ja! Weiter! Ha!«
    Mit zwei Dutzend Längen Vorsprung hielt Liss auf den Baumstumpf zu, setzte sich dann aber unvermittelt auf. Der Schritt ihres Pferdes verkürzte sich abrupt; und nach einigen weiteren Metern sprang die Fuchsstute beinahe auf der Stelle. Ferdas schaumbedeckter Rappe schoss an ihr vorüber, und Liss ließ die Zügel fahren und ihr Reittier in verhaltenem Kanter hinterdrein trotten. Ihr Tier sah aus, als könne es noch ein weiteres Rennen wie dieses laufen. Ista erinnerte sich, dass die typische Etappe für ein Kurierpferd ungefähr fünfzehn Meilen betrug. Die Rufe der Zuschauer klangen verwundert. Der Rest des Feldes galoppierte durchs Ziel, und die Menge strömte auf die Straße.
    Foix hielt mit einem Arm die Knie umfasst und wippte auf der Stelle. Dabei drückte er die Hand vor den Mund; dennoch war sein unterdrücktes, abgehacktes Lachen zu vernehmen.
    Ferda stand in den Steigbügeln. Er wirkte erstaunt, und sein Gesicht war rot vor Anstrengung und Zorn. Trotz allem wurde er von den verwunderten Einheimischen als Sieger gefeiert, wobei allerdings so mancher Blick auf Liss fiel. Diese streckte die Nase in die Luft und ließ ihr Pferd an Ferda vorbeiparadieren, auf die Stadt und die wartenden Ställe zu. Ferda schien ihr seine blauweiße Girlande am liebsten vor die Füße werfen zu wollen, durfte die Göttin oder seine Gastgeber aber keinesfalls derart beleidigen.
    »Wenn das alles eine Art Liebeswerbung ist«, sagte Ista zu Foix, »solltet Ihr Eurem Bruder vielleicht ein paar hilfreiche Ratschläge bezüglich seiner … hm, Vorgehensweise geben.«
    »Nie im Leben!«, erwiderte Foix, der allmählich wieder zu Atem kam, hin und

Weitere Kostenlose Bücher