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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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staubigen, aufgesprungenen Lippen, und trank. Immerhin war das Wasser einigermaßen frisch. Ista bedeutete dem Mann, auch Ferda und seinem Trupp Wasser zu bringen, und er tat es. Schließlich setzte man sie wieder auf ihr eigenes Pferd, fesselte ihre Hände an den Sattelknopf und band das Pferd mit anderen zusammen, die hinter dem Tross geführt wurden. Ferdas Leute wurden in einer ähnlichen Reihe aneinander gebunden, allerdings weiter vorn, wo sie von einer größeren Zahl Bewaffneter umgeben waren. Die Vorhut wurde wieder ausgeschickt, und die Kolonne setzte sich erneut in Richtung Norden in Bewegung.
    Ista musterte ihre Mitgefangenen, die wie sie selbst an ihre Pferde gefesselt waren. Es waren erstaunlich wenige, bloß ein paar Dutzend geschwächte Männer und Frauen, und kein einziges Kind. Eine weitere ältere Dame ritt in ihrer Nähe; ihre Kleidung war verdreckt, jedoch hervorragend gearbeitet und kunstvoll verziert. Offensichtlich war sie keine gewöhnliche Frau, sondern eine vornehme Dame, von deren Familie reiches Lösegeld zu erwarten war.
    »Woher kommen diese Krieger? Von Jokona abgesehen?«, fragte Ista.
    »Aus irgendeiner Hölle der Roknari, nehme ich an«, entgegnete die Frau.
    »Sie kommen nicht von dort, sie werden dorthin gehen «, gab Ista unterdrückt zurück.
    Die Frau lächelte bitter. Immerhin war sie ansprechbar und nicht von Sinnen vor Angst. »Darum bete ich, jede Stunde. Sie haben mich aus Rauma entführt. Eine Stadt in Ibra.«
    »Ibra!« Ista warf einen Blick nach links auf die Bergkette, die sich in der Ferne abzeichnete. Sie mussten über irgendeinen kaum genutzten Pass aus Ibra entkommen sein, um in Chalion die Berge zu verlassen und dann geradenwegs nach Norden zu halten, Richtung Heimat. Ein verzweifelter Plan. Ihre Verfolger mussten ihnen erbittert zugesetzt haben. »Kein Wunder, dass sie scheinbar vom Himmel gefallen sind.«
    »Wo in Chalion sind wir?«, fragte die Frau.
    »Im Herzogtum Tolnoxo. Diese Plünderer haben noch mehr als hundert Meilen vor sich, ehe sie sich sicher fühlen können. Sie müssen ganz Tolnoxo durchqueren, und das gesamte Herzogtum Cari bastos. Erst dann sind sie an der Grenze von Jokona – falls sie es schaffen.« Sie zögerte. »Ich habe Grund zu der Hoffnung, dass ihre Anwesenheit kein Geheimnis mehr ist, denn einige Mitglieder meines Trupps konnten entkommen.«
    Die Augen der Frau glühten auf. »Gut«, sagte sie, hielt kurz inne und fuhr fort: »Sie sind in der Morgendämmerung über Rauma hergefallen, ganz überraschend. Es war sorgfältig geplant. Offenbar sind sie mehrere Dutzend besser vorbereitete Städte in der Nähe der Grenze in weitem Bogen umgangen. Ich hatte meine Töchter in die Stadt gebracht, um Gaben am Altar der Tochter niederzulegen. Meine Älteste steht nämlich kurz vor ihrer Hochzeit, der Göttin sei Dank. Die Jokoner waren mehr an Beute interessiert als an Entführung und Verwüstung … jedenfalls zu Anfang. Den Rest des Tempels ließen sie in Frieden, obwohl sie jeden festhielten, den sie dort ergriffen hatten. Dann aber verzögerten sie ihren Rückzug, um den Turm des Bastards einzureißen und die bedauernswerte Geistliche des Tempels zu foltern.« Die Frau verzog das Gesicht. »Man hat sie noch in ihren weißen Roben erwischt; sie hatte keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Ihren Mann haben sie erschlagen, als er sie verteidigen wollte.«
    Bei einer Frau, die dem fünften Gott geweiht war, würden die Anhänger des vierfältigen Glaubens ebenfalls mit den Daumen und der Zunge anfangen, um dann mit Vergewaltigung weiterzumachen.
    »Am Ende haben sie die Geistliche im Turm ihres Gottes verbrannt.« Die Frau seufzte. »Zu dem Zeitpunkt war es beinahe eine Gnade. Aber wegen dieser Gotteslästerung haben sie dann alles verloren, was sie vorher gewonnen hatten, denn der Graf von Rauma und seine Truppen erwischten sie noch in der Stadt. Möge der Sohn seinem Schwertarm Kraft verleihen! Er zeigte keine Gnade, denn die Geistliche war seine Halbschwester gewesen. Vermutlich hatte er ihr dieses Amt besorgt, damit sie gut versorgt war.«
    Ista schwieg, lauschte gebannt.
    »Meine Töchter konnten in dem Durcheinander entkommen … glaube ich. Vielleicht hat die Mutter meine Gebete erhört, denn in meiner Angst habe ich mich selbst als Opfer für sie angeboten. Doch als diese Plünderer dann ausgebrochen und geflohen sind, haben sie mich einfach über ein Pferd geworfen und mitgenommen. Offenbar erkannten sie an meiner Kleidung und dem

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