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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Boden. Unruhig bewegte sich das Pferd auf der Stelle. Die Muskeln waren angespannt, sprungbereit.
    Der Reiter schien kein bisschen erschöpft zu sein.
    Sein Haar war dunkelrot und nicht geflochten, sondern kurz geschnitten, wie es in Chalion üblich war. In wilden Strähnen kräuselte es sich um seine Ohren. Ein gepflegter Bart bedeckte sein Kinn. Er trug ein Kettenhemd, Armschienen aus schwerem Leder und einen grauen, mit Goldbesatz verzierten Wappenrock. Das Kleidungsstück war blutbespritzt. Die Blicke des Mannes schweiften hin und her, als er seine Chancen abwog. Dann wurden seine Augen schmal, und er hob sein Schwert wie zum Gruß. Die Hand, die sich fester um den Griff spannte, war schmutzig und von Blut verkrustet. Und dann, nur einen Lidschlag lang, blitzte ein Lächeln auf seinem Gesicht auf, heller als der Stahl seiner Klinge – das sonderbarste Lächeln, das Ista je auf dem Gesicht eines Mannes gesehen hatte.
    Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und preschte vor.

 
8
     
     
     
    A
    ngesichts dieser neuen Herausforderung zögerten die erschöpften Jokoner einen Augenblick zu lange. Der heranstürmende Reiter hatte die vorderen Roknari erreicht, ehe diese die eigenen Klingen auch nur halb gezogen hatten. Mit blutigen Wunden taumelten sie zurück, und schon fiel der Angreifer über Istas Aufpasser her. Der Mann schrie auf und duckte sich, tastete ungeschickt nach seiner Waffe. Zischend durchtrennte die schwere Klinge des Angreifers die straff gespannte Leine zwischen Ista und dem Offizier. Das plötzlich befreite Pferd scheute zurück.
    Das graue Reittier des Fremden bäumte sich neben ihr auf. Die Klinge schwang empor, wechselte unvermittelt in die Linke des Reiters, die nicht weniger behände war als die Rechte. Er ließ die Schneide herumwirbeln, die scharfe Seite nach oben, und stieß den Stahl zwischen Istas Hände und den Sattel, an den sie gefesselt waren. Gerade eben noch konnte sie ihre Finger krümmen und aus dem Weg bringen, als die scharf geschliffene Klinge schon wieder emporzuckte, die Schnüre zerteilte und an Istas Gesicht vorbeizischte. Der Reiter warf ihr einen Blick über die Schulter zu, zeigte ein Lächeln, so breit wie seine Klinge, und gab seinem Pferd brüllend die Sporen.
    Laut aufatmend befreite Ista die Handgelenke von den verhassten Fesseln; dann beugte sie sich vor und griff nach den Zügeln. Ihr Aufpasser riss sein Pferd herum, rammte das ihre, stieß sie beinahe aus dem Sattel und kam ihr zuvor: Er hielt ihre Zügel und zog sie über den Kopf des Pferdes.
    »Verschwinde, verschwinde!«, kreischte Ista und schlug auf seinen Arm ein. Der Mann konnte selbst kaum das Gleichgewicht halten, da er die eigenen Zügel und sein Schwert ungeschickt in der anderen Hand hielt und sich gleichzeitig weit nach vorn beugte. In einer plötzlichen, von Furcht diktierten Eingebung packte Ista überraschend seinen Ärmel, stützte sich auf die Steigbügel und zerrte so heftig sie konnte. Der überraschte jokonische Offizier wurde aus dem Sattel gerissen, stürzte und schlug auf den Steinen im Flussbett auf.
    Ista Pferd tänzelte zur Seite. Sie hoffte, dass es dabei auf ihren Bewacher getreten war, wusste es aber nicht genau. Die glatten, feuchten Kiesel waren mit einer Schicht grüner Algen überzogen und sehr glitschig, sodass Istas Reittier schwankte und ins Stolpern geriet. Die Zügel hingen nun lose herab und drohten, sich unter den Vorderhufen des Pferdes zu verfangen. Ista lehnte sich über den Sattelknauf und griff nach den Zügel, verfehlte sie, versuchte es erneut, erwischte sie endlich und ließ das schmutzige Leder durch ihre schmutzigen Finger gleiten. Als sie sich schließlich aufrichtete, war sie zum ersten Mal seit Tagen wieder Herrin ihrer eigenen Bewegungen.
    Schwerter schlugen klingend aneinander, Metall scharrte über Metall. Sie sah sich hastig um.
    Einer der hinteren Krieger versuchte, den Angreifer zu den anderen zu drängen, während ein zweiter Reiter sich bemühte, in eine günstige Position für einen Attacke auf die ungeschützte Seite zu gelangen. Der Befehlshaber zwang sein Pferd näher an das Handgemenge heran, doch seine Linke hielt gleichzeitig ungeschickt das Schwert wie den rechten Arm. Blut strömte zwischen seinen Fingern hindurch, rann den Ärmel herunter und macht die Zügel in seinem Griff schlüpfrig. Ein weiterer jokonischer Soldat war ein Stück abseits neben den beiden vorderen Reitern gewesen und so dem ersten Ansturm entkommen. Inzwischen

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