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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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benutzen. Ich verweigere sie, ich widersetze mich dir!
    Seine Augen funkelten noch heller, und er ließ seine feisten Hände ihren bloßen Rücken hinunter wandern und zog sie fester in seine Umarmung, drückte sie tiefer in seine Leibesfülle und beugte sich erneut nach vorn. Er küsste sie mit selbstgefälligem, lüsternem Genuss auf den Mund. Peinliche Erregung erfasste ihren Körper, was ihren Zorn nur noch steigerte.
    Unvermittelt verschwanden die dunklen Abgründe aus seinen Augen, die den ihren so nahe waren, dass ihr Blick sich kreuzte. Ein menschlicher Ausdruck trat an deren Stelle, und die Augen wurden erst weit, dann entsetzt. Der Geistliche dy Cabon rang nach Luft und sprang zurück wie ein erschrockenes Tier.
    »Majestät!«, rief er mit schriller Stimme. »Vergebt mir! Ich … ich …« Sein Blick huschte durchs Gemach, richtete sich ruckartig auf Ista, und seine Augen wurden noch größer und huschten über die Decke, den Boden, die Wände. »Ich weiß nicht, wo ich bin …«
    Sie träumte ihn nicht, dessen war sie ziemlich sicher. Er träumte sie. Und er würde sich ebenfalls sehr lebhaft dran erinnern, wenn er wieder erwacht war. Wo immer er sein mochte.
    »Euer Gott«, stieß Ista wild hervor, »hat einen abscheulichen Sinn für Humor.«
    »Was?«, fragte dy Cabon verständnislos. »Er war hier? Und ich habe ihn verpasst ?« Sein Mondgesicht nahm einen verzweifelten Ausdruck an.
    Wenn es tatsächlich ein Traum war, den sie beide teilten …
    »Wo seid Ihr jetzt?«, fragte Ista drängend. »Ist Foix bei Euch?«
    »Was?«
    Ista riss die Augen auf.
    Sie lag auf dem Rücken im dunklen Schlafgemach, zwischen zerwühlten Leinendecken und in Cattilaras durchschimmernden Nachtgewändern. Allein. Sie fluchte.
    Es ging auf Mitternacht zu, vermutete sie. In der Burg war Stille eingekehrt. Durch das Flechtwerk vor ihrem Fenster drang das schwache Zirpen von Insekten. Ein Nachtvogel sang eine leise, einschmeichelnde Melodie. Ein wenig bleiches Mondlicht sickerte ins Innere, sodass das Gemach nicht in völliger Schwärze versank.
    Wessen Gebete mochten sie hierher gelockt haben? Viele Menschen beteten zum Bastard. Er war der Gott der letzten Zuflucht, nicht nur der Menschen zweifelhafter Herkunft. Es konnte irgendwer in Porifors sein. Ausgenommen, nahm Ista an, ein Mann, der nach einem hoffnungslosen Zusammenbruch nie wieder aufgewacht war.
    Wenn ich jemals herausfinde, wer mir das angetan hat, wird der Betreffende sich wünschen, er hätte nie ein Verslein vor dem Schlafengehen gesprochen …
    Leises Knarren und schlurfende Schritte waren von den Treppen zur Galerie her zu hören.
    Ista kämpfte sich unter den Decken hervor, schwang die bloßen Füße auf die Dielen, und schlich leise zu dem Fenster, das auf den Innenhof hinausging. Sie entriegelte den hölzernen inneren Fensterladen und schwang ihn zurück. Zum Glück quietschte er nicht. Sie drückte ihr Gesicht gegen das schmuckvolle eiserne Flechtwerk des äußeren Gitters und spähte in den Hof. Der abnehmende Mond war noch nicht unter die Linie der Dächer gesunken. Sein bleiches, kränkliches Licht fiel schräg auf die Galerie.
    Istas an das Dunkel gewöhnte Augen konnten deutlich die schlanke Gestalt von Lady Cattilara erkennen. Sie war in eine blasse Robe gekleidet und glitt ohne Begleitung über den Balkon. Vor der Tür am gegenüberliegenden Ende der Galerie hielt sie kurz an, öffnete sie dann behutsam und schlüpfte hinein.
    Soll ich folgen? Hinterherschleichen, an Fenstern lauschen, heimlich spähen wie ein Dieb? Nein, das werde ich nicht tun! Egal, wie neugierig du mich machst. Verflucht sollst du sein …
    Sie würde Lady Cattilara auf keinen Fall ins Schlafgemach ihres Schwagers folgen. Dazu konnten nicht einmal die Götter sie bringen. Ista schloss die Fensterläden, drehte sich um und marschierte zurück zu ihrem Bett. Dort vergrub sie sich unter den Decken.
    Lag wach, lauschte.
    Nach einigen Minuten erhob sie sich wieder, trug leise einen Stuhl zum Fenster, setzte sich darauf, lehnte den Kopf gegen das filigrane eiserne Gitter und blickte hinaus. Schwacher Kerzenschein schimmerte durch das Gitterwerk gegenüber. Nach langer Zeit verlosch das blasse Licht. Nach einer weiteren kurzen Zeitspanne öffnete sich die Tür wieder, gerade weit genug, dass eine schlanke Frau sich hindurchzwängen konnte.
    Cattilara ging denselben Weg zurück, den sie gekommen war, und stieg die Treppen hinunter. Sie schien nichts bei sich zu tragen.
    Offensichtlich

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