Paladin der Seelen
besten Händen. Es wird mich nur einige Tage kosten, bis nach Maradi und wieder zurück zu reiten. Lord Arhys hat sich bereit erklärt, uns einige gute, frische Pferde zu leihen. Ich rechne damit, dass ich wieder zurück bin, bevor Ihr Euch gesund genug fühlt, um weiterzureisen.«
»Ich … das gefällt mir nicht. Ich möchte nicht auf Eure Unterstützung verzichten, sollte sich hier ein Notfall ergeben.«
»Wenn Lord Arhys Truppen Euch nicht zu beschützen vermögen, kann meine Hand voll Leute auch nicht mehr ausrichten«, sagte Ferda und verzog das Gesicht. »Wie bereits bewiesen wurde, fürchte ich. Majestät, unter normalen Umständen würde ich mich Euch ohne Zögern fügen.« Seine Stimme wurde noch leiser. »Aber da ist noch die Sache mit dem Bären.«
»Mit diesen Schwierigkeiten kann dy Cabon besser umgehen als irgendein anderer von uns.«
»Falls er noch lebt«, sagte Ferda bedeutungsschwer.
»Da bin ich sicher.« Warum sie so sicher war, wollte Ista nicht näher erklären. Zumal sie sich nicht gleicherweise für Foix verbürgen konnte.
»Ich kenne meinen Bruder. Er kann sehr eindringlich und überzeugend sein. Und gerissen, wenn dies nicht ausreichen sollte. Wenn … er nicht mehr ganz nach seinem eigenen Willen handelt, und ihm doch noch all sein Verstand zu Gebote steht … Ich bin mir nicht sicher, ob dy Cabon mit ihm fertig wird. Ich dagegen schon! Ich habe meine Mittel.« Sein Gesicht hellte sich zu einem kurzen, brüderlichen Lächeln auf.
»Hm«, machte Ista.
»Und dann ist da noch Liss«, fügte Ferda vage hinzu.
Er ließ sich nicht genauer darüber aus, was mit Liss war, und Ista verzichtete gnädig auf weitere Nachfragen. »Ich hätte sie gern wieder an meiner Seite.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und dy Cabon.« Vielleicht ganz besonders dy Cabon. Was immer der Gott vorhatte – der verwirrte junge Geistliche spielte dabei eine Rolle.
»Habe ich dann Eure Erlaubnis, Majestät? Ritter Pejar kann Euch an diesem kleinen Hof gewiss ebenso gut zu Diensten sein. Und er würde es bestimmt mit dem größten Eifer tun.«
Ista ließ Cardegoss dieses kurze Aufblitzen von Überheblichkeit kommentarlos durchgehen. Wäre Porifors ein gewöhnlicher ländlicher Hof gewesen, hätte Ferda fraglos Recht gehabt. »Wollt Ihr sofort aufbrechen?«
Er senkte den Kopf. »Sofort, wenn es Euch recht ist. Sollte es irgendwelche Schwierigkeiten geben, ist es umso besser, je früher ich ankomme.« Auf ihr missbilligendes Schweigen hin fügte er hinzu: »Und wenn es keine Schwierigkeiten gibt, ist es umso besser, je früher ich zurück bin.«
Zweifelnd kaute Ista auf der Unterlippe. »Und dann ist da noch die Sache mit dem Bären, wie Ihr gesagt habt.« Fallen für Bären, hatte der Gott gesagt. Es war sein verfluchtes Haustier, das da entkommen war. Es brachte auch nichts, um den Schutz des Gottes zu beten. Hätte der Gott unmittelbare Kontrolle über die wilden Dämonen besessen, die ins Reich der Materie geflohen waren, hätte er diese Kontrolle vermutlich ausgeübt, statt die menschliche Schwäche zu seiner göttlichen Schwäche werden zu lassen.
»Also gut.« Sie seufzte. »Dann brich auf. Aber komm rasch zurück.«
Er lächelte gequält. »Wer weiß? Vielleicht treffe ich sie ja auf der Straße nach Tolnoxo, und wir sind wieder zurück, bevor die Nacht hereinbricht.« Er kniete nieder und küsste ihr dankbar die Hand. Augenblicke später verhallte der Klang seines flatternden Mantels bereits jenseits der Tempeltüren.
Sehr zu ihrem Missfallen stellte Ista fest, dass zum Mittagsmahl ein Fest auf dem Dorfplatz vorbereitet worden war, zu Ehren der Königinwitwe, wobei sogar ein Chor sang, der sich aus den Kindern der Dorfbewohner zusammensetzte. Diese trugen Lieder und Hymnen vor, außerdem einheimische Tänze. Lord Arhys war nicht anwesend. Die junge Gräfin jedoch erwies den Dorfbewohnern die Ehre ihrer Anwesenheit und lobte die Kinder auf warmherzige Art, was die stolzen Eltern offensichtlich glücklich machte. Mehr als einmal bemerkte Ista, wie die Gräfin die kleinsten Kinder voller Sehnsucht betrachtete.
Nachdem die Rangen den letzten unbeholfenen Tanz vollführt und Hinz und Kunz Ista die Hand geküsst hatten, wurde sie zurück auf ihr Pferd verfrachtet und durfte endlich entkommen. Verstohlen wischte sie an der Mähne des Tieres die schleimige Hinterlassenschaft ab, die von einem verwahrlosten, an Schnupfen erkrankten Kind an ihren Fingern zurückgeblieben war. Inzwischen freute sie
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