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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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schoss zischend ein Stöpsel nach oben und dicker gelblicher Rauch verteilte sich im Raum …
    Im Schlafzimmer von Wills Eltern fand Nando alles genauso verwüstet vor wie in Wills Zimmer. Die Matratzen waren bis auf die Federkerne aufgeschlitzt worden, alle Schubladen am Schreibtisch seines Vaters herausgerissen, ausgeschüttet und zertrümmert.
    »Die Regale sind komplett leer, Mann«, teilte Nando mit. »Vielleicht haben die Schwarzkappen die Aktenordner ja in diesen Kisten rausgetragen.« Die Kamera richtete sich auf einen Temperaturregler neben der Tür. »Kein Wunder, dass es hier so heiß ist: Das Thermostat steht auf dreißig Grad.«
    »Sieh im Schrank nach«, bat Will.
    Nando trat an den offenen, begehbaren Kleiderschrank, in dem es ziemlich dunkel war. Er holte eine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Die Kamera folgte dem Strahl der Lampe: Kleider und Bügel waren von den Stangen gerissen worden und stapelten sich zu einem großen Haufen auf dem Boden.
    »Hier drin ist nichts, Mann«, verkündete Nando. »Die haben alles gründlich durchsucht.«
    »An der Schrankdecke gibt es eine lose Platte«, verriet Will. »Hinten rechts in der Ecke. Versuch es da mal, aber du brauchst einen Stuhl.«
    Nando zog einen Stuhl aus dem Schlafzimmer in den hinteren Bereich des Schranks. Er stieg darauf und betrachtete die Decke, die mit weißer Isolierfarbe besprüht war. »Ich glaube, ich sehe sie. Hier ist eine Naht.« Nando stocherte herum, bis sich eine etwa ein Quadratmeter große Platte aus der Verankerung löste. Er drückte sie hoch und schob sie zur Seite. »Ich kann die Dachsparren sehen, eine Art Zwischendecke. Dahinten ist was.«
    »Kommst du dran?«, fragte Will.
    »Ich versuch's.« Das Bild wurde undeutlich, als Nando den Kopf auf die Seite legte. »Okay, hab es.« Er zog eine schwarze Tasche hervor und hielt seine Taschenlampe darauf. »Sieht aus wie eine Arzttasche. Echtes altes Leder.«
    »Die gehörte meinem Dad«, erklärte Will.
    »Irgendetwas ist neben dem Griff aufgedruckt, schon ziemlich verblasst. Ich glaube, es sind Initialen.«
    Will konnte sich nicht erinnern, jemals Buchstaben auf der Tasche gesehen zu haben. »Steht da J.W.?«
    »Nein, Mann. Irgendwas anderes. Sieht aus wie … H.G.«
    »Das kann nicht sein«, wandte Will ein.
    »Sieh selbst«, sagte Nando und hielt die Tasche vor die Kamera. Und tatsächlich entdeckte Will verblichene goldene Buchstaben auf dem abgegriffenen, narbigen Leder unterhalb des Griffes: H.G.
    »Mach sie auf«, sagte Will.
    »Eine Sekunde. Ich glaub, ich hab was gehört«, meinte Nando.
    Einen Moment später ertönte ein dumpfer Schlag, als wäre im Erdgeschoss irgendetwas Schweres aus Metall auf den Boden gefallen.
    »Was war das?«, fragte Nick.
    »Vielleicht die Heizung?«, mutmaßte Ajay.
    »Nein«, flüsterte Nando. »Ich glaube, es ist jemand im Haus.«
    Alarmiert beugte Will sich vor. »Du musst verschwinden, Nando!«
    Nando sprang vom Stuhl herunter und lief auf die offene Schranktür zu. »Was ist das? Hier stinkt es plötzlich hundserbärmlich.« An der Tür blieb er abrupt stehen und murmelte: »Ich glaub, ich hab da was in der Zwischendecke rascheln gehört.«
    Will schrie den Bildschirm an: »Nando, hau sofort ab!«
    Nando wirbelte herum – mit ihm seine Taschenlampe, deren Strahl schließlich die Klappe in der Decke fand. Irgendetwas befand sich am Rand der Öffnung. Im ersten Moment erinnerte es Will an die Riesenversion eines Kartoffelkäfers.
    Aber dieses Ding dort war schlimmer. Viel schlimmer. Es hatte einen winzigen Kopf, der auf einem blassen Stiel saß, und aus seinem Kiefer ragten Scheren hervor. Große leuchtende Augen wölbten sich aus seinem fast menschlichen Gesicht. Es stellte sich auf die Hinterbeine, sodass man sein wachsartiges Bauchsegment und die restlichen Gliedmaße sehen konnte: zuckende Reihen von etwas, das aussah wie schwarze Wurstfinger.
    »Igitt!«, meinte Nando.
    Das Ding stieß einen schrillen, rasselnden Schrei aus und sprang vom Dachboden direkt auf die Kamera zu. Ajay, Nick und Will schreckten instinktiv vom Bildschirm zurück.
    Nando schlug das Vieh weg, drehte sich um, sprang aus dem Schrank und knallte die Tür hinter sich zu. »Habt ihr das gesehen?«, fragte er aufgeregt.
    »Ja!«, brüllten Will, Nick und Ajay.
    Sie hörten, wie der Käfer von innen gegen die Tür schlug. Kurz darauf drangen seine Scheren wie doppelte Bohrspitzen durch das Holz und sonderten dabei eine ätzende rotorange Flüssigkeit ab, die

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