Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
Franklin Greenwood erworben, dem zweiten Direktor des Centers, der sie als sein Privathaus nutzte.‹«
»Franklin Greenwood«, wiederholte Ajay. »Sohn von Thomas Greenwood, dem Gründer.«
»Derzeit befindet sich die Burg im Besitz von Stan Haxley, einem Ehemaligen, der im Verwaltungsrat der Greenwood Foundation sitzt. Das ist im Moment alles. Bis später«, sagte Brooke und winkte in die Kamera. Die Nachricht endete und der Bildschirm wurde schwarz, bis ihre Syn-Apps wieder erschienen.
»Beschaff mir alles, was du über Lyle Ogilvy finden kannst«, trug Will seinem Double auf.
Nach wenigen Sekunden zeigte »Will« ihnen in einem Jahrbuch ein Farbfoto von Lyle als Schüler im ersten Jahr. Er war blass, verpickelt und unattraktiv, aber bei Weitem nicht der finster dreinblickende Fiesling, den sie kannten. In seinem Schulblazer mit Krawatte sah er fast harmlos aus. Neben dem Bild waren seine persönlichen Daten aufgeführt.
»Ogilvy, Lyle«, las Ajay vor. »Geboren am 14. Oktober 1992 in Boston. Einziges Kind eines leitenden Angestellten eines Ölkonzerns und einer bekannten Dermatologin.«
»Wer von den beiden hat das Center besucht?«, fragte Will.
»Sein Dad, Abschlussklasse 1974, dann Princeton, Abschluss 1978«, antwortete Ajay.
Jetzt folgte ein Foto von Lyle als Schüler im zweiten Jahr. Er hatte ein künstliches Lächeln aufgesetzt und trug dasselbe Outfit, wirkte aber älter und schwerer; er schien noch tiefer in einer schwierigen Adoleszenz zu stecken. Die Ringe unter seinen Augen waren dunkler geworden.
»Irgendwas ist mit ihm passiert«, meinte Will und betrachtete das Foto genauer. »Er sieht verängstigt aus. Zeig uns mal sein Foto als Junior.«
Das Bild wurde durch ein anderes ersetzt: Lyles Verwandlung in die furchterregende Person, die sie alle kannten, war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich abgeschlossen. Sein Lächeln war einem verächtlichen Grinsen gewichen und herrische Geringschätzung hatte die Angst in seinen Augen verdrängt.
»Was auch immer mit diesem Mistkerl passiert ist, es hat hier ein bedenkliches Ausmaß angenommen«, analysierte Ajay.
»Ich vermute, in der Zwischenzeit wurde er von den Rittern rekrutiert«, warf Will ein. »Und wahrscheinlich hatte er Besuch von dem Kahlen.«
Ein blinkendes Icon eines schwarzen Telefons erschien auf dem Bildschirm, begleitet von einem Unheil verkündenden, tiefen Ton.
»Du hast eine Nachricht auf dem Instant Messenger«, teilte Wills Syn-App mit. »Jemand möchte mit dir sprechen. Möchtest du einen Chat-Screen öffnen?«
»Vielleicht ist es Brooke«, überlegte Will. »Ja.«
Das Telefonsymbol dehnte sich zu einem großen Bildschirm aus und ein Signal wurde aktiviert. Das Bild schien aus der Perspektive einer Computer-Kamera aufgenommen zu sein, aber es war so dunkel, dass man keine Details erkennen konnte. Dann bewegte sich das Bild und zeigte die Oberfläche eines sanft schimmernden Stoffes.
Will flüsterte Ajay zu: »Zeichne das auf.«
Der Stoff schwang zur Seite und ein Gesicht schob sich vor die Linse. Dunkle Augen funkelten durch die schmalen Schlitze einer eisernen Maske: der Paladin, der sie durch die Tunnel gejagt hatte. »Will West«, sagte er mit einer knurrenden Reibeisenstimme, die elektronisch gefiltert und verzerrt war.
Will bedeutete Nick und Ajay, von der Kamera wegzugehen, und fragte dann: »Was willst du?«
Der Paladin neigte herablassend den Kopf auf die Seite. »Deinen Kopf. Auf einem Stock.«
Will musste schlucken. »Dann wirst du wohl herkommen und ihn dir holen müssen.«
»Das glaube ich nicht.«
»Ich weiß, wer du bist.«
»Du weißt nicht einmal, wer du bist«, entgegnete der Paladin.
Will starrte auf den Bildschirm und lauschte angestrengt. Er hörte schwache Geräusche im Hintergrund – natürliche Geräusche, von denen er instinktiv wusste, dass sie zusammengehörten – und versuchte, sie zu identifizieren. »Wenigstens verstecke ich mich nicht hinter einer Maske«, bemerkte Will.
»Nein. Du versteckst dich nur in deinem Zimmer.«
»Ich verstecke mich nirgends. Du weißt schließlich, wo ich bin.«
»Wir werden ein kleines Treffen arrangieren … und du wirst zu mir kommen. Sofort und allein.« Der Paladin trat zur Seite. Hinter ihm, in der Mitte des dunklen Raums, war Brooke. Sie saß auf einem einfachen Holzstuhl, die Füße mit einem Seil an die Stuhlbeine gefesselt, die Hände durch die Leisten der Lehne auf den Rücken gebunden. Ihre Augen waren verbunden und sie hatte einen Knebel im
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