Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
ausgeschlagene Zähne. Dann ließ der Paladin ihn los. Nicks Lungen füllten sich wieder mit Luft und er fiel auf die Knie, woraufhin ein stechender Schmerz durch sein Bein jagte. Er schüttelte den Kopf, spürte, wie sein Gehirn allmählich wieder zu arbeiten begann …
Und hörte, dass auf der anderen Seite der Wand ein gewaltiger Kampf tobte: Scheppern, Brüllen, dumpfe Schläge – zwei Monster, die sich in einem finsteren Seitengang prügelten und deren Raserei den gesamten Raum erbeben ließ.
Was zum Teufel geht da vor?
Nick kroch zum Ende der Wand, wobei er das verletzte Bein hinter sich herzog, und spähte vorsichtig um die Ecke.
Der Paladin hatte seinen rechten Arm um den Hals eines riesigen Braunbären geschlungen! Doch der Bär stellte sich auf die Hinterbeine, sodass er die Statue überragte, die mit dem Beil auf seinen Rücken einhackte, bis blutige Fellfetzen durch die Luft flogen. Dann schlug er seine tödlichen Hauer in den Hals des Paladins und bearbeitete ihn, als kaue er auf einem Suppenknochen herum; gleichzeitig kratzte er ihm mit gigantischen Tatzen über den Rücken, sodass riesengroße Funken von seinen gekrümmten gelben Krallen sprühten.
Was in aller Welt …?
Der Paladin ging in die Knie, senkte eine Schulter und rammte den Bären gegen die Wand. Nick krabbelte hastig aus dem Weg, als die Wand einstürzte und die beiden Gestalten in einer Explosion aus Gips und Kacheln in den nächsten Duschbereich krachten. Der Bär kam als Erster wieder auf die Beine, holte erschreckend schnell und behände aus und schleuderte den Paladin durch den Raum. Die Statue donnerte gegen eine weitere Wand, brachte sie zum Einstürzen, und landete irgendwo außer Sichtweite beim Eingang zum Duschraum.
Nick kroch zur Seite und sah, wie der Bär die Verfolgung aufnahm. Einen Sekundenbruchteil lang konnte er ihm direkt in die Augen schauen: schwarz wie die Nacht, blutunterlaufen vor urgewaltiger Raserei, doch hinter der mörderischen Wut versteckte sich ein wacher Verstand. Dann war das Tier an Nick vorbei und er humpelte hinter ihm her auf den zertrümmerten Eingang zu.
Als er die eingestürzte Mauer erreichte, sah er, wie der Paladin aus den Trümmern aufstand und sein Schwert ausstreckte, genau in dem Moment, in dem der Bär mit ohrenbetäubendem Brüllen auf ihn zupreschte. Der Bär hatte so viel Schwung, dass er direkt in die Klinge hineinlief, die glatt durch seine linke Schulter drang.
Ein ersticktes Aufheulen erfüllte den großen Raum. Der Paladin riss das Schwert heraus, während der Bär nach hinten taumelte und Blut aus seiner Wunde schoss. Der Stahlritter setzte ihm nach und hob sein Schwert über den Kopf, um dem Tier den Todesstoß zu versetzen.
Später konnte Nick keine Erklärung für das abgeben, was er als Nächstes tat. Es war keine bewusste Absicht, sondern blinder Instinkt. Unter Aufbietung all seiner Kräfte hob er ein noch intaktes Waschbecken aus den Trümmern, schrie wie ein Berserker im Blutrausch und rammte es dem Paladin, so fest er konnte, in den Rücken.
Das Porzellan zerbrach in tausend Stücke, doch der Paladin reagierte überhaupt nicht. Der Aufprall hatte ihn kaum einen Zentimeter vorwärtsgeschoben.
Aber Nick hatte seine Aufmerksamkeit wiedererlangt: Die Statue drehte sich um, schaute auf ihn herab, und die kalten Stahlaugen schienen ihr ursprüngliches Opfer wiederzuerkennen.
Der Paladin schwang sein Schwert und griff an. Nick duckte sich weg, als die Klinge Kacheln abschlug und in die Betonwand eindrang. Er wich zuerst einen und dann noch einen Schritt zurück, und der Paladin folgte ihm. Hinter ihm sah Nick, wie der Bär um die Ecke humpelte und in der Dunkelheit verschwand.
Nick hatte keinen Plan B – aber hey, wenn er jetzt dran glauben musste, würde er zumindest nicht kampflos draufgehen. Er würde nicht kneifen und nicht um Gnade flehen. Das musste doch auch etwas zählen. Und er hatte dem Bär das Leben gerettet. Im Augenblick schien das irgendwie wichtig zu sein.
Langsam hüpfte Nick rückwärts aus dem Duschraum in die Umkleide, während der Paladin ihm folgte. Doch dann stieß Nick mit dem Rücken gegen die Metalltheke vor dem Sportgeräte-Käfig. Der Widerstandsgeist verließ ihn; er war zu erschöpft und entmutigt, um sich noch einmal aufzuraffen.
»Okay«, sagte Nick resigniert. »Okay.« Er schlug sich zwei Mal aufs Herz und hob dann die rechte Hand. »Ich hab dich lieb, Pops.«
Der Paladin blieb direkt vor ihm stehen und musterte ihn prüfend, in
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