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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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des Erkerfensters, von wo aus er alles schweigend beobachtete. Keiner der Eindringlinge bemerkte ihn.
    In diesem Augenblick kam Ajay zur Wohnungstür herein. Er blieb abrupt stehen, als er Will in seinem Zimmer sah.
    Will fing seinen Blick auf, hielt sich einen imaginären Telefonhörer ans Ohr und formte langsam und lautlos mit den Lippen die Worte: »Ruf Mr McBride an.«
    Ajay nickte, ging zurück und zog leise die Wohnungstür hinter sich zu.
    Dann wandte Will sich Lyle und den anderen zu, die begonnen hatten, sein Zimmer systematisch auseinanderzunehmen. Todd durchwühlte seinen Schreibtisch, während die anderen beiden sich den Schrank und das Bad vornahmen. Lyle drehte die Matratze um und tastete nach verdächtigen Beulen zwischen den Sprungfedern.
    Nr. 65: DER DÜMMSTE TYP IM RAUM IST DERJENIGE, DER DIR ALS ERSTER ERZÄHLT, WIE SCHLAU ER IST.
    »Todd, Kollege«, setzte Will an. »Wenn du schon so gründlich bist, solltest du mein geniales Versteck nicht auslassen. Unter dem Schreibtisch. Du stehst praktisch drauf.«
    Todd hielt lange genug inne, um ihn erneut finster anzufunkeln. »Hältst du mich für einen Vollidiot?«
    Dave nickte, zwinkerte Will zu und streckte begeistert den Daumen nach oben.
    »Hey, ich wollte nur helfen«, beschwichtigte Will.
    »Gehen Sie ins Wohnzimmer und warten Sie bei Ihren Mitbewohnern«, befahl Lyle. »Gemäß Verhaltensregeln, Seite neunzehn, Absatz sechs …«
    Nr. 96: LERNE DIE GRUNDRECHTE DER VERFASSUNG AUSWENDIG.
    »Nein, das tu ich nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bleibe hier und sehe zu«, entgegnete Will. »Gemäß der Bill of Rights, vierter Zusatzartikel: Schutz von Person, Wohnung, Papieren und Eigentum vor willkürlicher Durchsuchung, Festnahme und Beschlagnahmung. Nur für den Fall, dass irgendwelche Beweisstücke ›zufällig‹ den Weg in mein Zimmer finden.«
    Lyle musterte ihn wütend. »Beschuldigen Sie mich etwa, belastendes Beweismaterial hier zu deponieren?«
    »Ich will nur sichergehen, dass keinem was aus der Tasche fällt.«
    Die Handlanger kamen mit leeren Händen aus dem Bad zurück und Todd schüttelte ebenfalls den Kopf.
    Frustriert nahm Lyle das Heft mit Dads Regeln vom Nachttisch. »Was ist das?«, fragte er, während er das Heft durchblätterte.
    Der Anblick dieses Hefts in Lyles Händen machte Will stinkwütend.
    Nr. 30: MANCHMAL WIRD MAN MIT EINEM SCHLÄGER NUR FERTIG, WENN MAN ZUERST ZUSCHLÄGT. UND ZWAR HART.
    »Das ist Privateigentum«, protestierte Will und marschierte zu ihm. »Es ist mir egal, was diese bescheuerten Verhaltensregeln sagen. Wenn ihr euch das nächste Mal hier drin wie die Gestapo aufführt, bringt einen Durchsuchungsbefehl mit, und zwar von einem Richter unterschrieben. Denn falls ihr jemals wieder ohne einen kommen solltet, rolle ich meine Ausgabe der Verfassung zusammen und schlage euch damit die Zähne ein.«
    Alle vier blieben wie erstarrt stehen. Will riss Lyle das Heft seines Dads aus der Hand, woraufhin sich auf dessen kreidebleichem Gesicht leuchtend rote Flecken bildeten.
    Dave sprang von seinem Platz in der Fensternische hervor und führte eine Art Freudentanz auf.
    »So kannst du mit ihm nicht reden«, knurrte Todd und trat zwischen Will und Lyle.
    »Worin bist du eigentlich gut, Todd?«, fragte Will.
    »Wie bitte?«
    »Was sind deine Begabungen im Leben? Ich meine, abgesehen von ›Zweitschnellster‹ und ›Von Beruf Sohn‹?«
    Todds Augen wurden rot wie Bremsleuchten und sein ganzer Körper bebte. Beschwichtigend legte Lyle ihm eine Hand auf die Schulter, aber Todd schüttelte sie ab und schrie Will ins Gesicht: »Du bist so was von erledigt!«
    Nr. 76: WENN DU DIE OBERHAND GEWINNST, NUTZ DEINEN VORTEIL VOLL AUS.
    »Raus jetzt«, verlangte Will. »Alle.« Er stand Kinn an Kinn mit Todd, der die Fäuste ballte und dann das Foto von Wills Eltern vom Nachttisch fegte. Es fiel zu Boden und das Glas zerbrach. Rasende Wut kochte in Will hoch, wie Wasserdampf in einem Kessel.
    Ich werde dir dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen.
    Ungezügelte Energie rauschte durch seine Brust, elektrische Ladung schoss sein Rückgrat hinauf, aber gerade als er auf Todd losgehen wollte, beugte sich Dave zu Todd vor und pustete ihm sanft ins Ohr.
    Vor Schreck schlug sich Todd gegen den Kopf und wirbelte herum, um herauszufinden, wer oder was das gewesen sein konnte. »Was zum Teufel …?«
    Will sah, wie über Lyles Gesicht ein verwirrter, fragender Ausdruck huschte. Er hat keine Ahnung, was er damit anfangen soll – aber er hat Daves

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