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Palast der blauen Delphine

Titel: Palast der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Waldes in einem großen Flammenkreis, von dem aus Feuerzungen zu seinen Händen springen. Das Feuer erzählt von Liebe und Haß, von Kampf und Unterwerfung, von der ewigen Spannung zwischen Mann und Frau.
    Plötzlich wandelt sich das Bild. Wald und Sumpf verschwinden; er sieht eine karge Küste, eine kleine, versteckte Bucht, kieselbedeckt, spärlich von Halmen und stacheligen Gräsern bewachsen.
    Und die Frau, die er nie vergessen wird. Sie kehrt ihm den Rücken zu und schaut auf das Meer hinaus. In einiger Entfernung zum Ufer ankert ein Schiff mit einem schwarzen Segel. Langsam dreht die Frau sich um. Ariadne ist nicht allein.
    Er sieht den Mann im roten Umhang neben ihr, der sie besitzergreifend an sich zieht. Erstmals sieht er die Züge des anderen, und er erschrickt.
     
    Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Asterios starrte auf die flackernden Schatten, die das Kerzenlicht an die Wand warf, und meinte für einen Augenblick, Ariadnes Profil zu erkennen. Dann zerstob das Bild und ließ ihn voller Zweifel und Fragen zurück.
     
    Als Minos das Megaron betrat, war die Königin in ein Brettspiel vertieft. Erst auf sein unwirsches Schnauben hin erhob sich ihre Hofdame und ging. Die Königin war blaß und unfrisiert und trug ein malachitgrünes Gewand, das ihren Körper verhüllte. Sie sah nur einmal ungehalten auf, um sich anschließend sofort wieder den Figürchen aus Bergkristall und Onyx zuzuwenden.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich einen Schemel heranzuziehen und unaufgefordert ihr gegenüber am Spieltisch Platz zu nehmen.
    »Ich habe dich am Hafen vermißt«, sagte er schließlich.
    »Hast du Phaidra nicht gesehen?« Konzentriert schob sie einen schimmernden Kegel auf das nächste Feld. »Man hat mir berichtet, daß sie das Opfer anmutig und würdevoll vollzogen hat.«
    »Ich fürchtete schon, du seist krank geworden«, machte Minos einen neuen Ansatz.
    »Wie du siehst, erfreue ich mich bester Gesundheit.« Ihr Ton war ironisch. »Deine Abwesenheit ist mir ausgezeichnet bekommen.«
    Minos sprang auf, faßte ihr unters Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Warum müssen wir so miteinander reden, Pasiphaë? Dein Wegbleiben war nicht nur mir gegenüber ungezogen. Jeder erwartet, daß die Hohepriesterin die Mysten begrüßt.«
    »Ich wollte meinen Ohren nicht trauen, als man mir berichtete, der attische Thronfolger sei an Bord«, fuhr sie ihn an. Ihre Augen blitzten. »Doch dann begann ich, deinen perfiden Plan zu durchschauen.«
    »Er ist einer der vierzehn Mysten, durch das Los bestimmt, wie es das Delphische Orakel beschlossen hat, um den Mord an Androgeus zu sühnen.« Sie brauchte nichts von seiner kleinen Manipulation zu erfahren. Minos war überzeugt, daß sogar Jesa nichts davon verraten würde.
    »Auch tausend Geiseln können seinen Tod nicht sühnen! Aus Ehrgeiz hast du damals sein Leben aufs Spiel gesetzt. Wäre Androgeus nicht auf deinen Befehl zu den Spielen nach Athenai gesegelt, um die lächerlichen diplomatischen Beziehungen zu verbessern, könnte er heute noch leben.«
    Der Schmerz, der ihr Gesicht entstellte, berührte Minos. Sie leidet wie ich, dachte er bewegt. Wir können ihn beide nicht vergessen. Versöhnlich streckte er ihr die Hände entgegen.
    Pasiphaë aber wich zurück. »Nichts und niemand kann meinen Sohn wieder lebendig machen.«
    »Auch deine eifersüchtige Trauer nicht«, erwiderte Minos heftig. »Aber gemeinsam können wir seine Mörder besiegen! Nur ein mächtiges, unabhängiges Kreta ist in der Lage, seinen Feinden zu trotzen und auch den Generationen, die nach uns kommen, Sicherheit und Wohlstand zu garantieren.«
    »Weißt du, was du riskierst? Aigeus wird seinen Sohn zurückholen – gewaltsam! Ist das die Sicherheit, die du meinst?«
    »Es wird keinen Angriff geben!« fauchte Minos. Ihr Mißtrauen und ihre Vorbehalte schürten seinen Zorn. »Außerdem wird Kreta nicht mehr lange schutzlos bleiben.«
    Pasiphaë hatte ihm den Rücken zugedreht und schien aus dem Fenster zu schauen. »Die Antwort der Barbaren auf diese Provokation kann nur Krieg sein. Willst du dich dann als Retter der Insel aufspielen und die Gelegenheit nutzen, zum zweiten Mal nach der Macht zu greifen?«
    »Du irrst dich, Pasiphaë.« Minos hatte sich wieder im Griff. »Mir geht es um den Frieden! Um den zu sichern, brauchen wir Eisen. Und Theseus kann uns dabei helfen, es zu bekommen! Er ist der Schlüssel zu den attischen Erzvorkommen, ohne die wir auf Dauer nicht überleben werden. So lange

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