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Palast der blauen Delphine

Titel: Palast der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Lachen, verstümmelte Sätze, die er für sich selbst beendete. Er verspürte wenig Lust, sich unter die Neuankömmlinge zu mischen, obwohl er sich vorgenommen hatte, von Anfang an für gute Beziehungen zwischen kretischen und attischen Mysten zu sorgen. Er konnte sich noch gut an Bitias, den sensiblen Gefährten seiner eigenen Einweihungszeit, erinnern. Ihm war der Abschied von Kreta sehr schwer gefallen, aber er hatte sich schließlich doch für Athenai entschieden.
    Eigentlich hätte er froh darüber sein können, wie gut sich die Verständigung schon am ersten Abend zu entwickeln schien. Beim Tanzen mischten sich Kreterinnen und Athener bunt durcheinander, und er beobachtete, wie junge Männer aus Knossos oder Chalara mit attischen Mädchen scherzten. Aber er blieb merkwürdig bedrückt.
    Zwischen den derben Gewändern der Athener und den farbenfrohen kretischen tauchte immer wieder der violettblaue Königsmantel auf. Minos schien bester Laune zu sein und balzte vor Eriboia. Bald schon hatte er sie in eine Ecke gezogen, wo Schemel und kleine Bänke zum Ausruhen aufgestellt waren. Dort hatten sie die Köpfe zusammengesteckt. Pasiphaës Gatte hatte für nichts und niemanden mehr Augen.
    Schließlich öffnete sich die Doppeltür abermals, und Phaidra kam an der Seite von Ikaros herein. Sie hatte ihr Kultkleid mit einem schlichten grünen Leinengewand vertauscht; Kupferlocken umrahmten ihr schmales Gesicht und unterstrichen die Blässe ihrer Haut. Bei ihrem Anblick begann Theseus zu strahlen. Er hatte kaum etwas gegessen und bislang jede Unterhaltung verweigert.
    Nun sprang er auf und steuerte auf Phaidra zu, die ein Gespräch mit Hernippos und Antiochos angefangen hatte. Ungeduldig wippend gesellte er sich dazu und starrte sie so unverhohlen an, bis die anderen endlich begriffen und sich verzogen. Dann begann er, auf sie einzureden.
    Asterios beobachtete, wie Phaidra zunächst lächelte, dann jedoch den Kopf schüttelte. Theseus schien mit ihrer Antwort nicht zufrieden, redete auf sie ein und zwang sie, zurückzuweichen, bis sie mit dem Rücken an der Wand war. Plötzlich duckte sie sich und schlüpfte unter seinen ausgestreckten Armen hindurch.
    Theseus lief ihr nach, blieb aber stehen, als jemand ihn am Arm packte. Als er sich umdrehte, sah er in große, im Schein der Kerzen beinahe bernsteinfarbene Augen. »Ich bin Ariadne. Wer bist du?«
    Da wußte Asterios auf einmal, warum er sich oben verborgen hatte. Er nahm nicht mehr den Festsaal mit seinen Lichtern wahr. Es war, als hätten die Wände sich geöffnet, als stünde er in der kleinen Bucht, in der er vor kurzem die Frau und den Mann gesehen hatte. Vor seine Augen hatte sich ein Schleier gesenkt, der ab und zu aufriß; dann erkannte er die Silhouette Ariadnes und hörte ihr kehliges Lachen, das sich mit dem Weinen der Frau in der Bucht vermischte.
    Er ist es wirklich, dachte Asterios, Große Mutter, stehe mir bei, es ist keine Ahnung, sondern Gewißheit! Theseus, der Mann, der mich umbringen will! Ich kann und darf meine Augen nicht davor verschließen! Das Schiff mit dem schwarzen Segel hat ihn nach Kreta gebracht, damit er seinen Rachedurst stillen kann. Sein Schwert ist scharf und silbrig, und der Haß in seinem Herzen gilt uns allen. Der Heros ist gekommen, um den Stier zu töten. Ich bin sein Opfer. Aber mein Ende ist ihm noch nicht genug. Er wird alles zerstören auch die Frau, die ich liebe.
    Langsam ging er die Treppe hinunter. Seine Beine trugen ihn wie von selbst. Er sah Theseus und Ariadne miteinander reden und beobachtete, wie sie kokett eine Locke um den Finger wickelte. Asterios entging auch der schnelle Blick nicht, den sie ihm zuwarf. Sie wollte sichergehen, daß ihm nichts entging.
    Sein Inneres war in Aufruhr. Er mußte zu ihr laufen, Ariadne warnen und sie fortbringen, irgendwohin, nur weg von diesem Mann, der ihr gleichgültig zuzuhören schien.
    Aber er tat es nicht. Er wußte, in dieser Situation würde sie nur über ihn lachen. Er mußte einen anderen Weg finden, es ihr begreiflich zu machen.
    Er verließ den Saal, so leise und unauffällig, daß es niemand bemerkte.
    Selbst Ariadne registrierte es erst nach einer Weile. Theseus’ spröde Zurückhaltung erschien ihr als Herausforderung, und nachdem sie ihm entlockt hatte, daß er der attische Thronfolger war, bestürmte sie ihn mit Fragen. Schließlich hatte Theseus genug, ließ sie stehen und schlenderte zu den Tischen zurück. Hier gab es keine Musikantinnen, die ihm die Sicht auf das

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