Palast der blauen Delphine
tiefdekolltiertes Kleid, das viel von ihrem prallen Busen zeigte.
»Je später der Abend, desto willkommener die Gäste!«
Sie musterte ihn anzüglich und beugte sich einladend nach vorn. Ihr Lächeln entblößte gelbliche, schadhafte Zähne.
Am liebsten hätte Asterios auf der Stelle kehrtgemacht. Aber er wußte kein anderes Mittel, um seiner Verzweiflung Herr zu werden.
»Ich möchte Wein«, unterbrach er ihr anbiederndes Gegurre. »Den besten und so viel wie möglich. Und ich will allein trinken.«
»Was immer der Herr wünscht«, erwiderte sie vielsagend. Sie führte ihn durch zwei Räume, in denen gezecht und geschäkert wurde, nach hinten in ein überraschend behaglich ausgestattetes Zimmer. Es gab einen blankpolierten Holztisch, eine Bank, ein paar Stühle. In der Ecke stand ein gemauertes Bett mit vielen Kissen.
»Wie allein will der Herr trinken?« fragte sie, als sie mit Krug und Bechern zurückkam. »Soll ich nicht vielleicht doch eine kleine Auswahl möglicher Gesellschafterinnen vorbeischicken?«
»Später«, sagte Asterios. »Jetzt nicht!«
Sie deutete einen mißglückten Knicks an und ging hinaus. Er trank, um zu vergessen. Aber so eifrig er den schweren, dunklen Wein auch durch seine Kehle rinnen ließ, die Bilder in seinem Schädel wollten nicht verblassen. Wieder und wieder sah er Ariadnes erhitztes, aufgeregtes Gesicht vor sich, die kalten Augen des Atheners, die Bucht, das Schiff mit den schwarzen Segeln. Drüben am Kai ankerte es; er war vorhin eigens vorbeigeritten, um sich zu überzeugen, daß es kein Traumbild war, sondern wirklich existierte.
Und all das andere, was er gesehen hatte? War er dabei, seinen Verstand zu verlieren? Wer würde ihm glauben? Wen sollte er einweihen? Wer könnte das überhaupt sein?
Die Wirtin brachte einen neuen Krug, Käse und frisches Fladenbrot, was er mit einer zornigen Handbewegung vom Tisch fegte. Gleichmütig klaubte sie es vom Boden auf.
»Der Herr kann tun und lassen, was er will«, sagte sie. »Aber wenn er meinen Rat hören will …«
»Will er nicht!« knurrte Asterios.
»… dann sollte er in dieser Nacht nicht allein bleiben, sondern sich eine Gefährtin aussuchen. Ich weiß, wovon ich spreche!«
Bevor er weitere Einwände machen konnte, riß sie die Tür auf. »Rein mit euch, Kinder – mal sehen, welche von euch der Herr bevorzugt!«
Drei junge Frauen kamen ins Zimmer, blond, lieblich und schlank war die eine; die andere hatte breite Hüften, schwellende Lippen und taillenlanges braunes Haar. Die dritte starrte ihn aus schwarzen Augen herausfordernd an. Ihre Haut war dunkel wie Bronze, ihre winzigen Brüste unbedeckt, der weiße Schurz, den sie wie ein Knabe um die schmalen Hüften geschlungen hatte, verdeckte nur einen kleinen Teil ihres Körpers.
Er konnte die Augen nicht von ihr wenden.
»Nun, hab ich es nicht gleich gesagt?« grinste die Wirtin, der sein Starren nicht entgangen war. »Eine gute Wahl zumal!« Sie schob die beiden anderen hinaus. »Reindra wird dich nicht enttäuschen, das weiß ich! Sie stammt aus Phönizien, wo man schon immer viel von Liebeskunst verstanden hat.«
Sie machte eine anzügliche Geste und verließ das Zimmer.
Ohne einen Anflug von Befangenheit kam das Mädchen näher. »Willst du einen Becher Wein?« fragte Asterios und spürte, wie schwer seine Zunge schon war.
Sie schüttelte den Kopf und löste ihren Schurz. Dann setzte sie sich breitbeinig auf seinen Schoß und begann ihn zu küssen. Ihre Lippen waren warm und saugend, ihr Atem roch süß. Sie preßte ihre schlanken Schenkel gegen seine und ließ ihr Becken kreisen. Dabei tastete sie nach seinem Glied, drückte und rieb es mit erstaunlicher Geschicklichkeit.
Seine Erregung stieg.
»Warte!« flüsterte er und versuchte aufzustehen. Geschmeidig wie eine Schlange vollzog sie seine Bewegung mit und knüpfte dabei sein Taillenband auf. Er spürte die Hitze ihres nackten Körpers an seiner Haut.
Sie schafften es nicht bis zum Lager. Ungeduldig drückte Asterios sie gegen die Wand. Er hob ihren Schenkel und drang in sie ein. Sie antwortete mit ersticktem Stöhnen.
Sie war heiß und eng und schien unersättlich. Es war anders als je zuvor, nicht das zärtliche, liebevolle Verströmen, das er mit Ariadne erlebt hatte, sondern pure Lust, wild, verzweifelt, grenzenlos.
Kurz vor dem Höhepunkt öffnete Asterios die Augen. Sah ihr verzerrtes Gesicht, die verlaufene Schminke, die spitzen, kleinen Zähne. Sie keuchte wie eine Rasende.
Plötzlich
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