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Palast der blauen Delphine

Titel: Palast der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sehen, die Rundung ihrer Brüste, die sich unter dem dünnen Gewand hoben und senkten. Niemals zuvor war ihm ein Mädchen so nah gewesen. Nie zuvor war ihm eine Frau so schön erschienen.
    Eine Mischung aus Entzücken und Verlegenheit beunruhigte ihn, als sie ihr Kleid in den Sand gleiten ließ. Nackt ging sie zum Wasser, netzte vorsichtig ihre Beine, zog fröstelnd die Schultern hoch, als die Wellen ihren Bauch erreichten, und warf sich dann in die Fluten.
    Sie schwamm mit gleichmäßigen Zügen hinaus und ließ sich auf dem Rücken treiben. Asterios konnte seine Augen nicht von ihrem hellen Körper lösen, der langsam auf- und abschaukelte. Dann kam sie wieder zurück und ließ sich in den Sand sinken.
    Er starrte auf ihre schönen Brüste und den Schwung ihrer Hüften und spürte, wie seine Erregung stieg. Als er seine unbequeme Haltung verändern wollte, stieß er an seinen dösenden Hund, der empört aufjaulte.
    Das Mädchen wandte irritiert den Kopf.
    Verzweifelt versuchte Asterios, das Tier zum Verstummen zu bringen, und hielt ihm die Schnauze zu. Aber sein schattiges Versteck war verraten. Als er vorsichtig zu dem Mädchen hinüberschaute, trafen sich ihre Blicke.
    Blitzschnell war sie auf den Beinen, streifte sich das kurze Kleid über und lief zu ihrem Pferd, das an einer Pinie angebunden war.
    »Lauf nicht fort! Bitte!« rief er ihr zu.
    Sie blieb stehen, wandte sich wütend um und musterte ihn mißtrauisch.
    »Was tust du hier? Was fällt dir ein, mich zu belauern?«
    »Ich habe dich nicht belauert«, versuchte er sich zu rechtfertigen. »Ich bin schon seit einigen Tagen hier. Ich wollte allein sein, um nachzudenken.«
    »Nachdenken!« schnaubte sie und musterte seinen einfachen Schurz und das mehrfach geflickte Hemd. »Warum versteckst du dich dann und wartest, bis du nackte Frauen zu sehen bekommst? Wer bist du überhaupt? Sind das dort drüben deine Tiere? Dann solltest du dich lieber um sie kümmern!«
    »Laß die Herde nur meine Sorge sein«, erwiderte er. »Ich bin ein freier Hirte und kann tun und lassen, was ich will.«
    »Ein freier Hirte«, äffte sie ihn nach und knüpfte dabei ein buntes Band um ihre Taille. Aber seine Antwort hatte sie überrascht. Ihre anfängliche Feindseligkeit jedenfalls war verschwunden. Mit unverhohlener Neugierde starrte sie ihn an, und er starrte verzückt zurück. Sie hatte große, beinahe bernsteinfarbene Augen.
    »Offensichtlich bist du zu frei, um einen Namen zu haben«, schnitt ihre helle Stimme in seine Tagträume.
    »Ich bin …«, stotterte er, »ich heiße Ast… Astro. Und wie heißt du?«
    Er konnte ihr den neuen Namen nicht sagen, nicht, bevor er die Königin gesprochen hatte. Kein Hirte hieß Asterios.
    »Mein Name ist unwichtig«, versetzte sie leichthin und registrierte, wie sein Blick sich verdüsterte. »Wir werden uns ohnehin nicht wiedersehen. Geh zur Seite, Hirte, ich muß losreiten.«
    »Du darfst nicht gehen«, stieß Asterios hervor. »Bitte! Ich werde dich nie wieder belauern!«
    »Nein?« gab sie kokett zurück und lächelte vielsagend. »Nie wieder? Kann es sein, daß du dir gar nichts aus Frauen machst?«
    »O doch! Besonders, wenn sie so schön sind wie du.«
    Jetzt war sie es, die den Blick senkte. Beide standen sich so nah gegenüber, daß ihre Körper sich fast berührten. Daß sie den Atem des anderen auf der Haut spüren konnten. Einen langen Augenblick.
    »Ich muß gehen«, sagte sie endlich leise. »Ich habe mich schon verspätet.«
    »Aber was ist morgen?« drängte er und versuchte, ihr den Weg zu verstellen. »Kommst du morgen wieder?«
    »Vielleicht. Wenn ich rechtzeitig von zu Hause wegkomme. Es ist ein gutes Stück von der Stadt bis ans Meer.«
    »So stammst du aus Chalara, das beim Palast der Königin liegt!« rief Asterios.
    »Nicht direkt«, erwiderte sie rasch und wurde rot. »Aus der Nähe, könnte man sagen.«
    Wieder sahen sie sich unverwandt an.
    »Wirst du kommen?« Das war seine letzte Frage.
    »Vielleicht.«
    Damit ritt sie davon.
     
    Unendlich langsam verging der Abend. Er dachte an ihren warmen Duft, an ihr kehliges Lachen, an ihren nackten Körper. Er fühlte keinen Hunger und wollte nicht müde werden. Wie im Traum verrichtete er seine gewohnte Arbeit. Die Tiere waren unruhig, als spürten sie seine Gedankenverlorenheit. In der mondlosen Nacht lag er wach, lauschte dem Rauschen der Wellen und dachte an den Delphinring, den er der Königin überbringen sollte. Schließlich schlief er ein.
    Ihr Haar kitzelte sein

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