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Palast der blauen Delphine

Titel: Palast der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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jetzt gehen.«
    Verlegen bedeckte er sich mit seinem Schurz. »Ich versteh dich nicht«, sagte er unglücklich.
    »Wie solltest du auch?« gab sie schnippisch zurück. Und fuh sanfter fort: »Es hat nichts mit dir zu tun. Ich bin nur wieder be klarem Verstand und weiß, wer ich bin. Das ist alles. Und du … du bist wirklich sehr nett.«
    Er machte keine Anstalten, sie zurückzuhalten, so benommen war er. Bevor sie aufstieg, warf sie ihm eine angedeutete Kußhand zu. Dann trieb sie ihr Pferd an und ritt davon.
     
    Er erwachte unter dem mondlosen Himmel und fühlte die Sehnsucht nach dem Mädchen wie einen glühenden Punkt in seinem Innersten. In der Ferne hörte er ein Pferd wiehern und das Knacken von Zweigen.
    Er schloß wieder die Augen und versuchte in den Traum zurückzugleiten, in dem er sie gerade noch leidenschaftlich umarmt hatte. Er fühlte ihre Lippen auf seinem Mund, den leichten Druck ihrer Hände auf seiner Brust.
    Er öffnete die Augen, und sie war neben ihm.
    Er wollte sprechen, aber sie legte ihm mit einer bittenden Geste den Finger auf den Mund. Da schwieg er.
    Sie sah seine Augen ganz nahe vor ihrem Gesicht. Mit einem Mal schien es ihr unwichtig, wer sie war, woher er kam. Er würde ihr erster Mann sein und sie zur Frau machen. Er, den sie sich selbst erwählt hatte. Dieser aufregende, fremde Geruch nach Haut und Fell. Diese prickelnde Wahrnehmung ihres eigenen Körpers. Ihr Moschusduft an seinen Händen, auf seinen Lippen. Sie empfand eine schmerzvolle Sehnsucht, die bald stärker, bald schwächer wurde. Aber keinen Schmerz, als sie ihn zum erstenmal in sich spürte.
    »Liebster«, flüsterte sie, als ihr Atem ruhiger ging und sie wieder sprechen konnte. Zärtlich küßte sie sein Ohr.
    Er lag entspannt im Reich zwischen Traum und Schlaf. Warm ruhte ihr Gesicht auf seinem Arm. Niemals zuvor war er so glücklich gewesen. Sie ist wiedergekommen, dachte er. Sie wird immer wiederkommen. Und er gab ihr sein Herz, bedingungslos.
    Als er die Augen aufschlug, war sie fort. Wohlig dehnte un streckte er sich im blassen Licht des Morgens auf seinem Fell, da noch ihren Duft verströmte, und dachte an die vergangene Nacht Mit einem kleinen Lächeln rief er sich die Liebkosungen und ge genseitigen Schwüre zurück. Schließlich hatte sie ihm ihren Na men doch verraten.
    Ariadne, dachte er, und sein Herz wurde weit, meine Ariadni Traumversunken erhob er sich, um seine Arbeit zu verrichten aber immer wieder kehrten seine Gedanken zu ihr zurück. Nac dem Melken hielt es ihn nicht lange bei seinen Tieren. Er tran von der frischen Milch, aß Käse und ein paar der Beeren, die über all im Ufergestrüpp wuchsen. Dann nahm er seine Rohrflöte, spiel te eine Melodie und hielt wieder inne.
    Sie war in ihm. Sie gehörte zu ihm wie der Schlag seines Her zens. Asterios schloß die Augen, um ihr Bild vor sich entstehen z lassen. Da unterbrach das laute Kläffen seines Hundes seine Tag träume. Unwillig sah er auf.
    Aus dem Grün der Tamarisken löste sich eine dunkelgekleide te Frauengestalt. Zielstrebig schritt sie auf seine Feuerstelle zu Die Frau war groß und knochig; trotz ihrer weißen Haare, die vo einem Netz gehalten wurden, ging sie ungebeugt. Als sie schließ lich vor ihm stand, stutzte er.
    Obwohl er ihr nie zuvor begegnet war, kam sie ihm bekann vor. Die hohe, leicht gewölbte Stirn. Der feste Mund. Die ausge prägte Nase, die ihr schmales Gesicht beherrschte. In ihren Züge lag ein Ausdruck, der etwas seltsam Vertrautes in ihm wachwer den ließ. Ihre Augen, schwarz und undurchdringlich gegen da helle Morgenlicht, musterten ihn prüfend, bis schließlich ei Lächeln ihr Gesicht erhellte. Dann wurde sie wieder ernst.
    »Wie heißt du? Was tust du hier am Meer?« fragte sie ihn. Gern hätte er die Auskunft verweigert, aber unter ihrem zwin genden Blick fühlte Asterios sich wie ein ertapptes Kind. »Ic heiße Astro und bin Hirte. Und das ist meine Herde«, gab e unwirsch zur Antwort und machte eine Handbewegung zu den Tieren hin.
    »Der Strand ist nicht gerade bestes Weideland«, entgegnete sie ruhig. »Woher stammst du, Hirte? Hast du dich vielleicht verlaufen?«
    Sie hat recht, mußte sich Asterios gestehen, und gleichzeitig ärgerte er sich darüber. Was geht das diese Frau an? Die Zeit drängte, wollte er noch rechtzeitig Elyros und die Villa der Königin erreichen; aber es war seine Sache, Meropes Auftrag zu erfüllen. Er brauchte keine Belehrungen.
    »Ich habe mich nicht verlaufen«, antwortete er deshalb

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