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Palast der blauen Delphine

Titel: Palast der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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entlang.«
    »Alle Frauen sind Brücken«, erwiderte er leise. »Alle Männer hoffen, daß sie tragen werden.«
    »Du bist tief gestürzt. Sehr tief.«
    Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihre Augen schimmerten unergründlich. Schwarze funkelnde Sterne.
    Er nickte. Er hatte keine Angst mehr.
    »Die Heilige Hochzeit ist die Nacht der Heilung.« Ihre Stimme war sehr sanft. »Es liegt an dir, dich von deinem alten Schmerz zu trennen.«
    »Es tut so weh«, flüsterte Asterios. »Noch immer.« »Ich weiß.« Hatasu breitete ihre Arme weit aus, eine wehrlose, offene Geste, die ihn tief berührte. »Sieh mich an! Ich möchte, daß dir nichts verborgen bleibt.«
    Ihre Brüste waren rund und so klein, daß er sie mit seiner Hand leicht bedecken konnte. Quer über ihren Bauch zogen sich zarte silberne Spuren, und an den Schenkeln war die Haut etwas rauher. Einzelne weiße Haare schimmerten in ihrem dunklen Vlies.
    »Die unbarmherzigen Male der Zeit«, sagte sie, als sie seinen Blick bemerkte, der über ihren Körper glitt. »Was immer du auch versuchst, sie lassen sich nicht aufhalten. Ich bin älter als du. Das gilt nicht nur für meine Haut, sondern auch für mein Land. Ihr seid sehr jung hier, Asterios.«
    »Du bist wunderschön«, erwiderte er. Er berührte ihr Haar, das langsam wie ein dunkler Fächer in der Brandung hin- und herschwang. »Schöner als alle! Die ewige Frau. Die, die immer war.«
    »Meine Brücke trägt.« Es war kaum mehr als ein gewispertes Versprechen. »Komm zu mir. Erlöse mich. Ich sehne mich ebenso nach Heilung wie du.«
    Er umarmte sie im Wasser. Ihr Körper war kühl und leicht, und die Tropfen, die er von ihrer Haut leckte, salzig wie Tränen.
    »Susai!«
    Sie schmiegte sich an ihn, küßte seinen Hals, seinen Mund, ohne zu fordern. Er ließ sich viel Zeit, ihre Hügel und Mulden zu erforschen.
    Als er ihren Schoß öffnete, schlug sie die Augen auf. »Ich wußte, es würde sein«, flüsterte sie und schlang die Beine um seine Hüften. »Ich wußte es.«
     
    Noch vor der Dämmerung fand er sie. Die Dunkelheit begann sich zu lichten. Helle Schwaden stiegen über dem Meer auf. Phaidra lag schlafend unter einem dornigen Busch, auf dem Bauch, ein Bein leicht angewinkelt, den Kopf zwischen den Armen vergraben. Sie sah aus wie ein Kind, das den Heimweg nicht mehr gefunden hatte.
    Theseus ließ sich neben ihr nieder. Sie seufzte leise im Schlaf, drehte sich und wandte ihm ihr Profil zu. Die hohe weiße Stirn, die kräftige Nase. Sie trug ein dünnes weißes Kleid, ohne Gürtel, das am Saum feucht war und ihre Beine bis zum Knie enthüllte.
    Er berührte ihre Wade, sanft, um sie nicht zu wecken, und ließ seine Hand unter dem Kleid den Schenkel hinauf gleiten. Warm und köstlich fühlte sich ihr Fleisch an. Noch immer waren die Bilder und Geräusche der Nacht in ihm lebendig. Graue Schatten krochen aus den Büschen, und die Wellen waren trüb.
    Langsam drehte er sie herum, behutsam, bis sie auf dem Rücken lag. Kraftlos fiel ihr Arm auf die Seite. Ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Theseus legte seinen Arm unter sie und zog sie langsam nach oben. Ihr Gesicht war dem seinen so nah, daß er die Sommersprossen hätte zählen können, die sich wie ein gesprenkeltes Netz über ihre helle Haut zogen. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihr Atem roch bitter.
    Er schmeckte die Bitterkeit in seinem Gaumen. Der Trank, den sie uns eingeflößt haben, dachte er, plötzlich wütend. Damit sie sich dem mit der Maske willenlos ausliefert.
    Er ging in die Hocke, faßte unter ihre Schenkel und versuchte aufzustehen. Sie wog schwer in seinen Armen. Es gelang ihm erst nach mehreren Ansätzen. Ein paar Mal hatten ihre Lider gezuckt, als flögen böse Träume über sie. Dann war ihr Gesicht wieder ruhig und glatt wie ein See.
    Mit dem ungewohnten Gewicht auf seinen Armen kam er nur langsam vorwärts. Immer wieder mußte er innehalten und nach Luft schnappen. Als er den Kultplatz erreichte, sah er einige Gestalten, die gebückt davonliefen, als sie ihn erblickten. Der Altar war nahezu vollständig geplündert. Nur klägliche Reste, Krumen, verdorbene Früchte, zerplatzte Eier, die selbst die Vögel verschmäht hatten, lagen noch herum.
    Der Himmel wurde langsam grau.
    Er legte Phaidra bäuchlings auf das Gestell und spreizte behutsam ihre Arme und Beine. Die Unterlage, die in der Nacht ihre weiche Unterseite geschützt hatte, war ebenfalls verschwunden. Er würde vorsichtig sein müssen.
    Sie bewegte den

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