Palast der Liebe
deine Mutter bei ihm? Warum?“
Derek sah ihr in die Augen. „Weil er es so wünscht.“ Caren wollte noch mehr Fragen stellen. Doch in diesem Moment verließ Scheich Achmed Al-Tasan, eine Meute Reporter im Gefolge, das Außenministerium und eilte zu seinem Wagen. Gleich darauf setzte sich die Kolonne in Bewegung.
Man fuhr durch die Innenstadt Washingtons zu dem Hotel, in dem Scheich Achmed residierte.
Caren und Derek wurden angewiesen, in einem Vorzimmer der Suite zu warten. Während Caren stocksteif auf einem Stuhl saß, bewegte sich Derek frei und ungezwungen in dem fremden Raum. Er goss sich einen Schluck Eiswasser aus einer Glaskaraffe ein, blickte aus dem Fenster, betrachtete interessiert die Bilder an den Wänden und pfiff dabei die Melodie irgendeines Schlagers.
Caren, die von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde, empfand sein unbekümmertes Verhalten geradezu als aufreizend. Als er ihr einen Schluck Wasser anbot, schüttelte sie nur stumm den Kopf, und erschrocken fuhr sie zusammen, als er sie kurz darauf noch einmal ansprach. Noch nie in ihrem Leben war sie so nervös und aufgeregt gewesen.
„Warum bist du in Jamaika so plötzlich abgereist?“ „Müssen wir jetzt darüber sprechen?“ fragte sie matt.
„Ja.“
„Ich möchte aber nicht.“
„Aber ich“, sagte er fest. Er stellte sich so dicht vor sie, dass sie den Kopf zurücklegen musste, um zu ihm aufzusehen. „Warum hast du dich so klammheimlich davongestohlen?“
„Weil ich dachte, es sei am besten so.“
„Am besten für wen?“
„Für uns beide.“
„Warum?“
„Weil die Woche zu Ende ging.“
„Na und?“
„Ich dachte, wir würden uns nie wieder sehen. Ich wollte eine sentimentale Abschiedsszene vermeiden. Wäre dir das nicht auch lieber gewesen?“
„Du hast mir keine Wahl gelassen.“
„Und du hattest mir zuvor keine Wahl gelassen.“
„Es war das einzig Richtige.“
„Das bezweifle ich langsam. Wir streiten uns ja jetzt schon.“
Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. „Es ist ganz normal, dass sich das Brautpaar am Hochzeitstag streitet. Das macht die ... spannungsvolle Erwartung.“
Plötzlich hatte seine Stimme wieder jenen warmen, sanften Klang, der ihr so vertraut war, und als sie seinem Blick begegnete, las sie darin begehrliches Verlangen.
„Ich komme mir nicht vor wie eine Braut.“ Es hatte eine schnippische Bemerkung sein sollen, doch es hörte sich eher traurig an.
Derek umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, bog ihr sanft den Kopf zurück und strich ihr mit dem Daumen zärtlich über die Lippen.
„Spätestens heute Nacht wirst du dich fühlen wie meine Braut, das verspreche ich dir.“
Es war ein Schwur, der ihr angstvolle Schauer über den Rücken jagte. Oder war es nicht Angst, sondern lustvolle Erwartung, die sie ergriff?
„Warum bist du so überstürzt abgereist, Caren?“ fragte er noch einmal.
„Das habe ich dir doch gesagt“, erwiderte sie ver-zweifelt. Wie sollte sie nur seinem Charme widerstehen?
„Du lügst. Es ging dir nicht nur darum, eine Abschiedsszene zu vermeiden. Es steckte mehr dahinter.“ Er streichelte ihre Wange. „Hast du dir nicht denken können, dass ich dich suchen und finden würde?“
„Nein. Ich dachte, wir würden uns nie wieder sehen.“
„Hattest du vergessen, dass ich dir einmal sagte, du könntest mir nicht davonlaufen?“ Langsam ließ er sie los.
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und ein Diener bat Derek und Caren in die Suite von Scheich Achmed. Carens Herz pochte wild. Nach dem beunruhigenden Gespräch mit Derek waren ihr die Knie so weich geworden, dass sie befürchtete, sie könnten unter ihrem Gewicht nachgeben.
Der Diener verbeugte sich tief, als Derek und Caren die Suite betraten. Caren schaute sich interessiert um. Sie hatte eine orientalische Atmosphäre erwartet, doch der Raum war zu ihrer Überraschung mit antiken französischen Bauernmöbeln ausgestattet.
Auf einer Anrichte war ein kaltes Büfett bereitgestellt. Alle nur erdenklichen Weine und Spirituosen standen in einer Getränkebar. Die Gläser funkelten im
Sonnenlicht, das durch die großen Fenster in den Raum flutete.
Am meisten erstaunte Caren jedoch das Paar. Er saß auf der Couch, sie auf der gepolsterten Armlehne neben ihm. Sie hatte den Arm um seine Schultern gelegt, er hielt mit seinem Arm ihre schlanke Taille umfasst.
Ohne seine orientalische Bekleidung erkannte Caren Scheich Achmed kaum wieder. An seine Augen, an seinen durchdringenden Blick
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