Palast der Liebe
„Ich hatte noch nicht genug hiervon.“
Wieder küsste er sie, bis prickelnde Schauer ihren Körper überliefen und sie sich vor Sehnsucht nach Dereks Liebe verzehrte. Sie schmiegte sich an ihn und schlang die Arme um seinen Hals, um sich in seinen leidenschaftlichen Kuss zu verlieren.
Sie merkte nicht einmal, dass die Limousine angehalten hatte. Erst als Derek sie losließ, nahm sie ihre Umwelt wieder wahr. Wütend über seine Selbstgefälligkeit, wütend auch auf sich und ihr nachgiebiges Verhalten, setzte sie sich aufrecht hin und versuchte mit fahrigen Bewegungen die obersten Knöpfe ihrer Bluse zu schließen. Doch Derek hielt ihr Handgelenk fest.
„Lass sie offen“, sagte er. „Du bist keine Staatsangestellte mehr, und ich dulde es nicht, dass du wie eine viktorianische Jungfer herumläufst. Du gefällst mir besser, wenn du ein bisschen weiblich aussiehst.“
Caren verkniff sich eine Bemerkung. Sie wollte vor dem Chauffeur, der ihnen bereits den Wagenschlag geöffnet hatte, kein Aufsehen erregen - noch viel weniger vor ihren Nachbarn und den Passanten, die die Limousine mit unverhohlener Neugier betrachteten. Außerdem hatte Derek sie mit festem Griff beim Arm gepackt und führte sie bereits die Stufen zur Haustür hoch.
Sie wäre fast über die Koffer gestolpert, die noch immer in dem kleinen Flur ihrer Wohnung standen. „Ich war gestern Abend zu müde zum Auspacken“, erklärte sie entschuldigend.
„Ja, so eine Flucht ist anstrengend“, spöttelte er.
Da der Chauffeur im Treppenhaus wartete, wo er sie nicht hören konnte, machte Caren ihrer Empörung endlich Luft. „Es wäre mir lieb, wenn du auf weitere Bemerkungen dieser Art verzichtetest“, sagte sie scharf.
„So wie du in Zukunft darauf verzichten wirst, mir davonzulaufen“, erwiderte er gelassen.
„Du hast kein Recht, mir Vorschriften zu machen.“ „Ich werde es in wenigen Stunden haben.“
„In wenigen Stunden?“ wiederholte sie verständnislos.
„Mein Vater hat uns einen Termin bei einem Richter verschafft, damit wir noch heute heiraten können. Er wird die nötigen Dokumente bereithalten.“
Es sollte also tatsächlich Wirklichkeit werden. Sie, Caren Blakemore, würde Derek Allen alias Ali Al-Tasan heiraten.
„Du packst jetzt besser deine Sachen zusammen“, ordnete Derek an. „Ich halte es für ratsam, dass wir Washington für eine Weile verlassen und auf der Farm wohnen, bis etwas Gras über die Geschichte gewachsen ist. Nimm nur das Nötigste mit. Was du sonst noch brauchst, kaufe ich dir.“
Sie wollte Einspruch erheben gegen die anmaßende Art und Weise, in der er über sie bestimmte. Aber sie war zu erschöpft. „Ich bin gleich fertig“, sagte sie nur, und mit einer vagen Handbewegung in Richtung Couch fügte sie hinzu: „Mach es dir inzwischen bequem.“
Unschlüssig ging sie durch ihr Schlafzimmer und sah sich nach irgendetwas um, was sie mitnehmen konnte.
War sie zu benommen, um den Dingen eine Bedeutung zuzumessen, oder war ihr Leben bisher so ereignislos verlaufen, dass tatsächlich nichts Bedeutung für sie hatte?
Nein, in dem Rock und in der Bluse, die sie am Morgen wahllos aus dem Kleiderschrank genommen hatte, konnte sie unmöglich heiraten. Sie ging ins Wohnzimmer zurück, wo Derek auf der Couch saß und gelangweilt in einer Zeitschrift blätterte.
„Habe ich genug Zeit, um mich zu duschen?“ fragte
sie.
„Natürlich. Soll ich dir den Rücken waschen?“
„Nein.“
„Wie du willst, Liebling.“
Unter den gegebenen Umständen fand Caren das Kosewort höchst unangebracht. Sie holte den kleineren ihrer beiden Koffer aus dem Flur und ging in ihr Schlafzimmer zurück.
Sie ließ sich viel Zeit mit ihrer Toilette. In aller Ruhe duschte sie und wusch sich die Haare. Ebenso viel Zeit nahm sie sich für ihr Make-up. Dabei hoffte sie, dass das lange Warten Derek verärgern würde.
Als sie endlich ins Wohnzimmer zurückkam, saß Derek noch genauso gelassen in seiner Couchecke wie vorher. Caren trug ein schmal geschnittenes cremefarbenes Seidenkleid mit einem aus bunten Seidenkordeln geflochtenen Gürtel, der von einer großen Schnalle aus gehämmertem Messing zusammengehalten wurde. Das Haar hatte sie zu einem lockeren Chignon im Nacken frisiert. Ihr einziger Schmuck bestand aus einem Paar Perlenohrringen. Das Ensemble war schick und von bestechend einfacher Eleganz.
Als er sie sah, warf Derek die Zeitschrift beiseite und stand langsam auf. Anerkennend musterte er sie von oben bis
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