Palast der sinnlichen Traeume
Gedanken schweifen lassen.“
„Es ist verständlich, dass wir uns in Anbetracht unserer Vergangenheit anfangs unbehaglich miteinander fühlen“, meinte Khaled. „Aber ich bin sicher, dass wir, um Sams willen, überwinden können, was auch immer wir damals füreinander empfunden haben.“ Er sprach in so emotionslosem Tonfall, dass Lucy unwillkürlich auflachte.
„Das ist eine gute Art, es auszudrücken … was auch immer wir füreinander empfunden haben.“
Khaled runzelte die Stirn. „Was willst du damit sagen, Lucy?“
„Nur dass wir offensichtlich sehr unterschiedliche Dinge gefühlt haben. Doch du hast recht, Khaled. Zunächst wird es unangenehm sein, doch wir werden diese Phase hinter uns lassen. Ich habe sie bereits überwunden.“ Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und ahnte zugleich, dass ihre Worte kindisch und trotzig klangen. Aber das kümmerte sie im Augenblick nicht.
Was auch immer wir füreinander empfunden haben. Ha! Sie wusste genau, was er empfunden hatte: nichts.
„Du denkst, du warst mir gleichgültig?“, fragte er langsam. Jetzt schien er es zu sein, der eine schwierige Rechenaufgabe zu lösen versuchte.
„Ich würde sagen, das hast du mir an dem Tag überdeutlich zu verstehen gegeben, als du England verlassen hast“, entgegnete sie brüsk.
Khaled wandte den Kopf ab. „Ich hatte meine Gründe, mich so zu verhalten.“
„Welche denn? Dein Knie?“ Khaled verspannte sich, aber Lucy hatte kein Erbarmen. „Offensichtlich war deine Verletzung schlimmer, als irgendjemand wusste. Eric hat mir gebeichtet, du wolltest nicht, dass jemand davon erfuhr. Trotzdem …“ Sie atmete tief ein. Die Luft schmerzte in ihren Lungen. „Trotzdem hättest du nicht so Hals über Kopf zu fliehen brauchen. Ich hätte dir gerne geholfen.“
„Mir geholfen?“, wiederholte er höhnisch.
„Ja.“ Plötzlich fühlte sie sich sehr müde. Was für einen Sinn machte es, die Vergangenheit wieder hervorzukramen? Dazu war es vier Jahre zu spät. Jetzt darüber zu sprechen würde nichts ändern, nur die alten Wunden wieder aufreißen. „Aber offensichtlich wolltest du nichts mehr mit mir zu tun haben“, schloss sie.
„ Offensichtlich haben wir unterschiedliche Dinge gefühlt. Offensichtlich wollte ich deine Hilfe nicht. In deiner Welt ist alles sehr klar, oder, Lucy?“ Khaled klang aufgebracht. „Du besitzt alle Antworten, ohne jemals die passenden Fragen stellen zu müssen.“
Überrascht schaute sie ihn an. „Dann erzähl mir …“, setzte sie an, doch der Prinz fiel ihr ins Wort.
„Es spielt keine Rolle. Die Vergangenheit ist vorbei.“ Er hob sein Glas zu einem spöttischen Toast. „Auf die Zukunft.“
Als das Flugzeug endlich in Heathrow landete, war Lucy völlig erschöpft. Auch Khaled, fiel ihr auf, wirkte müde. Sein Gesicht hatte eine ungute gräuliche Färbung angenommen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob sein Knie wieder schmerzte.
Eine dunkle Limousine stand für sie bereit. Dankbar für den Luxus ließ Lucy sich auf die Rückbank fallen.
„Deine Adresse?“, fragte Khaled knapp.
Der Gedanke, Khaled ihr kleines Häuschen am Stadtrand von London zu zeigen, behagte ihr zwar nicht, aber das ließ sich jetzt nicht ändern. Den Rest der Fahrt schwiegen sie, was Lucy nur recht war. Es gelang ihr kaum noch, die Augen offen zu halten.
„Du brauchst mich nicht …“, fing sie an, als der Wagen schließlich in der ruhigen Seitenstraße hielt, doch Khaled hatte seine Tür bereits geöffnet und war ausgestiegen.
Lucy kramte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, während der Fahrer ihr Gepäck aus dem Kofferraum holte.
Es fühlte sich seltsam intim an, mit Khaled im Mondlicht vor ihrer Haustür zu stehen. Fast wie ein Date, schoss es ihr völlig unpassend durch den Kopf.
„Du begleitest mich bis zur Tür?“
„Ich bin für deine Sicherheit verantwortlich.“
Seit wann das denn?, wollte Lucy fragen. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann jedoch wieder. Was hatte es für einen Sinn? Heute war es für Streitereien schon zu spät. Außerdem war sie hundemüde. „Gute Nacht.“
Khaled drückte ihr ein weißes Kärtchen in die Hand. „Hier hast du all meine Telefonnummern. Du kannst mich jederzeit anrufen.“
Lucy zog eine Augenbraue hoch, als sie auf die beeindruckende Liste blickte. E-Mail, Handy, die Nummer des Hotels, die der Suite. Ausnahmsweise wollte Khaled gefunden werden.
„Danke“, murmelte sie, schloss die Tür auf und schlüpfte ins
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