Palast der sinnlichen Traeume
er elegant aus. „Das sind wir alle. Wir freuen uns darauf, beim Dinner mit dir zu plaudern, Vater.“
Die Handflächen aneinandergepresst hob Khaled die Hände an die Stirn und verbeugte sich leicht. Dann legte er eine Hand wieder auf Sams Schultern, mit der anderen fasste er Lucy am Ellenbogen und führte beide aus der Halle.
Wie schon bei ihrem ersten Besuch ging es durch endlose Flure und Korridore. Schließlich blieb Khaled vor einer Tür stehen. „Das sind eure Gemächer. Falls etwas sein sollte, findest du mich am Ende des Gangs.“
Lucy würdigte das Zimmer keines Blickes. „Khaled, was hat dein Vater vorhin gemeint, er nannte mich deine …“
„Du bist müde“, fiel er ihr ins Wort. „Ruh dich aus, wir reden später darüber.“
„Ich will mich nicht ausruhen!“, zischte sie verärgert. Sam zerrte an ihrer Hand, er konnte es kaum erwarten, die Zimmer zu erkunden. „Ich will wissen, was hier vor sich geht“, beharrte sie mit leiser Stimme.
„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ruh dich aus, Lucy. Später beantworte ich alle deine Fragen.“
„Glaub mir“, erwiderte sie gepresst. „Das sind eine ganze Menge.“
Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinen Lippen, das seltsam traurig wirkte. Dann überraschte er sie, indem er mit einem Finger sanft über ihre Wange strich. „Ich weiß.“
Er schlenderte davon, und Lucy folgte Sam in ihr neues Reich.
Die Suite bot jede nur erdenkliche Art von Luxus. Es gab zwei Schlafzimmer mit breiten Doppelbetten und ein gemeinsames Wohnzimmer. Flügeltüren führten auf eine riesige Terrasse hinaus, doppelt so groß wie ihr Garten zu Hause. Sam stürmte hinaus und umklammerte das Geländer. Staunend betrachtete er die Gärten, die sich unter ihnen erstreckten.
Überraschenderweise hatte Sam dann gegen ein Nickerchen nichts einzuwenden. Innerhalb weniger Minuten schlief er tief und fest in einem der Betten. Lucy setzte sich auf die Bettkante und strich ihm liebevoll die dunklen Haare aus der Stirn. Sie musste zugeben, dass Khaled recht hatte. Sie fühlte sich erschöpft. Schließlich stand sie auf, legte sich in das andere Bett und überließ sich dem erholsamen Schlaf.
Als sie einige Stunden später aufwachte, färbte der Himmel sich bereits in einem dramatischen Violett. Ein kühler Wind wehte durch die Terrassentür und ließ die Vorhänge flattern.
Lucy stand auf und sah nach Sam. Ihr kleiner Junge schlief noch. Lächelnd machte sie sich auf den Weg ins Bad, um in Ruhe zu duschen und sich fürs Dinner zurechtzumachen.
Eine Stunde später waren sie und Sam gewaschen und bereit, nach unten zu gehen. Da klopfte Khaled auch schon an die Tür, um sie abzuholen.
„Ihr seht sehr erholt aus“, begrüßte er sie.
„Danke“, murmelte Lucy. Auch Khaled wirkte ausgeruht und erfrischt. Er trug ein schneeweißes Hemd, der oberste Knopf stand offen. Aus irgendeinem Grund konnte sie den Blick nicht von dem bronzefarbenen Dreieck Haut abwenden. Unwillkürlich erinnerte sie sich daran, wie es sich gefühlt hatte, diese Stelle zu küssen … Hastig drehte sie den Kopf zur Seite.
Khaled streckte die Hand aus. Zögernd ergriff sie sie. Warm und stark schlossen sich seine Finger um ihre.
König Ahmed erwartete sie an der Tür zum Speisesaal. Er begrüßte Lucy und Sam höflich, aber sehr steif.
„Das alles ist eine ziemliche Überraschung“, sagte er, nachdem sie an der großen Tafel Platz genommen hatten. Vor einer Woche hatte hier noch die englische Rugbymannschaft samt Betreuern gesessen. Heute jedoch war ein Ende des langen Tisches für nur vier Personen gedeckt. „Ich wusste nicht, dass mein Sohn so große Geheimnisse vor mir verbirgt.“
Beschützend legte Lucy Sam eine Hand auf die Schulter, der den ersten Gang sehr misstrauisch musterte. „Bis vor Kurzem wusste Khaled auch noch nichts davon“, erwiderte sie und schaute Ahmed unverwandt an. Von ihm, schwor sie sich, würde sie sich keine Angst machen lassen.
„Darüber sollten wir nicht jetzt sprechen“, mischte Khaled sich ein und deutete mit einem unauffälligen Nicken auf den Jungen.
Ahmeds Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. „Ich verstehe.“
Unterdessen fing Sam an, unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. „Ich mag das nicht“, flüsterte er und deutete auf die ihm unbekannten Speisen. „Ich will Pizza.“
„Ich fürchte, die gibt es hier nicht“, beschied Ahmed ihm knapp. „In Biryal essen Jungen was auf den Tisch kommt.“
Lucy sah, wie Sams Augen sich
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