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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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Budget überziehen könnten.«
    »Natürlich...« Dann fügte er hinzu: »Ich habe nie damit gerechnet, daß du hier sein würdest. Wenn ich es gewußt
hätte...« Er brach ab, dann grinste er schief. »Ich dachte, du würdest dir mit solchen Sachen nicht mehr die Hände schmutzig machen.«
    Claire folgte seinem Blick zu ihren Händen und sah, daß es Pietro gelungen war, ein paar Flecken seiner Kobaltfarbe zu übertragen. Sie war zu überspannt, um das lustig zu finden.
    »Gewöhnlich ist es auch so«, gab sie humorlos zurück. »Und mir behagt die Situation nicht besser als dir.« Dann drehte sie sich auf dem Absatz um.
    »Claire.« Er sprach den Namen leise und sanft aus, und sie verharrte mitten im Schritt. »Wir müssen irgendwann mal richtig miteinander reden, weißt du. Es gibt einige Dinge, die wir besprechen müssen.«
    »Ich weiß.« Trotz ihres Bemühens, gleichgültig zu wirken, spürte sie es um ihre Mundwinkel zucken. »Du wirst mich drängen wollen, das Haus zu verkaufen. Wenn ich zurückkomme, übergebe ich es einem Makler.«
    »Das habe ich nicht gemeint, und du weißt es.« Er starrte sie mit seinen grünen Augen an.
    Sie fühlte aufsteigende Tränen und war entsetzt über sich selbst. Sie schluckte, bevor sie antwortete:
    »Okay, wir werden miteinander reden. Aber nicht jetzt, denn wir haben beide noch eine Menge zu tun.«
    »Claire!« Sie hörte Ewans Stimme auf der anderen Seite des Saals. »Hier will dich jemand sehen!«
    Es war Stuart, der pünktlich da war, um sie, wie versprochen, zum Mittagessen auszuführen. Er stand an der Tür, entspannt und locker, und nahm die interessierten Blicke aller Frauen im Raum nicht zur Kenntnis – oder tat wenigstens so. Seine dunklen Augen waren auf
sie beide gerichtet, und Claire spürte, daß sie sich angezogen fühlte, als wäre er ein Magnet.
    »Ich muß gehen.«
    »Ja, den Eindruck habe ich auch.« Seans Augen verengten sich, als er dem Blick des anderen Mannes standhielt. »Warum meldest du dich nicht, wenn du weniger beschäftigt bist? Du weißt ja, wo du mich finden kannst.«
     
    »War er das?« fragte Stuart, als sie den Ballsaal verlassen hatten.
    »Ja.« Sie brauchte nicht zu fragen, was oder wen er meinte.
    Er schwieg einen Moment, bevor er vieldeutig hinzufügte: »Wie ich schon sagte, zehn Jahre sind eine lange Zeit.«
    Claire blieb stehen. »Glaube mir, wenn ich nicht müßte, würde ich nicht mit ihm reden.« Dann, ohne Vorwarnung, quollen die Tränen aus den Augen, die sie so lange zurückgehalten hatte. Wütend wischte sie sie weg.
    Stuart nahm sie an den Armen und sah sie an. »He, ich mach dir keine Vorwürfe. Ich glaube, die machst du dir schon selber.« Er zog sie an sich und fing mit einem Finger eine Träne im Augenwinkel auf. »Dein ganzes Gesicht ist voller Farbe.«
    »Wirklich?« Sie schaute auf ihre Finger, die immer noch blau gefärbt waren.
    »Warum gehen wir nicht auf mein Zimmer, dann kannst du dich säubern?«
    »Willst du?«
    »Nun, wir können nicht gut zum Essen gehen, denn du siehst aus wie eine Statistin aus Braveheart.«

    Stuart führte sie in einen Teil des Palazzo, den sie bisher noch nicht gesehen hatte. Sein Zimmer überraschte sie. Es hatte einen weiß gefliesten Boden, weiß gestrichene Wände und war spärlich eingerichtet – ein Kleiderschrank, eine Kommode und ein Einzelbett. Außer einem Wecker neben dem Bett wies nichts auf den Bewohner hin. Verglichen mit den anderen üppig ausgestatteten Zimmern des Palastes wirkte dieses Zimmer karg wie die Zelle eines Mönchs.
    »Das Badezimmer ist dort«, sagte er und wies auf eine Tür. »Nimm alles, was du brauchst. Warum gehst du nicht unter die Dusche? Danach wirst du dich besser fühlen.« Er setzte sich auf den Bettrand. »In der Zeit kann ich einige Telefonate erledigen.«
    Im Bad zog Claire sich aus und legte ihre Sachen auf einen Stuhl. Der Raum war so schlicht eingerichtet wie das Zimmer, weißes Becken, die Duschkabine mit wei ßen Fliesen hochgezogen. Der einzige Anflug von Luxus schien ihr der Stapel flauschiger Hand- und Badetücher auf einem anderen Stuhl zu sein.
    Sie drehte das Wasser der Dusche auf und stellte sich dann vor den Spiegel über dem Waschbecken. Kinn und Wangen waren mit blauer Farbe verschmiert, und sie sah tatsächlich einer indianischen Kriegerin ähnlich. Sie zog ihr Haar zurück und streckte sich die Zunge heraus.
    Das Wiedersehen mit Sean hatte sie innerlich mehr durchgeschüttelt, als sie sich eingestehen mochte. Wie würde sie es

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