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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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Flaschen Wein waren. Es irritierte sie auch, über den Verbleib ihrer Freundin befragt zu werden – wenn Cherry wollte, daß ein Mann sie fand, würde sie Mittel und Wege finden, ihn zu benachrichtigen.
    Sie wollte sich gerade mit einem bedauernden Lächeln verabschieden und zum Lift gehen, als der Amerikaner plötzlich an ihr vorbei zum Eingang starrte.
    »Harper!« knurrte er. »Was, zum Teufel, willst du denn hier?« Sie drehte sich um und schaute den anderen Zwilling an. Ihr war es unmöglich, sie auseinanderzuhalten, sie hatten die gleiche Statur, die gleiche Haarfarbe, den gleichen feindseligen Blick in den grauen Augen.

    »Das könnte ich dich auch fragen. Du hast mir gesagt, du wärst zu müde, um auszugehen.«
    »War ich auch. Aber dann wurde ich wieder wach, und ich dachte, ich könnte Cherry einen Besuch abstatten.«
    »Nun, mir ging es genauso.«
    Claire schaute von einem Bruder zum anderen. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor Spannung.
    »Nun, wie ich schon sagte«, ließ sich Claire vernehmen, »Cherry ist nicht im Hotel. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen...« Sie ließ die beiden Brüder stehen, damit sie ihr Duell ohne sie austragen konnten.
     
    In ihrem Zimmer zog sie wieder ihre Sachen aus und schlüpfte ein zweites Mal an diesem Abend in den Bademantel. Sie schenkte sich eines der Wassergläser aus dem Badezimmer mit Spumante ein. Er war nicht ideal gekühlt, aber der Wein schmeckte ihr. Dann setzte sie ihren Fernsehabend fort – irgendwie war die Show mit einem Glas Wein in der Hand nicht so schlecht, stellte sie verblüfft fest. Es wurde dunkler im Zimmer, aber sie schaltete das Licht nicht ein. Die Bilder auf dem Schirm füllten das Zimmer mit blauen, flackernden Schatten.
    Um zwanzig nach zwölf wollte sie sich gerade auf die Seite legen, als es an ihre Tür klopfte.
    »Wer ist da?«
    »Ich.«
    »Es ist nicht abgeschlossen.«
    Cherry steckte den Kopf durch den Türspalt. »Ich habe den Fernseher gehört. Hast du was dagegen, wenn ich dir ein bißchen Gesellschaft leiste?«

    »Natürlich nicht.« Claire wies auf die beiden Flaschen auf dem Frisiertisch. »In einer Flasche muß noch ein Rest sein. Bediene dich. Im Bad gibt es noch ein zweites Glas.«
    Cherry verschwand im Bad. »Was hast du den ganzen Abend gemacht?« fragte sie über die Schulter.
    »Nicht viel. Ein bißchen Pflege, fernsehen, trinken. Und ich mußte deine Verehrer abwehren.«
    Cherry kam mit einem Glas aus dem Badezimmer. »Wieso? Was ist passiert?«
    »Die Brüder Albright waren hier und suchten dich.«
    »Beide?«
    »Ja. Gleichzeitig.«
    Cherry verdrehte die Augen. »Verdammter Mist.« Sie schenkte sich Wein ein und warf sich zu Claires Füßen aufs Bett.
    »Ich hatte den Eindruck, daß sie überrascht waren, sich im Hotel zu treffen«, sagte Claire.
    »Das kann ich mir denken. Nun ja, irgendwann mußte das ja passieren. Glaubst du, sie wissen, daß ich mit ihnen beiden geschlafen habe?«
    »Ich wäre erstaunt, wenn sie nicht wenigstens diesen Verdacht hätten.«
    »Scheiße«, sagte Cherry. Sie schaute Claire an. »Was meinst du, was ich jetzt tun soll?«
    Claire zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Ich nehme an, du mußt dir zuerst einmal klar machen, welchen von beiden du haben willst.«
    Cherry nahm einen großen Schluck Wein. »Ich glaube, das kann ich nicht.«
    »In diesem Fall wirst du dich von beiden verabschieden müssen. Früher oder später muß das sowieso sein.«

    »Ich glaube, das kann ich auch nicht. Jedenfalls noch nicht.«
    »Du bist eine unmögliche Frau«, sagte Claire mit einem Lächeln in den Augen.
    »Wem sagst du das?« Cherry lachte trocken auf, dann wandte sie den Blick und schaute auf den Bildschirm. »Was guckst du denn?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, irgendeine drittklassige Soap Opera. Der männliche Hauptdarsteller sieht ein bißchen wie Billy Zane aus.«
    »Mmm, dann kann es doch nicht drittklassig sein.«
    »Es ist sogar noch schlimmer.«
    Cherry griff nach der Fernbedienung und zappte durch die Programme. Sie hielt erst inne, als der Bildschirm von zuckenden Körpern gefüllt wurde. »Ah, das ist doch schon viel besser!«
    Die beiden Frauen verfolgten die Szene. Obwohl die Schauspieler wahrscheinlich ungarischer Abstammung waren, brauchte man keine Übersetzung des Textes. Zwei Männer hatten eine Frau nackt auf ein Bett gefesselt und erregten sie, was ihnen offenbar zur Freude der Frau auch gelang. Sie gab mehr Geräusche von

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