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Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Titel: Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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akzeptiert, glaub mir“, fuhr Archie fort. „Du tust gut daran zu vergessen, wo du herkommst. Schau immer nur nach vorn und niemals zurück! Das bringt dich nicht weiter. Wie viel haben sie dir aufg e brummt?“
    „Zehn ... zehn Jahre“, antwortete Tyler stockend.
    „Dann hast du ja richtig Glück.“
    Tyler starrte den Schwarzen fassungslos an.
    „Guten Abend alle zusammen. Hier so weit alles in Ordnung?“ Eine kräftig gebaute Wärterin steckte ihren Kopf durch die Tür und kam schließlich ganz herein. „Hi Archie.“
    „Missus Rowland.“
    Sie warf durch ihre Brille einen scharfen Blick auf Tyler. „Sie sind Ca r michael, der Neuzugang?“
    „Ja Mam.“
    Überraschung zeigte sich auf ihrem runden Gesicht und Archie stieß ein wieherndes Lachen aus.
    Aus den vorderen Stuhlreihen drangen Unmutslaute zu ihnen. „Wir wü r den gern wissen, was im Film gesagt wird, Mann.“
    Die Wärterin hob die Hand und verschwand wieder.
    „Trudy Rowland ist in Ordnung. Das sind bei weitem nicht alle. Wenn du tust, was dir gesagt wird, kriegst du keinen Ärger mit ihr. Nimm dich vor dem Colonel in acht.“
    „Dem Colonel?“, fragte Tyler.
    „Wir nennen ihn nur so, er hat so was Militärisches an sich. Heißt Quintana, ist´n richtiges Arschloch. Jetzt wird´s Zeit ins Bett zu gehen. Wir sehen uns morgen.“
    Tyler hatte ein wenig Mühe seine Zelle zu finden. Es sah alles so gleich aus. Plötzlich durchfuhr ihn das dringende Bedürfnis fort zu laufen. Er sah sich in dem winzigen Raum um und begann zu zittern. Hinter ihm wurde die Tür geschlossen und der Schlüssel gedreht. Erschreckt fuhr er herum. Die Enge drohte ihn zu ersticken und er atmete viel zu h a stig ein. Ein bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und dann schaffte er es gerade noch, sich in die Kloschüssel zu übergeben. Er würgte so heftig, dass er schon befürchtete, seine sämtlichen Eingeweide mit heraus zu bringen.
    „Sind Sie krank?“, fragte plötzlich jemand sanft.
    Tyler schüttelte den Kopf und betätigte die Spülung. Er erhob sich schwa n kend und spülte sich den Mund aus.
    „Sie sollten sich hinlegen. Der erste Abend ist nicht leicht, hm.“ Trudy Ro w land stand vor ihm.
    Tyler kroch unter die Decke.
    „Sie werden sich schon eingewöhnen. Was bleibt Ihnen anderes übrig. Schreiben Sie doch morgen einen Brief an Ihre Angehörigen! Es ist dann ein bisschen so, als würden sie mit ihnen reden. Selbst wenn Sie ihn nicht a b schicken.“
    Bei ihren Worten schwappte alles über ihn hinweg. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er begann leise zu weinen. Die kurzen Schluchzer berührten Trudys Herz. Doch sie konnte und durfte nichts tun. So legte sie lediglich für einen kurzen Augenblick ihre Hand auf seine Schulter und verließ die Zelle. Sie war bereits viel zu lange geblieben. Normalerweise sah sie sich die Akten der Neuen erst nach sechs bis zehn Wochen an. Sie wollte sich zunächst ein eigenes Bild von den Gefang e nen machen. Dieser Junge hier war anders. Sie würde nachher gleich seine Akte ei n sehen.
    Tyler lag in dem unbequemen, harten Bett und weinte stundenlang. In dieser Nacht tat er kein Auge zu.
    Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück zu den Gemüsefeldern. Dort, unter der sengenden Sonne, mussten der Boden bearbeitet, die Pflanzen von Unkraut befreit oder geerntet werden, je nachdem, was gerade anlag. Bewacht wurden sie von Trustys. Das waren ebenfalls G e fangene, die zur Selbstverwaltung ausgewählt worden waren. Es konnten ausschließlich Lebenslängliche als Trustys eingesetzt werden. Sie waren ein eingeschworenes Team, wie Tyler später erkannte. Neben der Bew a chung der Feldarbeiter, fielen die Pflege der Pferde und Rinder, auch der kranken Tiere, sowie die Wartung der Gatter und Zäune in ihr Ressort. Sie verdienten bis zu zwanzig Cent die Stunde und schliefen nicht in der herkömmlichen kleinen Zelle, sondern in großen Schlafsälen im sog e nannten Camp F. Von Anfang an beneidete Tyler die Trustys, die nur e i ne minimale Sicherheitsstufe auferlegt bekamen. Sie besaßen in vielen Bereichen eine Art Vertrauensstellung. So war zum Beispiel der Chefr e dakteur der Gefängniszeitung immer ein Trusty. Diese Männer konnten sogar Besuch empfangen. Allerdings durften sie sich keine Fehler le i sten. Dann wurden sie sofort wieder zu normalen Gefangenen degradiert und erhielten keine zweite Chance mehr.
    Die Feldarbeit war hart. Bereits nach drei Stunden im Umgang mit der Hacke hatte Tyler Blasen an

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