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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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dass es ständig zu Schlägereien kommt. Und es wird immer schlimmer. Allein im Labyrinth haben in der vergangenen Woche vier Leute den Verstand verloren, darunter auch der alte Mica, den ihr alle kennt. Die Schlaflosigkeit hat den armen Kerl in den Wahnsinn getrieben. Aus anderen Vierteln hört man Ähnliches. Die Irrenanstalt auf der Krähenhöhe platzt allmählich aus allen Nähten.«
    Nun, da Bajo davon sprach, fiel Vivana auf, dass der Manusch und einige Mitglieder seiner Familie übernächtigt wirkten. Offenbar litten sie selbst unter dem Phänomen, das er schilderte.
    Aus Luciens Gesicht sprach tiefe Besorgnis. »Beunruhigende Träume? Inwiefern?«
    »Sollte ein Alb nicht am besten über diese Dinge Bescheid wissen?«, fragte Bajo verwundert.
    »Gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass ich so viel oder so wenig weiß wie ihr«, meinte Lucien.
    »Unsere Wahrsager haben versucht herauszufinden, was es damit auf sich hat«, fuhr Bajo nervös fort. »Sie haben Schattenwesen befragt und die Zeichen gedeutet. Sie sind sich einig, dass Lady Sarka dahintersteckt.«
    »Das wissen wir bereits«, sagte Tante Livia. Sie hatte schon
vor Wochen gespürt, dass es Veränderungen in der Schattenwelt gab, und sich in den vergangenen Tagen ausgiebig mit Lucien darüber ausgetauscht. »Sie hat den Harlekin befreit und ihm geholfen, gegen Aziel zu rebellieren. Die Träume sind in Unordnung, weil Luciens Volk unsere Welt verlassen hat und niemand mehr da ist, der auf sie aufpasst.«
    »Das dachten wir auch zuerst«, erwiderte Bajo. »Leider ist es noch schlimmer. Die Wahrsager behaupten, dass Lady Sarka die Herrschaft über die Träume an sich gerissen hat.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!«, fuhr Vivanas Vater auf. »Sie ist ein Mensch wie wir, kein Alb.«
    »Sie ist keine gewöhnliche Frau«, warf Nedjo ein. »Sie hat seltsame Kräfte. Nehmen wir nur das Attentat vor ein paar Wochen. Ich habe gehört, dass man sie niedergestochen hat, aber schon eine Stunde später war sie wieder wohlauf. Wer weiß, wozu sie noch fähig ist.«
    »Das sind nur Gerüchte, Nedjo«, sagte Madalin mit einem Anflug von Ärger. »Solche Dinge hört man ständig. Das bedeutet gar nichts.«
    »Es heißt, dass jemand der Lady geholfen hat«, fuhr Bajo fort. »Ihr neuer Leibwächter, den sie seit ein paar Wochen überall herumzeigt. Er ist noch jung, aber er besitzt große Macht. Er soll Aziel verjagt und Lady Sarka zur Herrscherin über die Träume gemacht haben.«
    »Jackon«, hauchte Liam, bleich vor Entsetzen. Vivana wurde klar, wie unfassbar sich all dies für ihn anhören musste. Er hatte erst in der Nacht des Ghulangriffs erfahren, dass Jackon mehr war als ein Diener. Über die absonderlichen Kräfte seines Freundes wusste er so gut wie nichts.
    »Wir kennen den Jungen«, erklärte Lucien, als alle Liam anblickten.
    »Was Bajo gerade erzählt hat – hast du davon gewusst?«, fragte Tante Livia den Alb.

    »Woher denn? Aber es überrascht mich nicht sonderlich. Aziel und ich vermuten schon seit einer Weile, dass Lady Sarka Jackon benutzen will.«
    »Wenn ihr von der Gefahr wusstet, warum habt ihr nichts unternommen?«, fragte Bajo.
    »Lange Geschichte«, antwortete Lucien.
    Einer von Bajos Brüdern rief: »Wenn die Alben uns nicht verlassen hätten, wäre es nie so weit gekommen.« Viele der Anwesenden nickten düster.
    Ihre Ehrfurcht vor Lucien war zu groß, als dass Bajos Leute es gewagt hätten, den Alb anzugreifen oder zu beschimpfen. Die Stimmung, die plötzlich im Raum herrschte, war jedoch eindeutig. Die Schattenwesen gehörten zum Leben der Manusch wie das Wetter oder der Wechsel der Jahreszeiten. Eine Welt ohne Alben war für sie nicht vorstellbar. Sie fühlten sich von ihnen im Stich gelassen.
    »Mein Volk ist gegangen, weil es keinen Platz mehr in eurer Welt hat«, entgegnete Lucien ruhig. »Die Zeit der Schattenwesen ist vorbei. Die Magie schwindet, weil ihr Menschen das so wollt, und Lady Sarka nutzt dies aus. Also gebt nicht den Alben die Schuld.«
    »Die Manusch haben die Schattenwesen immer respektiert«, rief ein anderer Verwandter von Bajo.
    »Mag sein. Aber ihr seid nur wenige. Die meisten Menschen haben uns längst vergessen.«
    Lucien sagte diese Dinge ohne Bitterkeit, was seine Worte umso wirkungsvoller machte. Bajos Leute schwiegen beschämt.
    In die Stille sagte Vivana: »Ich verstehe nicht, warum die Lady nichts gegen dieses Durcheinander unternimmt. Ich meine, sie ist jetzt die Herrin der Träume. Es ist doch

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