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Pandemonium

Pandemonium

Titel: Pandemonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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kleine, schwarze, mit Flechten bedeckte Felsen. Plötzlich muss ich den Drang zu weinen unterdrücken. Diesen Ort hier gab es schon immer. Während Städte zerbombt wurden und zu Ruinen zerfielen, während Mauern gebaut wurden, war der Fluss hier und plätscherte über die Felsen, voll von seinem geheimnisvollen Lachen.
    Wir sind so klein und dumm. Die meiste Zeit meines Lebens über habe ich die Natur für das Dumme gehalten: für blind, animalisch, zerstörerisch. Wir dagegen, die Menschen, waren sauber, schlau und hatten alles unter Kontrolle; wir hatten den Rest der Welt unterworfen, hatten ihn niedergeschlagen und dann auf einem Objektträger und auf den Seiten des Buchs Psst befestigt.
    Raven und Bram waten bereits mit ihren Eimern in den Fluss und bücken sich, um sie mit Wasser zu füllen.
    »Los, komm«, sagt Raven barsch. »Die anderen wachen bald auf.«
    Sie sind beide barfuß; ich bücke mich, um meine Schnürsenkel aufzubinden. Meine Finger sind von der Kälte geschwollen, obwohl ich sie nicht einmal mehr spüre. Hitze hämmert durch meinen ganzen Körper. Ich habe Probleme mit den Schnürsenkeln und als ich mich dem Wasser nähere, haben Raven und Bram ihre vollen Eimer bereits am Ufer aufgereiht. Auf ihrer Oberfläche treiben Grashalme und tote Insekten; später werden wir sie herausfischen und das Wasser abkochen.
    Mein erster Schritt in den Fluss haut mich beinahe um. Selbst hier, direkt am Ufer, ist die Strömung viel stärker, als es aussieht. Ich rudere wie wild mit den Armen, um nicht umzukippen, und lasse einen der Eimer fallen. Bram, der am Ufer wartet, fängt an zu lachen. Sein Lachen ist hoch und überraschend nett.
    »Okay«, Raven gibt ihm einen Schubs. »Genug gesehen. Wir treffen uns im Stützpunkt.«
    Er fasst sich gehorsam mit zwei Fingern an die Schläfe. »Bis später, Lena«, sagt er, und mir wird bewusst, dass zum ersten Mal seit einer Woche jemand anderes als Raven, Sarah oder Hunter mit mir redet.
    »Bis dann«, erwidere ich.
    Das Flussbett ist mit kleinen Kieseln bedeckt, die sich unter meinen Füßen rutschig und hart anfühlen. Ich hebe den heruntergefallenen Eimer wieder auf und bücke mich wie Raven und Bram, um ihn zu füllen. Ihn zurück ans Ufer zu schleppen, ist schwieriger. Meine Arme sind schwach und die Metallhenkel schneiden mir schmerzhaft in die Handflächen.
    »Noch einer«, sagt Raven, die mir mit verschränkten Armen zusieht.
    Der nächste ist etwas größer als der erste und noch schwieriger zu bewegen, sobald er voll ist. Ich muss ihn mit beiden Händen tragen, halb vorgebeugt, und der Eimer schlägt mir gegen die Schienbeine. Ich wate aus dem Fluss und stelle ihn mit einem erleichterten Seufzer ab. Ich habe keine Ahnung, wie ich es mit beiden Eimern zurück zum Stützpunkt schaffen soll. Unmöglich. Es wird Stunden dauern.
    »Fertig?«, fragt Raven.
    »Einen Moment noch«, sage ich und stütze mich mit den Händen auf den Knien ab. Meine Arme zittern bereits ein wenig. Ich möchte so lange wie möglich hierbleiben, wo die Sonne zwischen den Bäumen durchbricht, der Fluss seine eigene, alte Sprache spricht und die Vögel wie dunkle Schatten hin und her flitzen. Alex würde es hier gefallen , denke ich ungewollt. Ich habe so angestrengt versucht, nicht an seinen Namen zu denken, noch nicht einmal den Gedanken an ihn zu atmen.
    Am anderen Ufer putzt ein kleiner Vogel direkt am Wasser sein tintenblaues Gefieder; und plötzlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als mich auszuziehen und zu schwimmen, all die Schichten aus Dreck, Schweiß und Schmutz abzuwaschen, die ich im Stützpunkt nicht losgeworden bin.
    »Drehst du dich bitte um«, sage ich zu Raven. Sie verdreht amüsiert die Augen, aber sie tut es.
    Ich schäle mich aus meiner Hose und Unterhose, dann streife ich mein Tanktop ab und lasse es ins Gras fallen. Zurück ins Wasser zu waten ist gleichermaßen schmerzhaft und wunderbar – schneidende Kälte, ein reines Gefühl, das meinen gesamten Körper durchströmt. Je weiter ich in die Mitte des Flusses komme, desto größer und flacher werden die Steine unter meinen Füßen und die Strömung zieht stärker an meinen Beinen. Obwohl der Fluss nicht sehr breit ist, gibt es direkt unterhalb des kleinen Wasserfalls einen dunklen Fleck, wo das Flussbett ein natürliches Becken bildet. Ich stehe zitternd da, das Wasser umspült meine Knie, und im letzten Moment bringe ich es nicht über mich. Es ist so kalt: Das Wasser sieht so dunkel, schwarz und tief

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