Pandoras Kuss
eingestehen können?
Irgendwie schon.
Und zwar nicht nur, weil ich mit Amelie Sex hatte und es mir gefiel, mir hatte ja auch so einiges andere von dem gefallen, was sie und ihre Gefährten in den letzten Wochen mit mir angestellt hatten.
Es war sexy gewesen, in diesem Edelschlampenoutfit im Belle Epoque all die begehrliche Männerblicke auf mich zu ziehen. Und es war sogar richtig sexy gewesen, den beiden Mädchen in Persephones Spielzimmer bei ihrer Spankingsession zuzuschauen. Und, dass ich dabei gefesselt gewesen war, hatte den Geilheitsfaktor auch nicht unbedingt gegen Null reduziert.
Ich pustete eine Weile wieder Badeschaumbläschen durch mein Badezimmer.
Marie Colbert, sagte ich mir dann irgendwann, du bist eine kleine, rundliche, rothaarige Perverse. Gewöhn dich dran und versuch es allmählich mal gelassen zu sehen.
Außerdem kam es doch gar nicht auf den Begriff an sich an , sondern darauf, was frau selbst daraus machte.
Diese Frau aus dem Roman, den wir im Internat lesen mussten, wie war ihr Name noch gewesen?
Hester Prynne.
Schwester Marie-Claire hatte Hesters Story nicht viel abgewinnen können. Was nun kein ausgesprochenes Wunder gewesen war.
Hester lebte in dieser hinterwäldlerischen Siedlergemeinde irgendwo in Amerika. Sie wurde angeklagt fremdgegangen zu sein und - Oh Schande! Oh Schreck! – ein uneheliches Kind in die Welt gesetzt zu haben. All die vertrockneten alten Gemeinderäte und eine ganze Horde neidischer Weiber zwangen sie dieses große scharlachrote A an ihrem Kleid zu tragen, damit ihr jeder sofort ihre Schande ansah.
Aber Hester zeigt ihnen allen den Finger. Sie nähte sich das steilste und heißeste A, das frau sich nur denken konnte zurecht und trug das Teil dann nicht wie ein Schandmal, sondern wie eine Auszeichnung.
Ich blies in den Badewasserschaum, setzte mich dann auf und rief mit ausgestreckten Armen:
„Hester-Schwester rockt!“
Hm, das fühlte sich ziemlich gut an.
Ich rief es noch einmal lauter.
„Hester-Schwester!“
Das fühlte sich sogar noch besser an.
Ob die Schnüffler vom Innenministerium meinen Vater stecken würden, dass sein kleine s Töchterlein es mit Frauen trieb?
Oh sche iße – und ob sie das tun würden!
Also gab es von nun an noch ein Geheimnis, dass sie besser nie herausfinden sollten, wollte ich mir das Wohlwollen meines Vaters und des Restes der Familie erhalten.
„Hester-Schwester rockt!“, rief ich noch einmal so laut, dass die Wände wackelten und Schwester Marie-Claire sich vor Schreck fest die Ohren zuhielt.
43 .
Sonntagmorgen. Ich hatte gerade den dritten Kaffee getrunken und war außerdem zum Tabac gegangen, um mir eine neue Schachtel Notzigaretten zu kaufen.
Ich warf meinen Laptop an und gab Amelies Namen ein.
Sie hatte einen Wikipedia-Eintrag. Außerdem brachte ihr Name etwa sechs Millionen Suchergebnisse. Sechs Millionen?!
Wow.
Ich fing mit dem Wikipedia-Eintrag an.
Da stand, dass sie eine n Bruder gehabt hatte, der mit zwölf Jahren bei einem mysteriösen Unfall starb. Ihr Eltern waren geschieden und ihr Vater vor fünf Jahren gestorben. Ihre Mutter lebte in den USA mit einem anderen Mann zusammen. Sie war in ihrer Jugend eine bekannte Choreographin gewesen, hatte drei Bücher über klassischen Tanz veröffentlicht und sogar einen Literaturpreis dafür bekommen.
Amelie war auf verschiedene Internate in England, der Schweiz und Deutschland geschickt worden und hatte später an der Sorbonne Philosophie studiert.
Oha, ausgerechnet.
Außerdem wurde das Vermögen ihres Teils der Familie auf eine dreiviertel Milliarde geschätzt.
Eine dreiviertel Milliarde?!
Es gab noch einen anderen Teil der Familie, der sich offenbar intensiver als Amelies Seite, um die Geschäfte der MG Group kümmerte. Gemessen an ihnen war Amelie beinah arm, denn deren Vermögen wurde auf knapp vier Milliarden Dollar geschätzt.
Bitte Fingerzeichen von allen, die schon mal einem leibhaftigen Dreiviertel-Milliardärin die Hand geschüttelt haben!
Okay.
Und jetzt bitte alle mal melden, die sich von einer Dreiviertel-Milliardärin schon mal die Blüte haben küssen lassen?
Danke.
Das dachte ich mir.
Ich klickte mich weiter durch die Wikipediaeinträge zu Amelies Familie.
Das e in oder andere interessante Detail hatte sie mir gestern verschwiegen. Zum Beispiel, dass ihr Bruder unter sehr mysteriösen Umständen umgekommen war. Dass ihre Mutter angeblich eine notorische Fremdgängerin war und ihr Vater ihr das
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