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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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kann dir Venable bald etwas liefern.« Sie schwieg einen Moment. »Und das funktioniert wirklich, Renata?«
    »Ja, wirklich.« Renata lächelte wieder. »Ich gebe dir mein Wort. Wenn ich die Jagd sofort beginnen kann, besteht die Chance, dass wir Molino finden, bevor er dich über dem Feuer röstet.« Sie stand auf. »Konnte ich dich beruhigen?«
    Megan nickte. »Wissen hilft immer. Ich komme mir vor, als würde ich im Dunkeln tappen.«
    »Wenigstens hast du Gesellschaft.« Sie ging zur Tür. »Du hast eine Persönlichkeit, die in anderen den Wunsch weckt, dir in deinen dunklen Tagen beizustehen. Irgendjemand wird immer für dich da sein, Megan. Grady, Harley, sogar ich.«
    Renata machte die Tür hinter sich zu.
    Megan ging zum Fenster und betrachtete die mondbeschienenen Felder.
    Molino war irgendwo da draußen, zerfressen von Hass, und plante seine nächsten Schritte.
    Wie nah war er ihr?
     
    Grady hatte das Faxpapier mit dem Foto von Sienna und Molino unter ihrer Tür durchgeschoben; dort fand sie es, als sie am Morgen aufwachte. Sie erlebte einen Schock, als sie es sich ansah. Unbewusst hatte sie ein Foto aus der Verbrecherkartei oder ein Passbild erwartet, aber dies war ein Schnappschuss von zwei Männern, die an einem Tisch in einem Straßencafé saßen. Sie waren leger gekleidet und lächelten – zwei ganz normale Männer in den Fünfzigern, entspannt, vielleicht im Urlaub. Grady hatte die Namen auf das Papier geschrieben und Pfeile zu den entsprechenden Köpfen gemalt. Molino war ein wenig behäbiger, hatte eine Hakennase und dichtes braunes Haar mit grauen Strähnen. Er trug ein orange-braun gestreiftes Hemd und eine Khakihose. Siennas leicht schräge haselnussbraune Augen wirkten katzenhaft in dem dreieckigen Gesicht, sein Haar war hell und schütter. Hemd und Hose saßen wie maßgeschneidert, und er vermittelte den Eindruck, ungeheuer anspruchsvoll zu sein.
    Megan starrte noch immer auf das Foto, als Grady ein paar Minuten später an ihre Tür klopfte.
    »Ich wollte sichergehen, dass du das so früh wie möglich siehst«, sagte er. »Ist spät in der Nacht angekommen. Überrascht?«
    »Ja. Wahrscheinlich sollte ich es nicht sein. Ich glaube nicht, dass mich die Tatsache, dass sie so normal aussehen, erstaunt – es ist der Schnappschuss an sich. Sie sitzen in der Sonne, trinken Wein und genießen ihr Leben, als hätten sie es verdient.«
    »Ja.«
    »Aber sie verdienen es nicht. « Sie schluckte, um den Kloß im Hals loszuwerden. »Sie töten, sie foltern, sie verhökern kleine Kinder an Unmenschen, die sie missbrauchen und ihre Leben zerstören. Gäbe es Gerechtigkeit auf dieser Welt, dann müssten sie in der Hölle schmoren.«
    »Gottes Mühlen mahlen langsam.«
    »Dann sollten wir schneller für Gerechtigkeit sorgen, verdammt. Können wir nicht mehr tun?«
    »Venable zieht alle Strippen beim FBI und den örtlichen Polizeibehörden in Tennessee, damit sie Molino aufspüren. Es dauert seine Zeit.«
    »Und so lange sitzen Molino und Sienna in der Sonne und haben ein gutes Leben«, sagte sie verbittert.
    »Nicht zurzeit.« Er schmunzelte. »Ich glaube, du hast Molino gestern Abend dermaßen wütend gemacht, dass er bestimmt nicht gemütlich auf seinem Hintern sitzt.«
    »Gut.«
    »Und ich habe Neuigkeiten von der Polizei in Atlanta, den Truck betreffend, der Phillips Angreifer gehört. Die Reifen wurden mit Kreditkarte beim National Car Service gekauft.«
    »Du hast einen Namen?«, fragte sie eifrig.
    »Tim Darnell. Er ist Student an der Georgia State University, zweiundzwanzig, intelligent, gutaussehend und ohne Vorstrafen.«
    »Dann ist er vielleicht nicht der Schütze«, sagte sie enttäuscht.
    »Oder eben doch. Er ist auf einer Farm in South Georgia aufgewachsen und seit frühester Jugend ein Waffennarr, der die Jagd liebt. Seine Eltern sind bettelarm, aber Darnell scheint ziemlich viel Geld zu haben. Die Polizei hat eine seiner Exfreundinnen befragt – anscheinend hat er etwas für Machtspielchen übrig. Das Mädchen hat sich von ihm getrennt, weil es Angst vor ihm hatte.«
    »Können sie ihn nicht zum Verhör ins Präsidium bringen?«
    »Das würden sie tun, wenn sie ihn finden könnten. Er war seit Tagen nicht mehr in seiner Wohnung. Sie observieren das Haus, hatten bis jetzt aber kein Glück.«
    »Denkst du, er ist bei Molino?«
    Grady zuckte mit den Schultern. »Molino duldet nur altbewährte, vertrauenswürdige Helfershelfer in seiner Nähe und ganz bestimmt keinen grünen Jungen, der seinen Job

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