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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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anderen.«
    »Offensichtlich hast du einen Bocksprung über das erste gemacht. Stell mir deine Fragen.«
    »Bocksprung?« Sie war wie eine Schnecke gekrochen, als es galt, sich einzugestehen, dass sie eine verdammte Lauscherin war. Trotzdem hatte sie es akzeptiert und musste den nächsten Schritt tun. »Du hast gesagt, dass meine Mutter von einem gewissen Molino umgebracht wurde. Ein Rachemord. Warum?«
    »Er hat sie für den Tod seines Sohnes Steven verantwortlich gemacht. Molino ist der Abschaum der Menschheit, aber seinen Sohn hat er geliebt. Er war stolz auf ihn und der Ansicht, dass der Junge ganz nach ihm schlug; wahrscheinlich hatte er recht damit. Nach allem, was ich weiß, war Steven ein Lügner, ein Sadist und Vergewaltiger. Das alles hatte er mit Molino gemein.«
    »Und er dachte, dass meine Mutter seinen Sohn getötet hat?« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat sich geirrt, oder?«
    »Das hängt davon ab, von welchem Standpunkt aus man das betrachtet.«
    »Nein, das tut es nicht. Sie war lieb und sanftmütig.«
    »Ja, aber auch liebe und sanftmütige Menschen töten aus Notwehr.«
    »Aus Notwehr? Wer, zum Teufel, ist dieser Molino?«
    »Abschaum, wie gesagt. Er hat jede Menge Dreck am Stecken. Er ist ein Drogendealer, besitzt etliche Bordelle in Afrika und Südamerika, und er mischt im weltweiten Kinderhandel mit.«
    »Was?«
    »Er bezahlt Banditen dafür, dass sie Kinder in den afrikanischen Dörfern stehlen, in den USA und Europa kümmert er sich selbst um die Entführungen. Er verkauft die Kinder an Kunden in der ganzen Welt. Das ist ein ausgesprochen lukratives Geschäft. In Afrika gibt es den Glauben, dass man sich vom Aids-Virus befreien kann, wenn man ein Mädchen entjungfert.«
    Megan konnte das nicht fassen. »Nein«, hauchte sie entsetzt.
    »Ich würde dir die hässlichen Einzelheiten gern ersparen, aber du musst begreifen, was für ein Hurensohn Molino ist.« Und nach einem Moment fügte er hinzu: »Und warum dich deine Mutter verlassen hat, als sie gebeten wurde, bei seiner Ergreifung mitzuhelfen.«
    »Und wer hat sie gebeten?«
    »Die CIA. Sie wurden von der Regierung scharf kritisiert, weil die Ganoven den Markt mit den Drogen überschwemmten, mit denen Molino sie für ihre Dienste bezahlte.« Er hob die Schultern. »Natürlich war das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Molinos Netzwerk war so ausgedehnt, dass sie glaubten, ihn nicht aufhalten zu können, dennoch entschieden sie sich, es zu versuchen.«
    »Und wieso haben sie meine Mutter einbezogen?«
    »Sie mussten seinen Aufenthaltsort ausfindig machen und ihn in einer verfänglichen Situation schnappen, um Beweise gegen ihn zu haben. Damals war er in Afrika unterwegs, und die üblichen Informanten erwiesen sich als nutzlos. Deshalb liehen sie sich mich von meiner Einheit aus und beauftragten mich, ihn aufzuspüren.« Er wiegte den Kopf. »Leider war das nicht mein Fachgebiet. Ich kann kontrollieren, nicht lokalisieren. Deshalb hab ich Michael Travis, den Leiter der Psychic Investigative Group in Virginia, angerufen und gebeten, mir jemanden zu schicken, der den Auftrag übernehmen konnte. Er nannte mir den Namen einer Frau, die er drei Jahre zuvor kennengelernt hatte. Sie war zu ihm gekommen, weil sie vermutete, dass ihre Tochter eine Lauscherin ist, und wollte wissen, wie man die Echos ausschalten kann. Ihre eigenen konnte sie blockieren, bei ihrem Kind jedoch brauchte sie Hilfe. Das kleine Mädchen hatte mit sieben zum ersten Mal die Stimmen gehört, und damals war es ihr noch gelungen, sie zum Schweigen zu bringen, doch als das Mädchen in die Pubertät kam, wurde sie nicht mehr allein damit fertig.«
    »Das Mädchen war ich?«, flüsterte Megan.
    Grady nickte. »Michael Travis half deiner Mutter, so gut er konnte, aber er merkte, dass sie stärker war als er. Er machte ausführliche Tests mit ihr und fand heraus, dass sie erstaunlich vielfältige Talente besaß. Sie war nicht nur eine Lauscherin, sondern auch eine Finderin. Man brauchte ihr nur einen Handschuh, einen Schal oder eine halbgerauchte Zigarette zu geben, und sie konnte die Person nicht nur aus einer meilenweiten Entfernung erspüren, sondern sie auch aus einer Menschenmenge herauspicken. Michael meinte, dass sie genau die Richtige für den Job wäre. Wir mussten sie nur noch dazu bringen, mit uns zusammenzuarbeiten. Leider wollte sie sich auf nichts einlassen, was mit parapsychologischen Phänomenen zu tun hatte, und war nur an den Methoden interessiert, die ihr und

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