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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Erde verseucht und Tierarten ausgerottet, weil sie einem Ruf gefolgt waren. Dem Ruf eines Gottes, eines Vaterlandes, einer Ehre oder einer unbestimmten unersättlichen Gier. Es lief immer aufs Gleiche hinaus. Die Frage war, welchem Ruf er in Wirklichkeit folgte. Und noch mehr als das fragte sich Sariel plötzlich, welchen Sinn das alles überhaupt ergeben mochte.
    Mit einem Mal hörten Liyas Schläge auf. Wütend und verzweifelt wandte sie sich ab und kletterte zurück auf Biaos Rücken. Ächzend richtete sich Sariel auf. Es war dumm, noch etwas zu sagen, aber er tat es trotzdem. Nicht um das letzte Wort zu haben oder sie noch weiterzureizen. Er hatte einfach das Gefühl, dass es ausgesprochen werden musste.
    »Ich weiß nicht, was meine Bestimmung ist. Aber deine ist es bestimmt nicht, mich zu töten.«
    »Sondern?«
    »Mich zu retten!«
    Am fünften Tag der Gebirgsdurchquerung übernachteten sie im Eingang einer großen Höhle, die sich tief in den Berg verzweigte, und entdeckten zu spät, dass die Höhle von Todesengeln bewohnt war. Liya bemerkte ihren Fehler erst bei Tagesanbruch, als sie und Sariel sich an der restlichen Glut vom Abend aufwärmten und noch müde und klamm ein paar Mondtränen verdrückten. Biao ruhte draußen vor der Höhle, als Liya plötzlich vor Schreck erstarrte und Sariel dann anzischte.
    »Rühr dich jetzt nicht vom Fleck, hörst du! Bleib ganz still! Keinen Mucks, was immer auch passiert!«
    »Was ...?«
    »Schschsch!« Liyas Gesicht erstarrte zu einer Maske, als der erste dieser riesigen fledermausartigen Raubvögel im Freien auftauchte. Er kam geradewegs aus den unergründlichen Tiefen der Höhle, stützte sich beim Gehen auf seine zusammengefalteten Flügel und schritt an ihnen vorbei, scheinbar ohne sie zu beachten. Sariel hatte noch nie einen hässlicheren Vogel gesehen. Alles an ihm war grotesk, sein staksender Gang, seine klapperdürre Gestalt, beinahe so groß wie Sariel, und seine Krallen, die knochigen Fingern ähnelten. Der Vogel trug keine Federn, sondern eine schwarze und fast transparente Haut, die schlaff und faltig an ihm herabhing. Ein langer, gebogener Schnabel und sehr kleine Augen, dafür umso größere Ohren, die den Eindruck einer übergroßen Fledermaus verstärkten. Gleichzeitig ging von ihm ein bestialischer Verwesungsgeruch aus.
    Instinktiv gehorchte Sariel Liyas Anweisung und rührte sich nicht mehr. Aber sein Blick folgte dem unheimlichen Wesen aus der Unterwelt bis zum Ausgang der Höhle, wo der Vogel nur einen blasierten Blick auf den Kalmar warf, der ihn nicht sonderlich zu interessieren schien. Auch Biao verhielt sich ruhig und abwartend. Dann spannte der Vogel seine Schwingen, die mit einem Mal straff und glänzend wirkten. Drei kurze Flügelschläge, und er war in der Luft und erhob sich rasch und steil in den Morgenhimmel.
    »Was war das?«
    »Ein Todesengel!«, erwiderte Liya hastig, und Sariel sah, dass alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war. »Sie müssen hier drin ihr Nest haben. Gleich werden noch viel mehr kommen. Es sind eigentlich Aasfresser oder sie jagen Kluftschleicher. Die kalten Nächte verbringen sie dicht zusammengedrängt in Höhlen, um ihre Körperwärme zu halten, tagsüber nutzen sie dann die Aufwinde in den Bergen.«
    »Und wo ist dann bitte das Problem?«
    »Sie verteidigen ihre Höhlen bis aufs Blut gegen Eindringlinge. An sich sind sie harmlos, aber wenn du ihnen den Fluchtweg abschneidest, werden sie wild und zerfleischen dich, kein Scherz - falls sie uns bemerken.«
    »Kannst du mir mal sagen, wie man uns nicht bemerken soll!«, rief Sariel. »Wir sitzen hier direkt im Eingang und ...«
    »Sie sehen nur bewegte Dinge«, unterbrach ihn Liya. »Und sie hören nur sehr hohe Geräusche. Wir haben eine Chance -wenn wir uns absolut ruhig verhalten!«
    »Und Biao?«
    »Kalmare sind die einzige Ausnahme. Todesengel greifen niemals Kalmare an, weiß der Teufel, warum.«
    »Na prima!«, stöhnte Sariel. Er wäre lieber sofort aus der Höhle geflohen, doch in diesem Moment hörte er schon hundertfaches Scharren und Flattern aus der Tiefe der Höhle. Sie kamen.
    Sariel machte es Liya nach. Er presste sich mit dem Rücken gegen die Höhlenwand und versuchte, so flach wie möglich zu atmen, als die Todesengel nacheinander an ihm vorbeizogen. Eine Prozession wie aus der Hölle, und Sariel brauchte keine weitere Erklärung, woher diese Vögel ihren Namen hatten. Die Todesengel ließen sich viel Zeit. Gemessen und vorsichtig schritten sie

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