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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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kurz hintereinander vier Plopp-Geräusche, wie sie die Shis bei jedem Schuss machten. Sariel blickte Liya entsetzt an.
    »Bleib hier!«, rief sie ihm zu und stürmte los.
    Sariel sah zu, wie sie um die Ecke verschwand, und rührte sich nicht, gelähmt von Entsetzen und Angst. An das, was danach geschah, konnte er sich erst viel später in allen Einzelheiten erinnern. Er wusste nicht mehr, wie lange er in der Nähe der Mauernische ausgeharrt hatte. Er erinnerte sich nur noch, dass er Liyas Stimme hörte und die eines anderen Mädchens. Das löste ihn aus seiner Starre. Er rannte los, ohne noch einen einzigen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden oder an das, was ihn erwarten mochte.
    Das Erste, was er bewusst wahrnahm, als er um die Ecke bog, waren die vier Krieger, die am Boden lagen. Zwei von ihnen regten sich noch, bluteten aber aus einer Wunde in der Brust und stöhnten vor Schmerzen. Dann sah er Liya, die vor einem Mädchen stand, das ein Shi auf sie richtete. Sonst war niemand zu sehen. Nur eine Tür, die offen stand. Das Zimmer von Liyas Vater.
    »Bleib stehen, Sariel!«, rief Liya scharf, ohne sich nach ihm umzudrehen. Wie eingefroren blieb er einige Meter von Liya entfernt stehen.
    »Gib mir die Zeitmaschine, Mingan!«, sagte Liya erstaunlich ruhig. Da erst wurde Sariel klar, dass sie zu spät gekommen waren. Mingan war vor ihnen im Zimmer von Liyas Vater gewesen und hatte die Bombe bereits an sich genommen.
    Mingan schüttelte den Kopf.
    »Du warst es, nicht wahr?«, sagte Liya. »Du hast die Mädchen am Chui-Riff getötet. Nicht Li.«
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr«, sagte Mingan. »Aber wenn es dich glücklich macht ... ja!«
    »Warum?«, fragte Liya.
    »Ich tue es nicht für mich. Aber das würdest du sowieso nie verstehen.«
    »Was hast du mit der Zeitbombe vor?«
    »Ich werde sie dahin bringen, wo sie schon lange hingehört. Ich werde die Welt von dem Übel erlösen.«
    Damit drückte sie ab.
    Sariel zuckte zusammen, als Mingans Shi erneut ploppte. Doch Liya sank nicht getroffen zusammen. Mingan konnte sie auf diese kurze Distanz jedoch unmöglich verfehlt haben. Das bedeutete, dass der Wassertank ihres Shi leer sein musste und keinen Eisdorn mehr produzierte.
    Die nächsten Ereignisse erschienen Sariel im Nachhinein wie ein bizarres Ballett in Zeitlupe, bei dem er bloß zufälliger Zuschauer war. Er erinnerte sich nur noch, dass Mingan ihr Shi wegwarf und floh. Liya stürzte ihr nach und auch Sariel rannte nun los. Sariel sah, wie Mingan sich im Laufen eine Kette vom Hals riss. Sie wirbelte herum und schleuderte die Kette, an der ein Amulett hing, nach Liya. Sariel sah, wie die Kette durch die Luft flog. Er sah, wie Liya instinktiv zur Seite springen wollte. Doch das schwere Amulett traf sie voll am Kopf. Liya rutschte aus und fiel der Länge nach hin. Sariel sah, dass sie nach der Kette tastete, um sie fortzuschleudern, und erkannte dabei das seltsame Amulett. Es war eine grauschwarz glänzende Kugel, und Sariel begriff sofort, um was es sich handelte.
    Liya schien ebenfalls zu verstehen. Noch während sie nach der kleinen Zeitbombe griff, drehte sie sich zu Sariel um und blickte ihn an. Sariel las maßlose Trauer in ihrem Blick.
    Und Abschied.
    »Bleib stehen!«, rief sie ihm noch zu.
    Dann, ohne jeden Laut, ohne Stichflamme, einfach so -verschwand sie. Im gleichen Moment gab es einen trockenen Knall, als die Luft aus der Umgebung schlagartig in das Vakuum schoss, das die Raum-Zeit-Blase zurückgelassen hatte. Was blieb, war eine kreisförmige Kuhle im Boden, die die Größe der kugelförmigen unsichtbaren Raum-Zeit-Blase erahnen ließ.
    »Liiiyaaaa!!!«, schrie Sariel und stürzte zu der Stelle, wo Liya noch einen Augenblick zuvor gelegen hatte. Mingan wandte sich wieder um und rannte weg. Sariel wusste, dass er ihr folgen musste. Dass er ihr die große Zeitmaschine abnehmen musste. Aber er konnte nicht. Kam nicht mehr vom Fleck, blieb einfach an der Stelle stehen, wo Liya gestorben war. Denn das war der erste Gedanke, mit dem seine Erinnerung wieder einsetzte.
    Liya ist tot!
    Damit verließ ihn alle Kraft. Er sackte in die Knie und krümmte sich wimmernd zusammen.
    Liya ist tot!
     

Die GON
    Das Böse schlief tief unter der Erde. Ein monströser Parasit, den die Menschen GON nannten, ohne seine wahre Natur auch nur zu erahnen.
    Das Böse hatte ein Nest gebildet tief im Inneren der Erde, in einer Schicht aus glühender, flüssiger Schlacke, die den Erdkern wie ein gewaltiger Glutozean

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