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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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sah sein Spiegelbild in der Scheibe. Sein Haar leuchtete wie Feuer. Er bohrte in der Nase. » Ich hab dieses Jahr mehr Zeit hier verbracht als zu Hause. Ich war fast überall. Hier gibt’s nichts außer Schrott.«
    Cal ging am Bürogebäude vorbei zum Haupteingang. Die großen Torflügel ragten über ihm auf. Eine Kette so dick wie ein Feuerwehrschlauch war um die kunstvollen Gusseisenornamente geschlungen, davor war das Tor mit Brettern vernagelt, damit man von der Straße aus nicht in den Park sehen konnte. Zu beiden Seiten standen etwa zehn Meter hohe Ziegeltürme. Eine türkisfarbene Leiter führte am linken Turm zu einem Schild hinauf, das den Eingang überspannte. Zwischen den spiegelverkehrten Buchstaben steckte ein halbes Dutzend weiterer Vogelnester.
    » Das da ist ein guter Aussichtspunkt«, sagte Cal. » Von dort kann man bestimmt eine halbe Meile weit sehen.«
    » Ja, wenn man den ganzen Tag in der Vogelscheiße sitzen will«, sagte Brick. » Wonach willst du überhaupt Ausschau halten? Hier kommt niemand vorbei, wenn ich’s dir doch sage.«
    Ohne zu antworten notierte Cal sich etwas ins Notizbuch. Bei Bricks Tiraden stellten sich ihm jedes Mal die Nackenhaare auf. Wahrscheinlich lag es nur an der Situation, in der sie sich befanden. Schon möglich, dass Brick vorher schon ein Arschloch gewesen war, aber na ja– im Zweifel für den Angeklagten. Sie hatten keine andere Wahl, als miteinander auszukommen. Wer weiß, wie lange sie hier bleiben mussten.
    » Der Souvenirladen«, sagte Brick und nickte in Richtung eines Gebäudes auf der anderen Seite des Tors. » Und das Fundbüro. Da ist nichts Interessantes drin.«
    Cal ging darauf zu. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Eine Spanplatte war heruntergerissen und gab den Blick auf ein einzelnes rechteckiges Glasfenster frei. Zufrieden stellte Cal fest, dass der Abstand zwischen Zaun und Gebäude groß genug war.
    » Hast du hier mal gearbeitet oder so?«, fragte er, als er wieder zu Brick zurückgekehrt war.
    » Ich? Himmel, nein, der Park ist verlassen, seit ich… sieben oder so war. Für wie alt hältst du mich eigentlich?«
    » Ich hab nur gedacht, weil du so groß bist und so…«, sagte Cal und zuckte mit den Schultern. » Einundzwanzig?«
    Brick lachte grunzend. » Ich bin achtzehn«, sagte er. » Genau wie du, würde ich schätzen. Ich musste nur ein bisschen schneller erwachsen werden.«
    Jetzt sah ihn Cal zum ersten Mal richtig an, die Sommersprossen, die spärlichen roten Bartstoppeln. Und seine Augen, die immer zusammengekniffen waren und bedrohlich funkelten, aber noch die eines Jungen waren.
    » Willst du mich küssen oder was?«, fragte Brick, trat einen Schritt zurück und hob die Hände. » Wieso guckst du mich so komisch an?«
    » Igitt«, sagte Cal und spürte, wie er rot wurde. » Hättest du wohl gern. Außerdem bin ich siebzehn.«
    Eine peinliche Stille entstand, dann lachten sie wieder los.
    » Na ja, immerhin hätten wir das geklärt«, sagte Brick. Sie gingen am Souvenirladen vorbei und traten in den großen Schatten der Achterbahn in der Südostecke des Parks. » Hier ist noch eine Lücke im Zaun. Die nehme ich normalerweise. Davor wächst eine Hecke, und man kann sich leicht rein- oder rausschleichen. Es…«
    Cal erstarrte und packte Bricks Arm. Der größere Junge sprach noch einige Sekunden weiter, dann verstummte er. Schweigend starrten sie auf den Weg, der zwischen den Toiletten und der Aua-Station hindurchführte, beobachteten den blonden, blutverschmierten Jungen, der dort im Schatten stand.
    Er war jung, vielleicht sogar noch jünger als Daisy. Seine Adidas-Jogginghose und das Batman-T-Shirt waren mit pflaumenfarbenem Schmutz bedeckt. Seine nackten Füße waren schmutzig, das weißblonde Haar und das Gesicht mit rosa Flecken übersät– das getrocknete Blut überzog seine Haut wie Pergament. Seine Miene war völlig ausdruckslos, die Augen leer. Er sah aus wie eine Schaufensterpuppe.
    » Einer von denen«, zischte Brick und trat einen Schritt zurück. Cal hielt weiterhin seinen Arm gepackt. Brick versuchte, sich loszureißen. » Cal, worauf wartest du?«
    » Moment«, sagte Cal. » Ich glaube, er ist okay. Spürst du es nicht?«
    Wieder ertönte diese ohrenbetäubende Stille in Cals Kopf. Sie erinnerte ihn an den Ozean an einem windstillen Tag, wenn das Meer so flach wie eine Glasplatte war und man trotzdem die gewaltigen, aufgewühlten Wassermassen unter der Oberfläche erahnen konnte. Brick atmete aus, und Cal ließ

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