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Panter, Tiger und andere

Panter, Tiger und andere

Titel: Panter, Tiger und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Tucholsky
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durchgesehen … durchgesehen … ja, also da muß ich Ihnen nun leider sagen: also so geht das nicht. Sehn Se mal… Hallo? ‘tschuldjen ‘n Momentchen … (Halbstündiges Telephongespräch) – Wo waren wir stehengeblieben… ja, also meine Herren, ich habe Ihnen das ja eben auseinandergesetzt, warum es so nicht geht. Herr Kästner, das ist ja viel zu fein, was Sie da gemacht haben – das verstehen die Leute ja gar nicht… nee, die Revue soll natürlich gut sein, aber zu gut soll sie auch wieder nich sein! Herr Panter, das ist unmöglich, unmöglich, verstehen Sie mich – sehn Sie, hier das da, das ist gut, diese Szene mit dem Spreewaldkahn –«
    – »Die hatte ich mir als Parodie gedacht; die Szene ist gar nicht ernst…«
    – »Na, das ist ja ganz gleich – dann machen wir sie eben ernst. So müßte die ganze Revue sein… und hier, das da –:
Komm mal rüber –
komm mal rüber mit der Marie! –
     
    Sie irren, wenn Sie glauben, dass unsere Besucher für Geld »Marie« sagen – na ja, ich versteh das ja, aber wir haben Smoking-Publikum … und dann hier, das mit der Reichswehr, das geht natürlich nicht, und das mit Zörrgiebel muß weg… aber sonst ist es ganz… Hallo? ‘tschuldjen mich … Zum Donnerwetter! Ich bin jetzt in einer wichtigen Konferenz! Ich will jetzt nicht gestört werden! Nein! Ja! Weiß ich nicht! Hören Se mal – –! (Halbstündiges Telephongespräch) – Also wo … ja, Herr Mehring, nehmen Sie mir das nicht übel – ich habe das nicht verstanden! Also ich versteh das nicht! Na, dann bin ich eben literarisch nicht so gebildet wie Ihr … ich habe schließlich meine journalistischen Sporen verdient; ich trau mich gar nicht, das Herrn Generaldirektor Bönheim vorzulegen, der lacht uns ja glatt aus! Hier –:
Und weil der Eskimo anders als der Börsianer spricht:
Deswegen verstehen, verstehen wir alle, wir alle uns nicht!
     
    Verstehn Sie das? Natürlich spricht er anders. Na, und das da:
Es liegt eine Leiche im Landwehrkanal.
Fischerin, du kleine –
     
    also erstens ist das alt – und außerdem ist das unappetitlich; die Leute wollen doch nachher essen gehn. Nee, meine Herren – so geht das nicht. Also arbeiten Sie mir das um… verstehen sie mich, pikant, witzig, spritzig; ich habe für heute nachmittag auch noch Herrn Polgar und Herrn Marcellus Schiffer und Herrn Roellinghoff gebeten – wir müssen das schaffen. Sonst wende ich mich eben an Herrn Ammer oder an Herrn Villon oder schlimmstenfalls an Herrn Brecht… also um vier Uhr, meine Herren, beim Regisseur… auf Wiedersehn –!«
5
    – »Ich habe ihm erklärt: ich übernehme die Inszenierung überhaupt nicht. Ich weiß gar nicht, warum er Sie hier alle zu mir herbestellt hat! Wenn ich das mache, dann mach ich es nur unter folgenden Bedingungen: Gesinnung! Gesinnung! Gesinnung! Es muß was rein von der Wohnungsnot; es muß was rein von der Aufhebung des § 194 der Strafprozeßordnung – das sind doch Probleme! Außerdem ist da natürlich der Film.«
    – »Was für ein Film?«
    – »Der Film nach dem Stück von Bronnen.«
    – »Was für ein Stück von Bronnen?«
    – »Das Stück nach dem Roman von Remarque. Also dieser Film nach dem Stück nach dem Roman – daraus mach ich einen Tonfilm, also es wird eigentlich kein Tonfilm, aber ich mach das so, mit einer laufenden Treppe, Jeßner hat… Guten Tag, Herr Doktor! Guten Tag, Herr Direktor Bönheim – sehr nett, dass Sie gekommen sind …«
    – »Wo kann man bei Ihnen mal telephonieren –?«
    – »Hier, bitte…« – –
    – »So. Also jetzt kanns losgehen. Ja, also, meine Herren, wir fangen morgen an, mit den Proben, aber es müssen da noch einige Kleinigkeiten geändert werden. Das hier, geben Sie mal her, das hier geht nicht. Über die Justiz können wir uns so nicht lustig machen; das muß – bitte mal den Rotstift, danke! – das muß hier raus. Meine Herren, wenn Sie es nicht wissen sollten: wir sind mit Bosenstein & Klappholz liiert, und hinter denen stehn IG-Farben, solche Witze über die Börse – nee, also Taktlosigkeiten, verzeihen Sie, aber das wolln wir nicht machen. Immer hübsch im Rahmen bleiben. Na, hier… das mit der Internationale… die können Sie ja singen lassen, wenn Sie durchaus meinen; das hören ja die Leute vorm Abendbrot immer ganz gerne. Also arbeiten Sie mir das um –«
    – »Herr Generaldirektor Bönheim wird am Telephon verlangt!«
    – »Ich? – ‘tschuldjen einen Augenblick mal –!«
    (Bängliche Pause.

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