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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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großes Teil fehlt noch in unserem Puzzle: Wieso hat Bayliss überhaupt Feuer in den Sümpfen gelegt?«
    Torkelsen drückte auf Eject, und die Videokassette fuhr aus dem Gerät. »Ich schlage vor, wir fahren hin und fragen ihn.«

25
    Es war, als würde man auf Zehenspitzen durch Wolken spazieren.
    Von dem feuchten Nebel klebte Nick das Hemd am Körper. Seine Haut fühlte sich glitschig an, winzige Tautropfen hingen wie Silberkügelchen an seinen Wimpern. Die Sümpfe waren in blassgraues Zwielicht getaucht, und Nick konnte kaum glauben, dass früher Morgen war und irgendwo weit oben leuchtend hell die Sonne scheinen sollte.
    Zielstrebig ging Smoke den anderen voran auf der Suche nach der Mutter des kleinen Panthers. Hier und da blieb er stehen, um auf einen abgebrochenen Zweig, heruntergetretenes Gras oder den Teil eines Pfotenabdrucks hinzuweisen. Mit jedem Schritt näherte sich die Gruppe dem Tier, und doch blieb es ein unsichtbares Phantom, eine Nebelgestalt ihrer Fantasie.
    War es noch immer auf der Flucht? Lauerte es in einem Versteck? Beobachtete es sie aus einer Astgabel?
    Twilly Spree hatte seinen Glücksbringer abgenommen, weil er fürchtete, das Klappern der Geierschnäbel könnte den Panther aufschrecken. Er blieb Smoke immer dicht auf den Fersen und hielt sein Gewehr am Schaft, der bläuliche Lauf zeigte nach oben. Marta war ein paar Schritte zurückgefallen und lief neben Mrs. Stark her, um möglichst nah bei dem schlafenden Kätzchen zu sein.
    Nick staunte, wie leise sie alle fünf zu gehen gelernt hatten, ob in dornigem Gebüsch oder auf sumpfigem Grasland, in einer gleichmäßig fließenden Bewegung, die an die Beine eines Tausendfüßlers oder die Muskeln einer Schlange erinnerte. Doch er wusste auch, dass Panther ein ausgesprochen feines Gehör besaßen; schon ein unterdrücktes Husten oder ein leichtes Räuspern konnten das Tier in die Flucht schlagen. Womöglich würde es dann meilenweit rennen, bevor es sich irgendwo niederließ.
    Die Spur eines so wachsamen Tieres zu verfolgen erforderte solche Konzentration und Umsicht, dass Nicks Gedanken nie weit abschweifen konnten. Und das war gut so. In der Schule wäre es ein langer, rastloser Tag gewesen, Stunde um Stunde hätte er sich Sorgen um seinen Vater gemacht, der derweil im Militärkrankenhaus auf dem OP-Tisch lag. Die Jagd nach dem Panther war die perfekte Ablenkung. Nie zuvor hatte Nick sich so auf eine Sache konzentriert und war so darin aufgegangen.
    Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wo sie sich befanden oder in welche Richtung sie unterwegs waren, bis auf einmal vor ihnen der Holzsteg aus dem Nebel auftauchte. Smoke kauerte sich blitzschnell hin, und die Übrigen taten es ihm nach. Twilly machte Mrs. Stark ein Zeichen, und sie brachte den Panther nach vorn. Zögerlich, fast wie in Zeitlupe, kam die große, dünne Lehrerin vor, den Strohhut fest in beiden Händen, so als hielte sie einen seltenen, zerbrechlichen Schatz. Sie erinnerte Nick an einen Storch, der sich an eine Schlange heranpirscht. Er tastete hinter sich nach Martas Hand und zog die Freundin näher heran, damit sie besser sehen konnte.
    Smoke stand wieder aufrecht und spähte in die Nebelbank. Twilly flüsterte Mrs. Stark etwas zu, und sie zog das Pantherbaby aus dem Hut. Es streckte die kurzen Beine, gähnte herzhaft und fing dann an, sich zu drehen und zu winden und mit den Pfoten auszuschlagen. Mit seinen kräftigen, übergroßen Klauen zerkratzte es Mrs. Stark Hände und Unterarme. Nick und Marta waren überrascht, wie viel Kraft in so einem niedlichen kleinen Bündel steckte, doch irgendwie gelang es Mrs. Stark, das Kleine unter Kontrolle zu bekommen.
    Bald begann der kleine Panther zu schreien, was bei Mrs. Stark ein zärtliches Lächeln und bei Twilly und Smoke zufriedenes Nicken hervorrief. Sie hofften, dieses jämmerliche Geschrei würde die Mutter aus dem Dickicht locken und zu ihrem Kind führen.
    Doch dafür musste sie es erst einmal hören.
    Smoke sagte etwas zu Twilly, der sich im selben Moment anspannte und sein Gewehr schussbereit hielt. Nick spürte Martas Atem in seinem Nacken.
    »Hier ist noch jemand außer uns.«
    »Unmöglich!«
    »Hör doch, Nick! Stimmen.«
    Smoke musste sie auch gehört haben, doch Nick hatte nichts bemerkt. Die einzigen Geräusche, die an seine Ohren drangen, waren das Maunzen des Kätzchens und das laute Pochen seines eigenen Herzens.
    Als Mrs. Stark das Pantherbaby freiließ, flitzte es zu einer kleinen Lichtung in ein

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