Panther
also so was wie der James Bond der Sümpfe?«
»Darf ich fragen, wer Sie sind?«, fragte Conway.
»Drake McBride. Ich bin der Generaldirektor der Red Diamond Energy Corporation.«
»Ah ja.« Conway sah Jimmy Lee Bayliss an. »Und Sie?«
»Er ist mein Projektmanager«, sagte Drake McBride. »Mr. Bayliss. Und damit wir alle nicht unsere kostbare Zeit hier draußen vergeuden, sag ich Ihnen gleich – Panther gibt’s hier keine, okay? Fehlanzeige. Da hat sich jemand schwer getäuscht.«
Conway lächelte höflich. »Wir haben den Bericht eines Bürgers vorliegen, der sich sehr sicher war, einen in diesem Gebiet gesehen zu haben. Dem müssen wir natürlich nachgehen. Aber nicht heute, meine Herren, nicht bei diesem Nebel.«
Jimmy Lee Bayliss stieß einen kaum hörbaren Seufzer der Erleichterung aus. Drake McBride stand noch immer unter Dampf.
»Wo genau beginnt Ihr Grundstück?«, fragte Conway.
»Am Rande der Straße, eine Dreiviertelmeile von hier«, sagte Jimmy Lee Bayliss und zeigte mit der Hand in die Richtung. »Sie sehen da einen Metallzaun und ein Schild.«
»Sorgen Sie dafür, dass das Tor morgen früh unverschlossen ist«, sagte der Agent. »Wenn das Wetter sich bessert, komme ich mit ein paar Männern und einem Spürhund wieder her.«
»Na toll«, murmelte Drake McBride vor sich hin. »Noch so ein Köter.«
»Wie bitte?«
»Ach nichts.«
Jimmy Lee Bayliss mischte sich schnell ein. »Sie haben unsere volle Unterstützung, Mr. Conway. Was immer wir tun können, wird gemacht.«
»Gut.« Der Mann setzte seine Nickelbrille ab, die von der Feuchtigkeit beschlagen war, und wischte sie trocken. »Kaum eine Art ist so bedroht wie der Florida-Panther – wussten Sie das? Zwischen sechzig und hundert gibt es gerade noch, mehr nicht, und wir müssen alles tun, um sie vor der endgültigen Ausrottung zu bewahren. Deshalb gehen wir auch jedem Hinweis nach, wenn jemand glaubt, so ein Tier gesehen zu haben.«
»Aber wieso sollte das einer glauben? Hier gibt es keine verdammen Panther, das hab ich Ihnen doch gesagt!«, protestierte Drake McBride.
»Haben Sie schon mal Fotos gesehen?«, fragte Conway. »Es sind wirklich ausgesprochen schöne Tiere.«
»Nein, aber im Westen hab ich Pumas gesehen. Da darf man sie ganz legal schießen und ihnen das Fell abziehen. Im Prinzip sind es ja dieselben Viecher.«
Conway setzte seine Brille wieder auf und wandte dem Generaldirektor der Red Diamond Energy Corporation den Rücken zu. »Achten Sie darauf, dass das Tor unverschlossen bleibt«, sagte er zu Jimmy Lee Bayliss.
»Wird gemacht. Dürfte ich wissen, wer der Anrufer war, der eine dieser Raubkatzen hier gesehen haben will?«
Conway ging zu seinem Wagen und schaute auf sein Klemmbrett. »Laut Bericht heißt der Mann Hayduke«, sagte er. »George W Hayduke.«
Der Name sagte Jimmy Lee Bayliss nichts, und auch nicht seinem Chef, der seit seinem ersten Collegejahr kein einziges Buch mehr von vorn bis hinten gelesen hatte.
»Er hat auch eine GPS-Markierung durchgegeben«, fügte Conway hinzu. »Das heißt, wir wissen sehr genau, wo wir anfangen zu suchen.«
»Tatsächlich?« Jimmy Lee Bayliss wurde auf einmal mulmig zumute.
Schmollend sagte Drake McBride: »Jeder Dahergelaufene kann also bei der Regierung anrufen und sagen, er hätte einen Panther oder ein Einhorn oder ein UFO gesehen, und schon ziehen Sie mit einem Trupp los. So läuft das bei Ihnen?«
Der Sonderagent stieg in seinen Wagen und kurbelte das Fenster hinunter. »Fahren Sie bloß vorsichtig bei diesem Nebel«, sagte er noch, dann fuhr er davon.
Kommissar Jason Marshall erhielt an jenem Montagmorgen zwei unerwartete Anrufe. Der erste Anrufer war ein Mann namens Bernard Beanstoop III, besser bekannt unter seinem Spitznamen Bernie Bohne. Er war der berühmteste und teuerste Strafverteidiger von Tampa.
Bernie Bohne informierte Jason Marshall, dass die Großmutter des jüngeren Duane Scrod ihn angeheuert habe, den der Brandstiftung beschuldigten jungen Mann vor Gericht zu verteidigen. Gemeinsam mit der Familie bemühe er sich derzeit, Duane zu finden und zu überreden, sich der Polizei zu stellen. Der Junge, so der Anwalt weiter, sei »zu tausend Prozent unschuldig« und würde sich gegen alle ihm zur Last gelegten Vorwürfe zur Wehr setzen.
»Aber er ist vor mir weggerannt«, erinnerte der Kommissar den Anwalt. »Das ist Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
»Mildernde Umstände«, kommentierte der Anwalt fröhlich. »Der arme Junge hat schlicht die
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