Panther
Panther aufmerksam gemacht hat. Der, der Ihren Angestellten an einen Baum geklebt und orange eingefärbt hat. Der den Wagen zerlegt und den Stapel Rohre geklaut hat. Und ich bin derjenige, der jetzt dafür sorgt, dass Ihr Laden dichtgemacht wird.«
Mit diesen Worten zog er ein Handy aus der Tasche und gab eine Nummer ein. »Der Nebel lichtet sich. Lassen Sie einen Hubschrauber anwerfen und kommen Sie raus. Jetzt gleich«, sagte er zu jemandem am anderen Ende.
Drake McBride überlegte kurz, ob er wegrennen sollte, aber vermutlich würde er sich wohl nur noch mehr verlaufen. Außerdem wäre es dem durchtrainiert aussehenden Fremden ein Leichtes, einen stämmigen, unsportlichen Menschen mit gebrochenen Rippen einzuholen.
»Fünftausend, wenn Sie die Sache vergessen und mich laufen lassen«, sagte er stattdessen.
Der Fremde lachte so laut, dass sogar Horace von den zerkauten Resten seiner Viertelpfünder aufsah.
»Sie erinnern mich an meinen alten Herrn«, sagte der Mann zu Drake McBride.
»Klingt nicht nach einem Kompliment.«
»Ist es auch nicht.«
»Wie wär’s dann mit zehntausend?«
Der Fremde wurde wieder ernst. »Mr. McBride«, sagte er, nachdem er eine Fliege erschlagen hatte, die in seinem Nacken gelandet war, »ich lasse Sie ganz umsonst gehen. Aber so viel Geld, dass ich vergessen könnte, was Sie hier angerichtet haben, gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
»Zwanzigtausend, wenn Sie mich in Ihrem Helikopter mit zurück in die Stadt nehmen. Zwanzigtausend, bar auf die Hand!«
»Tut mir leid, Mann. Der Flieger ist voll.«
»He, warten Sie …«
»Komm, Horace.« Der Fremde lief los und verschwand in den Schwarzrankensümpfen. Horace folgte bei Fuß.
»Hey, was soll das?«, brüllte Drake McBride ihm hinterher. »Was ist mit mir? Wie soll ich hier rauskommen?«
Nachwort
Mehr als einen Monat nach dem Verschwinden von Mrs. Stark gingen die Schüler ihres Biokurses vor der dritten Stunde ängstlich in den Biologiesaal. Ihre Mienen spiegelten eine Mischung aus Aufgeregtheit und Unsicherheit, denn Gerüchten zufolge würde die berüchtigtste (und mit Sicherheit berühmteste) Lehrerin der Truman School an diesem Tag erstmals seit dem Buschfeuer in den Schwarzrankensümpfen wieder unterrichten.
Inzwischen wusste jeder an der Schule, was passiert war – Nick und Marta hatten die Panther-Story mindestens hundert Mal erzählt. Nicks Bericht von seiner kühnen Baumbesteigung hinauf zu dem Pantherweibchen endete damit, dass er gesprungen war und das Bewusstsein verlor. Ganz vage erinnerte er sich auch noch, dass er in einem Hubschrauber wieder zu sich kam und einen Bluthund sah – ausgerechnet! –, der ihm die Schuhe vollsabberte.
Martas Geierschnäbelkette war die Attraktion an der Schule. Zu ihrer Version des Pantherabenteuers gehörte, wie sie mit Gewehr im Anschlag Wache gestanden und einen verrückten Eindringling vertrieben hatte, während Nick zum Zweck der Wiedervereinigung von Mutter und Kind hoch oben im Baum saß. Marta hatte auch anschauliche Details vom Rettungsflug im Hubschrauber beizusteuern, einschließlich der gewagten Landung auf dem Dach des Krankenhauses.
Aber egal wer sie erzählte, es war eine gute Geschichte.
Mit dem Läuten der Schulglocke betrat Dr. Dressler den Biologiesaal. Er sah heiter und unerschütterlich aus wie selten, und das hatte seinen Grund: Der Verwaltungsrat der Schule hatte soeben den Vertrag des Schulleiters um fünf weitere Jahre verlängert und ihm wegen des breiten positiven Medienechos noch eine großzügige Gehaltserhöhung als Sahnehäubchen gewährt.
Bunny Stark und drei ihrer Schüler hatten das Leben eines seltenen jungen Panthers gerettet und gleichzeitig mitgeholfen, verbrecherische Ölbohraktionen im Naturschutzgebiet Big Cypress aufzudecken. Die Geschichte machte nicht nur in ganz Florida Schlagzeilen – auch CNN berichtete darüber.
Das alles führte dazu, dass bei der Truman School jede Menge Anmeldungen eingingen und, was noch wichtiger war, Spenden. Auch wenn Dr. Dressler selbst an den Heldentaten von Mrs. Stark und ihren Schülern keinen Anteil hatte, so genoss er es doch, sich wenigstens am Rande in ihrem Glanze zu sonnen.
»Ich habe zwei kurze Ankündigungen zu machen«, sagte er zu den Schülerinnen und Schülern des Biologiekurses. »Erstens: Der Schulverweis für Duane Scrod junior ist hiermit aufgehoben. Mit Stolz und Freude heiße ich ihn wieder in unserer Schule willkommen.«
Er wandte sich zur offen stehenden Tür und
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