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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Teil der Helix besteht aus Zuckerphosphaten, der innere aus Stickstoffbasen.«
    Die Klasse bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Mrs. Stark schwankte leicht an ihren Krücken. »Sehr gut, Graham«, brachte sie schließlich hervor. »Ein historischer Tag.«
    Nick warf Marta einen kurzen Blick zu. Anders als so oft im Biologieunterricht bei Mrs. Stark sah sie absolut nicht so aus, als würde ihr gleich schlecht. Sie lächelte Nick zu und flüsterte: »Ich habe auch das ganze Kapitel auswendig gelernt.«
    Inzwischen hatte Mrs. Stark sich von Grahams richtiger Antwort erholt und bat ihn, sich wieder zu setzen.
    »Aber ich habe noch eine Frage«, sagte Graham. »Eine ganz wichtige.«
    »Das will ich auch hoffen.«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, werden Sie wieder ganz gesund?«, wollte Graham wissen. »Wir haben uns alle Sorgen um Sie gemacht.«
    Mrs. Stark schien überwältigt. Sie sah erst kurz zu Nick und Marta hinüber, dann zu Duane.
    Nach diesem kurzen verwirrten Moment sagte sie: »Danke für die Nachfrage, Graham. Aber es kommt alles wieder in Ordnung.«
    Sie nahm einen gelben Bleistift der Marke Ticonderoga, Stärke Nr. 2, von ihrem Pult und tippte sich damit auf die linke Hüfte.
    »Die Kugel ist hier eingetreten, unterhalb des Gelenks«, erklärte sie. »Von hier ist sie durch das ganze Bein gewandert. Zum Glück hat sie die Oberschenkelarterie verfehlt, wenn auch nur knapp.«
    Skeptisch betrachtete sie ihre fasziniert lauschenden Schüler. »Ich nehme an, außer Libby kann niemand die Rolle der Oberschenkelarterie im menschlichen Kreislauf erklären.« Libby lief rot an. »Entspann dich, Mädchen. Intelligent sein ist keine Schande.«
    Wegen ihrer Verletzung legte Mrs. Stark in dieser Stunde nicht die übliche Strecke zurück, dennoch war sie ständig in Bewegung. »Aber bevor wir näher auf die Eigenschaften der Doppelhelix eingehen«, sagte sie, als sie wieder durch den Mittelgang kam, »wäre da noch eine Kleinigkeit.«
    Sie blieb vor Smokes Pult stehen und reichte ihm einige Seiten. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie.
    »Dein Akne-Aufsatz«, sagte Mrs. Stark.
    »Ach ja, richtig.« Smoke strich sich die schwarze Haartolle aus der Stirn.
    »Der Titel ist raffiniert«, sagte Mrs. Stark. »Der Fluch der permanenten Pickel. Ein Stabreim – hübsch.«
    »Danke«, murmelte Smoke, aber er klang misstrauisch.
    »Ich wusste, dass du Humor hast, Duane. Habe ich das nicht damals schon der Klasse gesagt? Einen irren Sinn für Humor.«
    Er sah zu ihr auf. »Hier steht, ich hätte ein A minus.«
    Mrs. Stark nickte. »Stimmt. Und hättest du endokrin nicht falsch geschrieben, wäre es ein glattes A geworden.«
    Marta pfiff unhörbar. Mrs. Stark geizte normalerweise mit der Bestnote.
    »Aber Dr. Waxmo hat mir ein D plus gegeben.«
    »Weil er ein hoffnungsloser Fall ist, dieser Dr. Waxmo«, sagte Mrs. Stark. »Eine trübe Tasse, offen gesagt.«
    Die brutalen roten Striche aus Dr. Waxmos Feder prangten auf Smokes Aufsatz wie Ketchup-Flecke, ebenso wie das übergroße A –, mit dem Mrs. Stark auf der Titelseite die Note des Vertretungslehrers überschrieben hatte.
    »Ich hatte noch nie ein A«, sagte Smoke. »Das ist jetzt kein schlechter Scherz, oder?«
    Hoffentlich nicht, dachte Nick. Er hoffte, dass Mrs. Stark nicht wieder gemein zu Smoke war, nicht nach allem, was geschehen war.
    Auf ihre Krücken gestützt, sagte Mrs. Stark: »Nein, Duane, in Fragen der Wissenschaft scherze ich nicht. Niemals.«
    »Okay.«
    »Du hast einen soliden, gut recherchierten Text geschrieben. Ich habe sogar ein paar Dinge über Pickel gelernt, die ich bisher nicht wusste.« Sie tippte mit ihrem gelben Bleistift in die Luft über dem A. »Du hast es dir verdient.«
    »Vermutlich«, sagte er. Und dann biss er beiläufig den Bleistift mittendurch, zerkaute Holz und Mine und schluckte alles mit einem trockenen Würgen hinunter.
    In der Klasse herrschte Grabesstille, niemand vermochte zu glauben, was sie da gerade gesehen hatten. Nick merkte halb, dass ihm der Mund offen stand. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Marta niedergeschlagen den Kopf in die Hände stützte.
    Mrs. Stark machte schmale Augen und betrachtete finster den feuchten Stummel zwischen ihren Fingern. Ganz langsam breitete sich, was selten vorkam, ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
    »Eins zu null für dich, Duane.«
    »So ist es«, sagte er und grinste zurück.
     
    Am selben Morgen hinterlegte Jimmy Lee Bayliss eine Kaution beim

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