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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Bezirksgefängnis. Eine Wärterin, Mrs. Waters, begleitete ihn von seiner Zelle zur Anmeldung, wo er seine persönlichen Gegenstände in Empfang nahm.
    »Ist er schon aufgetaucht?«, fragte er.
    Er meinte seinen Ex-Chef, Drake McBride, der als vermisst galt, seit er im Naturschutzgebiet Big Cypress in den Nebel gerannt war. Jimmy Lee Bayliss selbst hatte sich, um einen längeren Gefängnisaufenthalt zu vermeiden, zu der Brandstiftung im Sumpfgebiet bekannt. Außerdem hatte er versprochen, vor Gericht gegen Drake McBride auszusagen, dem etliche schwere Straftaten zur Last gelegt wurden, darunter die versuchte Tötung des vom Aussterben bedrohten Florida-Panthers.
    »Komischer Zufall«, antwortete Mrs. Waters. »Mr. McBride wollte gestern unter falschem Namen in einem Nobelhotel in Miami Beach absteigen, mit kahl rasiertem Schädel und einem Spitzbärtchen.«
    Jimmy Lee Bayliss staunte, dass dieser Trottel es tatsächlich geschafft hatte, aus der Wildnis herauszufinden. Schließlich fehlten ihm sämtliche Fähigkeiten, die man zum Überleben in der freien Natur brauchte, und sein Orientierungssinn war so gut wie nicht vorhanden. Die Gefängniswärterin erzählte, dass Drake McBride zehn Kilo abgenommen hatte, während er immer im Kreis durch die Schwarzrankensümpfe gelaufen war. Irgendwann war er auf die Route 29 gekommen, wo ein mitleidiger Fernfahrer ihn mitgenommen hatte.
    »Als sie ihn festgenommen haben, gönnte er sich gerade eine Vollmassage«, sagte Mrs. Waters.
    »Woher wussten Sie, wo er untergetaucht war?«, fragte Jimmy Lee Bayliss.
    »Sein eigener Vater hat ihn angezeigt.«
    »Na super.«
    »Anscheinend hatte Mr. McBride ihn angerufen, um ihn um Geld anzubetteln. Sein Vater war so sauer, dass er die Polizei angerufen und ihnen die Adresse des Hotels genannt hat. Und die Zimmernummer auch.«
    »Der Ärmste, mir kommen gleich die Tränen. Ist mein Anwalt da?«
    »Er wartet draußen«, sagte Mrs. Waters.
    Sie reichte Jimmy Lee Bayliss eine Papiertüte mit seiner Armbanduhr, seiner Brieftasche und seinem Handy sowie einer zerdrückten Schachtel, in der einmal Magentabletten gewesen waren. Er bedankte sich und ging auf die Stahldrahttür zu, dem Tor zur Außenwelt.
    Mrs. Waters hielt ihn zurück. »Bevor Sie uns verlassen, Mr. Bayliss, wollte ich Ihnen noch etwas sagen: Mein Sohn war einer der Schüler, die draußen in den Sümpfen waren, als Sie das Feuer gelegt haben. Und er war auch da draußen, als Ihr Kumpel wild um sich schoss.«
    Jimmy Lee Bayliss blieb nichts anderes übrig, als Mrs. Waters weiter zuzuhören. Sie hielt die Schlüssel zum Ausgang in der Hand und schien es absolut nicht eilig zu haben, aufzuschließen.
    »Das tut mir aufrichtig leid, Mrs. Waters. Ich hoffe, Ihrem Jungen ist nichts passiert«, sagte er. »Aber glauben Sie mir, Drake McBride war nie mein Kumpel.«
    »Versuchen Sie nicht, sich zu drücken, Mr. Bayliss. Sie haben doch in diesem schmutzigen Geschäft mit ihm unter einer Decke gesteckt. An allem, was da draußen passiert ist, tragen Sie genauso die Schuld wie er.«
    So war’s, und Jimmy Lee Bayliss hatte nicht den Nerv, ihr zu widersprechen. »Ich will versuchen, es wiedergutzumachen«, sagte er geknickt.
    »Geldgierig waren Sie.«
    »Sie haben ja recht, Ma’am.«
    »Und absolut skrupellos«, fügte sie hinzu.
    »Ich weiß.« Jimmy Lee Bayliss schaute sehnsüchtig nach der verschlossenen Tür. Mrs. Waters kam näher und bohrte ihm den Zeigefinger in die Brust.
    »Mein Sohn hat sich da draußen den Arm gebrochen«, sagte sie.
    »Du lieber Himmel, wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass es mir leidtut?«, sagte Jimmy Lee Bayliss nervös. Er fühlte sich wie in einer Falle. Bisher hatte die Wärterin ihn immer anständig behandelt.
    »Wenn Sie demnächst vor Gericht stehen, Mr. Bayliss, dann sollten Sie im Zeugenstand die Wahrheit sagen. Das heißt, Sie müssen dem Richter alles erzählen, was Sie getan haben, und alles, was Sie wissen.«
    »Sicher. Selbstverständlich.«
    »Sie haben ein Abkommen geschlossen. Halten Sie sich daran.«
    »Das hab ich vor«, versicherte Jimmy Lee Bayliss.
    »Und dass Sie mir nicht auf dumme Gedanken kommen.« Mrs. Waters zog einen Stapel Hochglanzprospekte über Mexikoreisen hervor. Jimmy Lee Bayliss wurde blass.
    »Die habe ich in Ihrer Zelle unter der Matratze gefunden«, sagte sie.
    Jimmy Lee Bayliss gelang ein Achselzucken. »Man darf ja wohl noch träumen, oder?«
    »Nicht, wenn der Richter den Pass eingezogen hat. Auf

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