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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Wiedersehen, Mr. Bayliss.«
    Nicks Mutter schloss die schwere Stahltür auf, und Jimmy Lee Bayliss verließ mit schweren Schritten das Gefängnis.
    Der Anwalt, den er bisher nur per Telefon kennengelernt hatte, erwartete ihn in der Eingangshalle. Er trug einen Zweireiher und hatte einen Aktenkoffer aus der Haut eines toten Krokodils dabei. Sein Name war Bernard Beanstoop III.
    »Aber jeder nennt mich Bernie Bohne«, sagte er fröhlich.
    Jimmy Lee Bayliss schüttelte dem Anwalt die Hand und sagte: »Freut mich, Sie kennenzulernen, Bernie.«
    Aber das meinte er nicht im Ernst.
     
    Mit aller Kraft, über die ihr siebenundsiebzig Jahre alter, fünfundvierzig Kilo schwerer Körper verfügte, hämmerte Millicent Winship an die Tür. Sie war wild entschlossen, die Mahler-Sinfonie, die ihr aus dem Haus ihres Schwiegersohnes entgegenschallte, zu übertönen. Schließlich schritt sie die Stufen vor dem Haus wieder hinunter und griff nach einem Stemmeisen, das in dem chaotischen Hof herumlag. Ihr Chauffeur sah zu, wie sie in aller Seelenruhe auf ein Fenster zuging und es mit einem Schlag zertrümmerte. Er hätte nicht gewagt, ihr in den Arm zu fallen.
    Die Musik endete abrupt und Duane Scrod senior erschien auf der Veranda, den hysterisch kreischenden Ara auf der Schulter.
    »Bist du noch bei Trost, Millie?«, brüllte er.
    »Sag deinem Papagei, er soll endlich still sein.«
    »Wag es bloß nicht, Nadine anzurühren!«
    »Hilfe!«, schrie der Vogel. »Au secours! Help!«
    Aus dem zerbrochenen Fenster schob sich zu Mrs. Winships Überraschung verschlafen ein brauner, schlappohriger Schädel.
    »Junior hat einen Bluthund geschenkt bekommen«, erklärte Duane Scrod senior unglücklich. »Sein Name ist Horace.«
    Mrs. Winship lehnte das Stemmeisen an die Hauswand. »Wir hatten eine Verabredung zum Mittagessen. Um Punkt zwölf. Jetzt ist es halb eins.«
    Duane senior schlug sich vor den Kopf. »Oh verdammt.«
    Mrs. Winship kraulte dem Hund die gefurchte Stirn. »Du weißt, wie ich über Unhöflichkeit denke, Duane.«
    »Ich hab mich im Datum geirrt – ich dachte, wir wären für morgen verabredet.«
    »Und was ich von Nachlässigkeit halte, weißt du auch, Duane.«
    »Tut mir leid, Millie.«
    Der Ara krähte und flatterte mit den Flügeln, als wollte er sich gleich auf Mrs. Winship stürzen. Sie sah ihn böse an und sagte: »Untersteh dich!«
    Duane Scrod senior stopfte sein vorlautes Haustier in den Käfig. Dann warf er sich ein sauberes Hemd über und fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare.
    Mrs. Winship hatte einen Tisch in einem Restaurant nahe des Naples Pier reserviert, auf der Terrasse, von der aus man die Möwen beobachten und den Wellen lauschen konnte, die sich am Strand brachen. Duane senior allerdings konnte die sonnige Szenerie nicht genießen, dazu war er viel zu nervös.
    »Ich zahl dir alles zurück«, platzte er gleich heraus.
    »Wovon sprichst du?«
    »Von dem Anwalt, den du für Junior angeheuert hast. Der war nicht billig, das weiß ich.«
    Mrs. Winship spießte kopfschüttelnd eine Garnele in ihrem Salat auf. »Der Mann hält sich für Perry Mason. Kaum war der Vorwurf der Brandstiftung fallen gelassen worden, hat er jedes Interesse an D.J. verloren. Zwei volle Wochen Jugendgefängnis? Mr. Beanstoop und ich haben uns auf einen deutlichen Nachlass in seinem Honorar geeinigt.«
    »Wer ist Perry Mason?«, fragte Duane senior.
    »Ach, vergiss es.«
    »Ich will dir das Geld trotzdem zurückzahlen.«
    »Übernimm du das kaputte Fenster, dann sind wir quitt.«
    »Aber ich habe jetzt wieder Arbeit, Millie. Es kommt wieder Geld rein.«
    Mrs. Winships Arm mit der Gabel und der nächsten aufgespießten Garnele stockte auf halber Strecke zwischen Teller und Mund. »Was für eine Arbeit?«
    »Als Klavierlehrer. Drei Kinder haben sich schon angemeldet. Sie kommen einmal die Woche.«
    »Ausgezeichnet.« Mrs. Winship lächelte.
    »Reich werde ich damit nicht«, sagte Duane senior. »Aber es ist eine gute Arbeit. Sie macht mir Spaß.«
    »Talentiert warst du schon immer. Das war nie das Problem.«
    »Und weißt du noch was? Ich hab meinen fahrbaren Untersatz wieder. Smithers Chevrolet hat mir ein neues Getriebe in den Tahoe eingebaut. Endlich haben sie nachgegeben, Millie. Ich hab gewonnen.«
    »Gratuliere«, sagte Mrs. Winship.
    »Und neu lackieren wollen sie ihn auch.«
    »Das ist auch nur angemessen.«
    Dass sie kürzlich mit Randolph Smithers telefoniert hatte, erwähnte Mrs. Winship nicht. Wie sie richtig

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