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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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des Bezirkssheriffs an, um die Lehrerin als vermisst zu melden. Man sagte ihm, ein Polizeibeamter werde zur Schule kommen, um alle Informationen aufzunehmen.
    Während er wartete, griff Dr. Dressler zu einem Schreibblock und schraubte einen silbernen Füllfederhalter auf, ein Geschenk des Abschlussjahrgangs 2003. Ihm war klar, dass er einige Sätze über Mrs. Stark und das Buschfeuer zu Papier bringen musste, um sie am Morgen vor der versammelten Schulgemeinde vorzutragen. Ihm war schleierhaft, wie er all die Fragen beantworten sollte, die jeder an der Schule stellen würde. Vor allem musste er verhindern, dass sich in Windeseile die wildesten Gerüchte in den Gängen ausbreiteten.
    Miss Moffitt hatte recht gehabt. Es war schrecklich.
     
    Libby Marshall war nach der Exkursion so aufgedreht, dass ihre Eltern schon fürchteten, sie nie ins Bett zu bekommen. Immer wieder fing sie mit Mrs. Stark an und fragte sich, wieso die Lehrerin denn nicht mit dem Asthmaspray zur Schule gekommen sei. »Hoffentlich ist alles in Ordnung mit ihr«, sagte sie zu ihrem Vater. »Stell dir vor, sie ist vom Feuer eingeschlossen! Oder verletzt!«
    »Ich bin sicher, dass es ihr gut geht, Süße«, versuchte Libbys Mutter sie zu beruhigen. »Ich wette, wenn du morgen zur Schule kommst, steht deine Medizin schon auf deinem Platz.«
    Ihr Dad war sich da nicht so sicher. Jason Marshall war Kriminalbeamter im Amt des Sheriffs vom Bezirk Collier. Seit Libby von dem Buschfeuer berichtet hatte und von der Lehrerin, die allein zurückgegangen war, um das Spray zu suchen, machte er sich Sorgen. Es kam ihm seltsam vor, dass Mrs. Stark nicht einmal angerufen hatte.
    Während Libby sich die Zähne putzte, telefonierte Jason Marshall von der Küche aus leise mit einem Freund bei der Feuerwehr. Dabei erfuhr er, dass das Feuer im Naturschutzgebiet Big Cypress erloschen sei, man aber einen Wagen gefunden habe, der auf den Namen einer Mrs. Bunny Stark registriert sei, die sich vermutlich in den Sümpfen verirrt habe und als vermisst galt.
    Libbys Vater wollte vermeiden, dass Libby sich noch mehr aufregte, und so sagte er ihr nichts von dem, was er soeben gehört hatte. Sie würde es früh genug selbst erfahren – vermutlich sobald sie am nächsten Tag die Schule betrat.
    Endlich, so gegen halb elf, schlief Libby ein. Und keine halbe Stunde später fielen auch ihrer Mutter schlagartig die Augen zu. Bonnie Marshall war Chefin eines beliebten Frühstückscafés auf Marco Island und musste wegen der weiten Fahrt jeden Morgen schon vor Sonnenaufgang aus dem Bett.
    Nun war Jason Marshall derjenige, der im Bett lag und nicht schlafen konnte. Er setzte sich und schlug ein Buch auf, las dann aber doch nicht. Er musste immer wieder an Libbys Lehrerin denken. Jeder halbwegs intelligente Mensch konnte eine Nacht im Big-Cypress-Reservat überleben. Man musste nur eine trockene Stelle finden und sich ruhig verhalten. Von den Insekten mal abgesehen, würde man da unbehelligt bleiben, wenigstens was wilde Tiere betraf. Der größte Fehler wäre es, in Panik querfeldein durch die Wildnis zu rennen. Dann nämlich stünden die Chancen nicht schlecht, von einer Mokassinschlange gebissen oder von einem Wildschwein oder einem Bären angefallen zu werden.
    Es war schon weit nach Mitternacht, als Jason Marshall die Augenlider schwer wurden und er das Licht ausschaltete. Es kam ihm so vor, als wäre er eben erst eingeschlafen, als seine Frau ihn an der Schulter rüttelte, weil der Hund unten im Wohnzimmer wütend bellte. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte zwanzig nach zwei.
    »Sam spielt verrückt«, sagte Bonnie. »Sieh besser mal nach.«
    Sam war ein schwarzer Labrador Retriever von fünf Jahren, ein extrem sanftmütiges Tier, das ganz selten bellte, nicht einmal, wenn streunende Katzen durch den Garten liefen. Jason Marshall zog die Nachttischschublade auf und nahm seinen Polizeirevolver heraus, der mit einem Zahlenschloss gesichert war. Er zog sich seine Jeans über und ging schnell hinunter ins Wohnzimmer. Sam stand ganz starr vor der Haustür. Er knurrte, und die Nackenhaare hatten sich aufgestellt.
    »Ruhig, mein Junge«, sagte John Marshall und entsicherte die Pistole. Der Polizist spürte, wie sein Herz wild zu hämmern anfing; nie zuvor hatte er Sam so angespannt erlebt.
    »Wer da?«, fragte er durch die Tür.
    Keine Antwort. Sam legte den großen schwarzen Kopf schief und winselte.
    »Wer da?«, fragte John Marshall noch einmal.
    Auf der anderen Seite war nichts zu

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