Panther
Veränderungen im Speiseplan der nächsten Woche sowie um eine neue Bestimmung in der Kleiderordnung der Schule, wonach alle Arten von offenen Sandalen auf dem Schulgelände ab sofort verboten seien.
Aber die Schüler hörten schon nicht mehr zu; jetzt gab es nur noch ein Thema: Mrs. Stark. Neugierig waren alle ohne Ende, aber nicht ernsthaft besorgt. Nach der beruhigenden Rede des Schulleiters waren die meisten überzeugt, dass die Suchmannschaften die verschwundene Lehrerin bald finden würden. Danach wäre diese Episode nur eine weitere der vielen Legenden, die sich um das Leben dieser Lehrerin rankten.
Nach der Versammlung standen Nick und Marta vor der Schule und warteten auf das Läuten zur ersten Stunde, als Libby Marshall total aufgeregt angerannt kam. Sie platzte sofort mit ihren Neuigkeiten heraus.
»Dr. Dressler täuscht sich – Mrs. Stark hat sich nicht verirrt! Sie ist noch heute Nacht aus den Sümpfen rausgekommen! Ich muss ihm das unbedingt sagen, damit er eine Durchsage machen kann.«
»Du hast sie gesehen? Wo?«, fragte Marta.
Libby schüttelte den Kopf. »Gesehen hab ich sie nicht, aber sie war bei mir zu Hause und hat das hier auf die Veranda gestellt!« Libby hielt ihr Asthmaspray hoch wie eine Trophäe. »Sam hat’s gefunden. Sam ist unser Hund.«
»Hat irgendwer sie gesehen?«, wollte Nick wissen.
»Nein, aber Sam hat sie auf den Stufen zur Veranda gehört und wie verrückt angefangen zu bellen. Wer soll das sonst gewesen sein? Schließlich war sie ja diejenige, die zurückgegangen ist, um das Spray zu holen.«
Auch wenn Nick Mrs. Stark genauso wenig mochte wie die anderen Schüler, so hatte er doch gehofft, dass sie nicht verletzt war oder Schlimmeres. Libbys Neuigkeit war ermutigend. »Ich frag mich bloß, wieso sie nicht bei euch geklopft hat«, sagte er.
»Na, weil es schon so spät war«, erklärte Libby ungeduldig. »Das Licht war aus, und sie wollte uns wohl nicht wecken.«
Das leuchtete Nick und Marta ein.
»So, jetzt muss ich aber schnell zu Dressler«, sagte Libby, »und ihn auf den neuesten Stand bringen. Das muntert ihn sicher auf.« Und weg war sie.
Es läutete, und Marta griff nach ihrem Rucksack. »Also, wenn ich ehrlich bin – ich bin schon froh, dass die miese alte Hexe es heil aus den Sümpfen geschafft hat.«
»Ich auch«, sagte Nick.
»Obwohl ich mich frage, wieso es uns nicht egal ist, was mit ihr passiert.«
»Weil es mutig von ihr war, Libbys Medizin suchen zu gehen, trotz Feuer. Deshalb.«
Marta zuckte mit den Achseln. »Stimmt schon. Selbst Hexen haben ihre guten Tage.«
Dr. Dressler war optimistisch, wenn auch total verwirrt.
Nach der Schulversammlung hatte er einen Anruf vom Leiter der Feuerwehr erhalten, der ihm mitteilte, dass der blaue Prius von Bunny Stark bei Tagesanbruch, als die Suchmannschaften in die Schwarzrankensümpfe zurückkehrten, nicht mehr da war. Der Feuerwehrmann vermutete, dass Mrs. Stark irgendwann im Laufe der Nacht zu ihrem Auto zurückgefunden hatte.
Diese Theorie wurde noch untermauert durch die Information von Libby Marshall, die in Dr. Dresslers Büro stürmte und so atemlos mit der Geschichte über ihr Asthmaspray herausplatzte, dass der Schulleiter schon fürchtete, sie könnte ihr Medikament gleich brauchen.
Alle Fakten sprachen dafür, dass Mrs. Stark unbeschadet der Wildnis entkommen war. Wie sonst hätte die verlorene Medizin auf Libbys Veranda gelangen können?
Doch etwas ließ Dr. Dressler keine Ruhe: Niemand hatte die Biologielehrerin bisher gesehen oder gesprochen.
Dass sie an diesem Morgen nicht zum Unterricht erschienen war, fand er in Anbetracht der Umstände verzeihlich – aber sie hatte auch nicht angerufen, um ihm das mitzuteilen. Das war eine Verletzung der Schulregeln über die Anwesenheitspflichten der Lehrer, und es gab niemanden, der so auf die Einhaltung der Schulregeln pochte wie Mrs. Stark. Ein einziges Mal in achtzehn Jahren hatte sie einen Tag gefehlt, nachdem sie sich auf dem Weg zur Schule mit ihrem Auto überschlagen hatte, als sie einem Kaninchen auswich. Über das Funkgerät des Rettungswagens hatte sie sich krankgemeldet, und schon am nächsten Tag war sie mit Gipsarm, einem zugeklebten Auge und einem doppelt genagelten Schlüsselbein wieder zum Unterricht erschienen.
Sobald Libby sein Büro verlassen hatte, versuchte Dr. Dressler erneut, Mrs. Stark auf ihrem Handy zu erreichen. Er versuchte es wieder … und wieder … und wieder. Schließlich probierte er es bei ihr
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