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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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gelegt?«
    »Hat Ihnen das noch niemand gesagt?«, fragte die Beamtin.
    Der Schulleiter schüttelte wie benommen den Kopf.
    »Es wäre nicht das erste Mal«, fügte die Polizistin hinzu.
    Als sie Dr. Dressler von den früheren Fällen von Brandstiftung erzählte, konnte er nicht verbergen, wie schockiert er war. »Davon hatte ich keine Ahnung«, sagte er ernst. »Warten Sie, ich gebe Ihnen die Adresse des Jungen.«
    »Nicht nötig, die haben wir schon. Aus seinem Vorstrafenregister.«
    Dr. Dressler hatte nichts mehr von Duanes Vater gehört, was ihn nicht wunderte. Vielleicht hätte ja die Polizei mehr Glück bei dem Versuch, dem Mann mit dem geschwätzigen Papagei Informationen zu entlocken. Aber wieso stand in den Schulakten des Jungen nichts über diese Fälle von Brandstiftung? Womöglich hatte Duanes reiche Großmutter dabei die Hände im Spiel gehabt.
    Dr. Dressler fand den Gedanken schon sehr irritierend, dass Schüler seiner Schule in der Lage sein sollten, ein gefährliches Feuer zu legen, um sich an ungeliebten Lehrern zu rächen. Sobald die Beamten gegangen waren, machte er einen erneuten Versuch, Mrs. Stark anzurufen, doch auch dieses Mal meldete sich niemand – weder zu Hause noch am Handy.
    Dr. Dresslers Sekretärin streckte den Kopf zur Tür herein. »Die Carsons sind hier.«
    Der Schulleiter stöhnte entnervt auf. Mindestens einmal die Woche erschienen George und Gilda Carson in seinem Büro, um sich mit ihm über ihren Sohn Graham zu unterhalten, den sie für ein Genie hielten und der ihrer Meinung nach dringend eine, wenn nicht gleich zwei Klassen überspringen sollte.
    Dr. Dressler wusste jedoch definitiv, dass Graham Carson ein eher durchschnittlicher Schüler war, dem Nachhilfestunden in Mathematik und möglicherweise auch in Französisch nicht schaden würden. Er war ein ganz netter Junge, nur ein bisschen übereifrig – auf jeden Fall aber deutlich erträglicher als seine aufdringlichen, selbstgefälligen Eltern.
    »Ich hab keinen Nerv für die Carsons. Nicht heute«, erklärte Dr. Dressler seiner Sekretärin.
    »Aber sie stehen schon im Flur.«
    »Erzählen Sie ihnen, ich hätte eine ansteckende Halsentzündung. Oder dass mein Kater an den Zähnen operiert wird. Erfinden Sie etwas, egal was!«, sagte der Schulleiter verzweifelt und schlich sich zur Hintertür hinaus.
    Trotz Navigationsgerät hatte Dr. Dressler Mühe, das Haus von Mrs. Stark zu finden. Die Adresse in ihrer Personalakte lautete West Buzzard Boulevard 777,doch sein GPS kannte die Straße nicht. Also gab der Schulleiter stattdessen den East Buzzard Boulevard ein und fuhr immer nach Westen. Irgendwann wurde die Straße zur Schotterstrecke, und nach weiteren drei Kilometern, dort, wo zwischen Sägepalmen ein einsamer Blechbriefkasten hervorschaute, war endgültig Schluss.
    Der Briefkasten trug die Nummer 777,aber keinen Namen.
    Dr. Dressler stieg aus und sah sich zwischen Gebüsch und Bäumen nach einem Haus um. Schließlich fand er einen engen, halb zugewachsenen Pfad, der mehr einer Planwagenspur als einer Einfahrt glich. Vorsichtig folgte er dem gewundenen Lauf, der ihn schließlich auf eine Lichtung führte. Und dort stand, windschief und verlassen, ein dreistöckiges Holzhaus. Unkraut rankte sich an den Wänden hoch, und hinter allen Fenstern waren die Jalousien heruntergelassen.
    Dr. Dressler war kein besonders mutiger Mensch. Und in solcher Wildnis, weit ab vom geliebten Getöse und Gedröhne der Zivilisation, fühlte er sich ausgesprochen unbehaglich. Während er dastand und beklommen das alte Haus ansah, dachte er an all die dunklen Gerüchte, die ihm über Bunny Stark zu Ohren gekommen waren. Noch mehr als bei seinem Besuch im Hause der Scrods musste er gegen den Impuls zu flüchten ankämpfen. Doch auch dieses Mal trotzte er tapfer seinen Ängsten – Mrs. Stark mochte eigenwillig und streitlustig sein, aber sie war doch ein loyales und geschätztes Mitglied seines Kollegiums. Es ist meine Pflicht, sagte sich Dr. Dressler, mich zu vergewissern, dass es ihr gut geht.
    Ihm wäre allerdings wohler gewesen – um einiges wohler –, wenn Mrs. Starks blauer Prius vor dem Haus gestanden hätte. Doch der war nicht zu sehen.
    Dr. Dressler rief den Namen seiner Kollegin, aber es kam keine Antwort. Sein Puls beschleunigte sich spürbar, als er die Stufen zur Eingangstür hochstieg.
    »Mrs. Stark? Sind Sie zu Hause?«
    Nichts.
    »Mrs. Stark? Ich bin’s, Dr. Dressler.«
    Er setzte einen Fuß auf die Veranda und

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