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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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offensichtlich schon von anderen Schülern von diesem Aufsatz erfahren, denn sie zeigte keinerlei Reaktion.
    Nick redete weiter: »Dann sagte Duane so was wie ›Das wird Ihnen noch leidtun‹ oder so. Er war sauer – dann redet man schnell so daher.«
    Die Polizistin machte sich weiter Notizen. »Hat Duane einen Spitznamen?«, fragte sie, als ob sie das nicht längst wüsste.
    »Smoke«, sagte Nick.
    »Wieso wird er so genannt?«
    »Weil er das will.«
    Die Polizistin blickte kurz auf. »Einige deiner Mitschüler haben gesagt, er sei ein Pyromane, also jemand, der gern zündelt. Das sei der Grund.«
    »Keine Ahnung. Ich hab mit ihm nichts zu tun«, sagte Nick.
    »Aber das Gerücht kennst du auch, oder?«
    Nick spürte, dass die Beamtin ihn dazu bringen wollte, Duane für verrückt zu erklären. »Ich dachte, ich sollte mich an das halten, was ich gesehen habe und was ich weiß«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass Sie an Gerüchten interessiert sind.«
    Die junge Frau zog die Augenbrauen hoch. »Manchmal stellen sich Gerüchte auch als wahr heraus, Nick.«
    »Kann ich jetzt zurück in meine Klasse?«
    »Dieses Feuer in den Schwarzrankensümpfen hatte keine natürliche Ursache. Das war Brandstiftung.«
    »Was?!«
    »Die Ermittler sprechen von einem ›kontrollierten Feuer‹. Wer auch immer das Feuer gelegt hat, hat vorher einen Graben um den Brandherd gezogen, sodass es von selbst ausbrennen würde. Da wusste jemand genau, was er tat.«
    Nick war sprachlos.
    Die Polizistin pochte leicht mit ihrem Stift auf ihr Klemmbrett. »Hältst du es für möglich, dass Duane so etwas tun könnte, um sich an Mrs. Stark zu rächen? Dass er ein Buschfeuer legt, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen und ihr die Exkursion zu verderben?«
    »Ich kann es wirklich nicht sagen«, sagte Nick aufrichtig.
    Vor seinem inneren Auge lief noch einmal das Video ab mit der kurzen Sequenz, in der die verschwommene bräunliche Gestalt zwischen den Zypressen zu sehen war. Vielleicht war das ja Smoke gewesen. Aber diesen Gedanken behielt Nick für sich. Er musste dringend nach Hause, um sich das Video mit dem Sumpfschleicher noch einmal anzusehen.
    Aber die Polizistin war noch nicht fertig. »Duane war ziemlich wütend wegen der Strafarbeit, stimmt’s?«
    »Klar«, sagte Nick. Bei sich dachte er: Wer wäre das nicht? Mrs. Stark hatte Smoke schließlich zutiefst gedemütigt.
    »War dir bekannt, dass Duane mal in Schwierigkeiten war, weil er einen Bauwagen niedergebrannt hat? Damals war er gerade zehn. Ein anderes Mal wurde er erwischt, als er eine Reklametafel am Rande der Autobahn mit benzingetränkten Wischmopps in Brand setzte. Morgens um drei hat die Autobahnpolizei ihn festgenommen.«
    »Im Ernst?« Nick war platt. Das waren allerdings keine typischen Dummejungenstreiche mehr; das waren richtige Straftaten.
    »Hast du Angst vor Duane?«, fragte die Polizistin.
    »Eigentlich nicht. Der tut keinem was.«
    »Hatte Mrs. Stark Angst vor ihm?«
    Bei dieser Frage konnte sich Nick ein Lachen nicht verkneifen. Die Polizistin fragte, was so lustig sei.
    »Wenn Sie Mrs. Stark kennen würden, dann käme Ihnen die Frage auch komisch vor.«
    Die Polizistin brachte noch ein paar Zeilen zu Papier, bevor sie ihren Füller zuschraubte. »Nick, hast du irgendeine Ahnung, wo wir Duane finden könnten?«
    Nick schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Ganz ehrlich nicht.«
    Die Frau erhob sich. »Danke für deine Hilfe.«
    »Ich kenne Duane im Grunde überhaupt nicht«, betonte Nick noch einmal.
    »Das ist es ja. Keiner scheint ihn zu kennen, hab ich recht?«
    Sie öffnete die Tür und verabschiedete Nick.

6
    Nach Unterrichtsschluss klopften die Polizisten beim Schulleiter und erklärten ihm, dass sie bis auf zwei Personen mit ihren Befragungen durch seien.
    »Nun, von Mrs. Stark habe ich noch immer nichts gehört«, sagte Dr. Dressler, »und Duane Scrod fehlt heute.«
    Die Polizistin meinte, ein Kriminalbeamter werde den Fall weiter verfolgen, wenn nötig. »Es dürfte schwierig sein, dem jungen Mann nachzuweisen, dass er das Feuer gelegt hat«, sagte sie. »Die Ermittler der Feuerwehr haben keinerlei Beweismaterial am Tatort gefunden, nicht einmal ein abgebranntes Streichholz. Der Brandstifter hat seine Spuren gut beseitigt. Aber manchmal gibt so jemand seine Tat auch ohne Umschweife zu, wenn man ihn fragt. Pyromanen sind in dieser Hinsicht komisch.«
    Dr. Dressler setzte sich kerzengerade auf. »Ähm – Moment mal. Sie glauben, Duane hat das Feuer

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