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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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mögen – da wären Sie mit Sicherheit ganz schön durch den Wind.«
    »Möglich ist alles.«
    »War nur so eine Theorie.« Der Kommissar zog sein Handy aus der Tasche. »Wie war die Festnetznummer?«
    Inzwischen kannte der Schulleiter sie auswendig. »555-2346.«
    Jason Marshall wählte und wartete. Schon nach dem zweiten Klingeln schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    »Eine Nachricht«, flüsterte der Kommissar.
    »Was sagt Mrs. Stark?«
    Jason Marshall drückte auf die Wahlwiederholungstaste und reichte Dr. Dressler das Handy. Der Schulleiter lauschte aufmerksam dem Gruß vom Band:
    Hallo, liebe Anrufer. Wegen einer unvorhergesehenen Familienangelegenheit werde ich auf ungewisse Zeit nicht zur Schule kommen können. Ihr könnt mir eine Nachricht auf Band sprechen, es kann jedoch eine Weile dauern, bevor ich Zeit finde, mich zu melden. Dafür entschuldige ich mich im Voraus. Und jetzt der Signalton!
    »Ist das ihre Stimme?«, fragte der Kommissar.
    »Klingt nach ihr, eindeutig«, antwortete Dr. Dressler.
    »Erst der Brief, jetzt die Nachricht auf dem AB. Wenn ich ehrlich bin – im Moment kann die Polizei nichts weiter machen. Die Frau ist offensichtlich gesund und munter«, sagte Jason Marshall.
    »Aber warum ruft sie dann nicht an?«
    »Vielleicht hat sie keine Lust, Fragen nach einem ›familiären Notfall‹, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt, zu beantworten. Wie schon gesagt – vermutlich braucht sie einfach mal Ruhe, also hat sie sich irgendeine Ausrede einfallen lassen, um nicht zur Schule zu müssen.«
    »Aber das sieht ihr überhaupt nicht ähnlich«, betonte Dr. Dressler noch einmal.
    »Dass Menschen sich ausgebrannt fühlen durch ihre Arbeit, das kommt manchmal ganz plötzlich. Das habe ich schon öfter erlebt.« Der Kommissar öffnete die Autotür und setzte sich hinters Steuer.
    »Sekunde noch«, sagte Dr. Dressler. Mit ein paar Schritten war er beim Briefkasten und spähte hinein. Leer.
    Auf der Fahrt zurück zur Truman School befragte der Schulleiter Jason Marshall nach dem Stand der Ermittlungen in Sachen Brandstiftung. Der Kommissar berichtete, dass er die Informationen über Duane Scrod junior an die Feuerwehr weitergeleitet habe.
    »Aber bis jetzt hat man ihm nichts nachweisen können«, sagte er.
    »Irgendwelche Indizien?«
    »Nichts wirklich Handfestes. In der Nähe des Brandortes hat man einen Kugelschreiber gefunden mit einem Namenszug drauf: Red Diamond Energy. Das ist ein Energieunternehmen aus Tampa, das in der Nähe der Sümpfe ein kleines Feld für Öl- und Gasbohrungen gepachtet hat«, sagte Jason Marshall. »Aber dass unser junger Mann nicht bei denen auf der Gehaltsliste steht, muss ich Ihnen nicht sagen. Demnach ist es unwahrscheinlich, dass der Stift ihm gehört.«
    »Aber wie geht es dann weiter mit dieser Brandstiftung?«
    »Erst mal gar nicht, es sei denn, wir haben großes Glück.«
    Insgeheim war Dr. Dressler erleichtert, dass Duane junior nicht festgenommen werden würde, wenigstens nicht in nächster Zeit. Die negative Presse würde dem Ansehen der Schule nur schaden. Vor einigen Jahren war ein Schüler der Truman School mit einem geklauten Eiswagen erwischt worden, und sogar noch in Miami hatte das Fernsehen über die Sache berichtet.
    »Soll ich Sie anrufen, wenn Duane wieder zur Schule kommt?«, fragte der Schulleiter. »Möchten Sie ihn trotzdem noch sprechen?«
    »Kann nicht schaden – dann weiß er wenigstens, dass wir ihn auf dem Radar haben.«
    »Gute Idee«, meinte Dr. Dressler, obwohl er den Verdacht hegte, dass Duane Scrod junior sich nicht im Geringsten einschüchtern lassen würde.

8
    Der Hubschrauber startete vom Flughafen Naples aus in östlicher Richtung. Vorn neben dem Piloten saß ein dicklicher Mittdreißiger namens Drake McBride, der Generaldirektor der Red Diamond Energy Corporation. Hinter ihm saß sein Projektleiter Jimmy Lee Bayliss. Beide Männer trugen Kopfhörer mit Mikrofonen, sodass sie sich trotz des Motorenlärms unterhalten konnten.
    Drake McBride, der heißen Kaffee aus einem Styroporbecher schlürfte, trug einen Cowboyhut, Stiefel aus Schlangenleder und ein helles Seidenhemd mit Druckknöpfen. Jimmy Lee Bayliss hatte ein hellbraunes, langärmliges Arbeitshemd an und eine fleckige Hose. Auf seinem Schoß lag eine ausgebreitete Landkarte.
    Innerhalb von Minuten kreiste der Helikopter über den Schwarzrankensümpfen. Jimmy Lee Bayliss zeigte auf eine verkohlte, halbmondförmige Narbe in der verwilderten Prärie, die an das

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