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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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uralte Zypressenwäldchen grenzte.
    »Das da ist von dem Feuer«, sagte er zu seinem Chef.
    »Aber unsere Ausrüstung ist nicht beschädigt, richtig?«
    »Natürlich nicht«, sagte Jimmy Lee Bayliss und dachte: Hält der mich für einen Volltrottel?
    Drake McBride legte zum Schutz vor der grellen Sonne eine Hand über die Augen. »Parzelle 22 ist direkt unter uns?«
    »Genau.«
    »Und Parzelle 21 da drüben?«
    »Richtig«, sagte Jimmy Lee Bayliss.
    »Zeigen Sie mir mal die verdammte Karte.«
    Drake McBride war kein Texaner, aber er bemühte sich sehr, sich wie einer zu kleiden und auch so zu sprechen. Jimmy Lee Bayliss, der aus Houston stammte und seit sechsundzwanzig Jahren nach Öl und Erdgas bohrte, ärgerte sich darüber. Drake McBride stammte aus einem Ort im nördlichen New York und hatte nun wirklich kein Recht, mit breitem texanischen Akzent zu sprechen. Doch als einigermaßen intelligenter Mensch hätte Jimmy Lee sich nie mit jemandem angelegt, der ihm sein Gehalt zahlte.
    »Gehen Sie mal auf zweihundert Fuß runter«, sagte Drake McBride zum Piloten.
    Der Hubschrauber vertrieb ein paar verschreckte Schmuckreiher aus den Baumkronen und jagte ein Reh über die trockene Prärie.
    »Irgendwas zu sehen von dem verdammten Katzenvieh?«, fragte Drake McBride Jimmy Lee Bayliss.
    »Nein, Sir. Die Schüsse in die Luft dürften es endgültig vertrieben haben.« Jimmy Lee Bayliss kramte in seiner Hosentasche nach Magentabletten. Seit er beim Big-Cypress-Projekt mitmachte, hatte er furchtbares Sodbrennen. Als hätte er glühende Kohlen verschluckt, so kam es ihm manchmal vor.
    »Hätte mir auch nicht gerade das Herz gebrochen, wenn Sie das haarige Dings zerfetzt hätten«, sagte Drake McBride.
    »Die Gesetze sind ganz schön strikt, was das Töten von Panthern angeht. Die Polizei kennt da keinen Spaß, Sir.«
    »Panther – dass ich nicht lache!«, schnaubte Drake McBride. »Im Westen heißen diese Viecher Puma, und du kannst sie abknallen wie Kojoten.«
    »Wenn die Katze wieder auftaucht und irgendwer sie sieht, dann haben wir ein Problem«, fuhr Drake McBride fort. »Das Letzte, was wir brauchen können, sind Wildhüter, die durch unser Projektgebiet trapsen – wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Der Panther ist längst weg, Sir. Ich hab zwei Magazine verschossen, und das Tier ist so schnell abgehauen, so was haben Sie noch nie gesehen. Würde mich nicht wundern, wenn’s immer noch rennt.«
    »Hoffentlich haben Sie recht, mein Freund.«
    Das hoffe ich auch, dachte Jimmy Lee Bayliss. Panther waren die am meisten bedrohte Tierart in Florida, und wenn eine dieser Katzen irgendwo gesichtet wurde, dann zog das immer große Aufmerksamkeit auf sich. Und sollte irgendein übereifriger Wildhüter auf die Idee kommen, dass die Probebohrungen den Panther in seinem Lebensraum störten, dann könnte das für das ganze Projekt Verzögerungen bedeuten, wenn nicht sogar das Ende.
    Der Hubschrauberpilot zog noch einmal über die Stelle, wo es gebrannt hatte. Drake McBride sah hinunter auf das versengte Gras und die verkohlten Bäume, schlürfte seinen Kaffee und sagte: »Tja, Trockenzeit, so ist das nun mal.«
    Jimmy Lee Bayliss war sich nicht sicher, ob sein Boss witzig sein wollte.
    »Machen Sie einfach immer so weiter wie bisher«, sagte Drake McBride. »Damit wir so richtig loslegen können.«
    »Ja, Sir.«
    »Und nicht vergessen –«
    »Ich weiß schon«, unterbrach ihn Jimmy Lee Bayliss. »Immer schön bedeckt halten.«
     
    Nick und seine Mutter kamen am Sonntagabend aus Washington zurück. Am nächsten Morgen stand Nick früh auf, um sich den Arm zu bandagieren.
    Als er seine Mutter bat, ihm zu helfen, betrachtete sie skeptisch die Elastikbinde. »Was werden die anderen in der Schule wohl sagen?«
    »Das ist mir doch egal«, sagte Nick. »Ich will einfach, dass es mir so geht wie Dad.«
    »Es kann aber noch eine ganze Weile dauern, bis er nach Hause kommt.«
    »Ich brauch ein bisschen Vorsprung.«
    »Nicky, bitte.«
    »Bitte Mom, mach einfach.«
    Wie immer setzte Marta sich im Schulbus neben ihn. Sie fragte, was mit seinem rechten Arm los sei, der unter dem Hemd fest auf den Rücken gebunden war. Der rechte Ärmel seines blauen Schulblazers hing schlaff herunter.
    »Von jetzt an mache ich alles mit links«, sagte Nick.
    »Schreiben auch? Und was ist mit Baseball? Und Lacrosse?«
    »Alles.«
    Marta zog eine Augenbraue hoch. »Und du hast wirklich nichts mit dem Arm?«
    »Nichts.«
    »Das ist doch total beknackt, Nick.

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