Panther
eher traurig als verärgert. Trotz seiner wenig ansprechenden Persönlichkeit war Duane Scrod doch immer jemand gewesen, der hart gearbeitet und gut für seine Familie gesorgt hatte. Bis Whitney nach Frankreich durchgebrannt war. Danach hatte er sich mehr oder weniger aufgegeben. Auch an seinem Geschäft in Naples, einem Laden für antike Klaviere, hatte er alles Interesse verloren. Innerhalb eines Jahres war die Firma bankrott, und seitdem gelang es ihm nicht, eine feste Arbeit zu finden. Der Tiefpunkt war erreicht, als er die Chevrolet-Niederlassung abgebrannt hatte.
»In den sechs Monaten, die du eingesperrt warst«, sagte Mrs. Winship, »wieso hast du da nicht dafür gesorgt, dass dein Sohn mich anruft? Was hast du dir dabei gedacht, dass der Junge so ganz allein hier draußen leben musste?«
Duane senior sah von seinem zerstochenen Fuß auf. »Vielleicht habe ich mich geschämt und wollte nicht, dass du hörst, was passiert ist«, sagte er mit belegter Stimme. »Und außerdem: D.J. ist prima allein zurechtgekommen. Er musste nie hungrig zu Bett gehen – ich hatte ein bisschen Geld auf die Seite gelegt.«
Geld, das ich dir geschickt habe, dachte Mrs. Winship, damit dein Haus nicht an die Bank fällt.
»Es war mehr als genug fürs Essen«, fuhr Duane senior fort. »Mit dem Jungen lief’s gut, das hab ich dir schon hundert Mal gesagt.«
Mrs. Winship hob drohend den Zeigefinger. »Nichts läuft hier gut. Weder mit dir noch mit deinem Sohn – gar nichts. Es wird Zeit, Duane, dass du dein Leben wieder in den Griff kriegst. Zeit, nach vorn zu schauen.«
Der alte Korbsessel gab ein quietschendes Geräusch von sich, als Duane senior sich erhob. »Ja«, sagte er.
»Oui!«, krähte der Gelbbrust-Ara. »Yeah!«
Mrs. Winship verdrehte die Augen. »Würdest du deinem Papagei bitte sagen, er soll still sein?«
»Sie ist kein Papagei.«
»Wenn D.J. zelten wollte – wie ist er denn dahin gekommen?«
»Er ist selbst gefahren«, sagte Duane senior.
»Sonst noch was?«
»Er hat den Führerschein, Millie. Er ist vor zwei Monaten sechzehn geworden.«
Mrs. Winship kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Das ist mir bekannt. Ich habe ihm eine Karte zum Geburtstag geschickt, falls du dich erinnerst.«
Duane senior machte eine verlegene Miene. »Ich hab ihm gesagt, er soll dich anrufen und sich für den Scheck bedanken. Vermutlich hat er’s vergessen.«
»Das heißt, du hast ihm ein Auto gekauft?«
»Nicht doch. Wir haben ein gebrauchtes Motorrad gefunden, über ’ne Kleinanzeige, das hat er sich hergerichtet. D.J. hat eine Schwäche für Motorräder.«
»Na großartig«, sagte Mrs. Winship. »Zu Weihnachten kriegt er von mir einen Helm. Und eine Begräbnisversicherung.«
Duane senior runzelte die Stirn. »Sag mal, wieso musst du nur immer so schnippisch sein?«
»Wieso? Pourquoi? Why?«, krähte der Ara.
»Hör mir mal zu, Duane«, sagte Mrs. Winship mit Nachdruck. »Wenn ich nicht bald von meinem Enkel höre, dann kann ich dir das Leben außerordentlich unangenehm machen. Ich zahle nicht sein Schulgeld, damit er schwänzt und im Wald Würstchen grillt. Ich empfinde das als Beleidigung, und ich lasse mich nicht gerne beleidigen.«
Duane Scrod senior zuckte zusammen wie ein junger Hund, der mit der Zeitung eins hinten draufbekommen hat. »Ich versuche, Junior zu finden. Ich tu mein Bestes.«
»Gute Idee. Ich reise nämlich nicht ab, bevor ich ihn nicht gesehen habe«, erklärte Mrs. Winship. »Und jetzt gib mir eine ehrliche Antwort: Glaubst du, dass er derjenige war, der das Feuer in den Sümpfen gelegt hat?«
»Wenn ich ehrlich bin – ich kann’s nicht sagen.«
»Warum um alles in der Welt sollte er so etwas tun?«, sagte Mrs. Winship. »Da du der einzige andere Brandstifter bist, den ich kenne, dachte ich, du hättest da vielleicht den besseren Einblick.«
Die Augen ihres Schwiegersohnes blitzten zornig auf. »Ich hab dem Jungen nicht beigebracht, Feuer zu legen. Er weiß sehr wohl, dass das unrecht ist.«
»Dann können wir nur hoffen, dass die Polizei sich irrt.« Millicent Winship war schon halb die Treppe hinunter, als ihr Schwiegersohn ihr hinterherrief: »Hey, Millie, warte! Was hörst du von Whitney?«
Bei der Frage wurde es Mrs. Winship weh ums Herz. Sie wandte sich zu Duane senior um und sagte leise: »Sie bleibt in Paris.«
»Das Geschäft mit dem Käse läuft also gut?«
»Es tut mir leid, wirklich«, sagte Mrs. Winship. »Übrigens, dein geschätzter Vogel hat dir
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